Zehn Kilogramm wiegt der neue Bronze-Adler für das Denkmal (im Hintergrund), den Axel Hempfling und Siegfried Esslinger (von links) halten. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Der neue Adler für das Denkmal an der Bahnhofstraße ist fertiggestellt und soll bald wieder angebracht werden

Von Marzell Steinmetz

Sulz. Der Adler ist angekommen, allerdings muss er noch auf dem 1870/71-er Denkmal an der Sulzer Bahnhofstraße angebracht werden.

Wie berichtet, hat Siegfried Esslinger aus Glatt den Adler, der einst zu dem Denkmal gehörte, in Auftrag gegeben. Aus später Reue: 1945 ist der bronzene Raubvogel von der Säule abgeschlagen worden. Esslinger hat als damals Elfjähriger die Teile aufgelesen und später an einen Alteisenhändler verkauft.

Gestern brachte er den neuen Adler mit. Mit Axel Hempfling, der ganz in der Nähe seine Arztpraxis hat, fand er einen Sponsor. Eigentlich war es Adolf Kläger, der Hempfling darauf hingewiesen hatte, dass auf der Kugel immer noch die Krallen eines Adlers zu sehen sind. Alles weitere ergab sich dann bei der Weihnachtsfeier der Koronarsportgruppe, die auch Siegfried Esslinger besucht. Er erzählte dort Hempfling, wie es dazu kam, dass der Adler nach dem Einmarsch der Franzosen in Trümmern lag. Nicht die Franzosen hätten aber, wie viele in Sulz glaubten, den Adler von der Säule geschossen. Vielmehr hätten Zwangsarbeiter oder Kriegsgefangene den Vogel heruntergestoßen, weiß Esslinger.

Weil die Bahnhofstraße inzwischen ausgebaut und neu gestaltet worden ist, wollte Hempfling dazu einen Beitrag leisten und unterstützte Esslingers Vorhaben, das Denkmal wieder mit einem Adler zu versehen. Die Neuanfertigung ist allerdings deutlich kleiner.

"Das ist für die heutige Zeit angemessen", meinte Hempfling. Der neue Adler reckt auch nicht stolz den Kopf seitlich in die Höhe wie das Original – Fotos sind davon noch vorhanden – , sondern neigt den nach vorne gestreckten Kopf leicht nach unten. Das drückt eine eher demütige Haltung aus.

Das Denkmal an der Bahnhofstraße ist zuletzt kaum noch beachtet worden. Erst durch Esslingers bekannt gewordene Initiative gehen Passanten bewusster daran vorbei. Die Säule wurde "Zur Erinnerung an die Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches 1870-1871" 25 Jahre später errichtet. Oberhalb des Sockels sind die Namen von 18 Sulzer Bürgern zu lesen, die an dem Feldzug von 1870/71 teilgenommen hatten.

Die Kugel auf der Säule wird immer noch von den Krallen des ursprünglichen Adlers umfasst. Sie sollen dort auch auch bleiben. Der neue Adler wird montiert, sobald es wärmer wird. Das müsse fachmännisch gemacht werden, sagt Esslinger.

"Eine Lösung wird sich finden", teilt Bürgermeister Gerd Hieber mit. Esslingers Aktion sieht er als "sehr positiv". Damit komme das Denkmal wieder in den Blickpunkt und werde wahrgenommen.