Das Haus von Bauernfeind in Jerusalem, wo der Maler zusammen mit seiner Frau Elise und Sohn Otto wohnte. Foto: Vosseler Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Vortrag von Richard Weinzierl im Bürgersaal ist gut besucht / Einheirat nicht unproblematisch

Mit "Gustav Bauernfeind und die Templer" setzt die Volkshochschule ihre Vortragsreihe über den berühmten Sohn der Stadt weiter fort.

Sulz. Anknüpfend an den vierten Vortrag ging Richard Weinzierl nochmals auf die Werbung von Bauernfeind um Elise Bertsch von Jaffa ein, aber aus einem anderen Blickwinkel. Glaubensthemen anstatt Bilder bestimmten fortan den Inhalt aller seiner Briefe.

Obwohl Elise ihm ihr Jawort gab, war seine Einheirat in eine Templerfamilie nicht unproblematisch. Sein zukünftiger Schwager Theodor Sandler war überzeugter Templer und Bürgermeister der Kolonie in Jerusalem. Georg Hardegg, der Vater von Ernst Hardegg, einem Vetter von Elise, war sogar Mitbegründer der Tempelgesellschaft. Wer waren die Templer?

Interessiert verfolgten die Besucher die Entwicklung der kirchlichen Lage in Württemberg im 19. Jahrhundert unter König Wilhelm I. Die Unzufriedenheit der Untertanen mit der Selbstherrlichkeit und dem Kirchenregiment führte schließlich am 19. Juni 1861 zur Gründung der Tempelgesellschaft als eigenständige Religionsgemeinschaft, deren theologisches Denken und praktisches Handeln stark auf Jerusalem ausgerichtet war.

Georg Hardegg war Vorsitzender und der Pietist Christoph Hoffmann war Bischof. Briefe und Bilder gaben immer wieder als anschauliche Zeitzeugen Aufschluss über die Entwicklungen und Sachverhalte.

Der Gedanke der Aussiedlung nach Palästina kam auf. Ein steiniger Weg lag hinter Hardegg und Hoffmann, bis sie im Frühjahr 1869 in Haifa die erste Templerkolonie gründeten, der weitere folgten. Das anschauliche Zeitgemälde des Referenten ließ die Kolonien aufblühen bezüglich Infrastruktur, Kultur, Landwirtschaft, Handel und Tourismus. Mit den Kolonien Jaffa und Sarona wuchsen weitere Siedlungsmittelpunkte heran. Die Uneinigkeit der beiden Gründer bezüglich der Leitungsbefugnisse führte zur Spaltung der Templer und 1877 zur Gründung der Kolonie Jerusalem, wo sich die Familie Bauernfeind niederließ.

Ein Foto der Familie von 1903 zeigte Bauernfeind mit seiner Frau Elise und Sohn Otto in Jerusalem in der Cremieux Straße 6. Beeindruckt hörte man immer wieder von den Aufbauleistungen der deutschen Siedler, denen die einheimische Bevölkerung zum Teil feindselig gegenüberstand.

Fotos gaben das Leben in der Kolonie wieder, wie der Blick in eine Bäckerei. So ist Jaffa mit der industriellen Entwicklung, besonders zu Beginn des 20. Jahrhunderts, und mit Kultur verbunden wie dem ersten archäologischen Museum Palästinas.

Ein eindrückliches Bild zeigt die Templerhäuser im modernen Jaffa. Als besonderes Ereignis lebte der Besuch von Kaiser Wilhelm II. in Jaffa und Jerusalem auf, wo er die Erlöserkirche einweihte, deren Glockenläuten eingespielt wurde. Das Geschenk der Siedler an ihn war das "Kaiseralbum" mit 30 kg Gewicht, das vier Aquarelle von Bauernfeind enthielt.

Die Kolonien Wilhelma und Bethlehem- Galiläa entstanden 1902 bzw. 1906. Bauernfeind selbst starb 1904, seine Frau Elise, inzwischen strenge Templerin, im Jahr 1907. Ein Foto von Peter Vosseler zeigte die beiden Grabstätten auf dem Templerfriedhof von Jerusalem.