Daniel Ochner (links) und Patrick Seba von der Firma Perrot Foto: Schwarzwälder Bote

St. Johann: Sanierung im Kirchturm

Von Timo Beyer.

Zur Zeit wird der Glockenstuhl der katholischen Kirche Sankt Johann erneuert. Die Arbeiten kommen schneller voran als von Pfarrer Georg Lokay erwartet.

Sulz. Mehr als 100 Stufen zählt Pfarrer Lokay auf dem Weg in den Glockenstuhl. Die ersten Neuerungen sind schon beim Aufstieg zu entdecken. Denn bis vor kurzem hatte die oberste Treppe im Turm nur ein Geländer. Doch nun ist auf der linken Seite ein weiteres dazugekommen. Es soll den Auf- und Abstieg erleichtern.

Endlich im Glockenstuhl angekommen, erwartet Lokay eine Überraschung. Denn Patrick Seba und Daniel Ochner, von der Firma Perrot, die gerade mitten in ihrer Arbeit sind, teilen ihm mit, dass schon am nächsten Dienstag alles erledigt sein wird. Zuvor hatte Kirchenpfleger Kurt Hanus noch geschätzt, dass die Arbeiten erst in vier bis sechs Wochen beendet sein werden.

Dabei gab und gibt es viel zu tun. "Der Grund für die Arbeiten war eine Prüfung durch das Amt für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg Stuttgart. Dabei wurde festgestellt. dass Mängel vorhanden sind", berichtet Hanus. Auf Grundlage dieses Prüfberichts habe die Firma Perrot eine Reihe von Maßnahmen vorschlagen, die wiederum von der Diözese abgesegnet worden seien. Selbst habe man das nicht beurteilen können: "Da ist man als Laie schnell überfragt", erklärt Lokay die Notwendigkeit der Überprüfung durch Experten.

So sei beschlossen worden, unter anderem die Klöppel und die Aufhängung der Glocken, die sogenannten Joche, komplett zu erneuern. Auch sei entschieden worden, die alte Läutmaschine durch eine neue zu ersetzen. Zwar habe es auch die Option gegeben, die Läutmaschine nur zu reparieren, doch: "Der Preisunterschied war so minimal, und nach der Reparatur hätte das nur fünf bis sechs Jahre gehalten", begründet Lokay die Entscheidung.

Im Glockenstuhl ist der Fortschritt der Arbeiten schon deutlich zu sehen. Am hellen Holz ist zu erkennen, dass die Joche bereits ausgetauscht wurden. Und im Inneren der Glocken hängen bereits neue Klöppel. Auch die neuen Motoren der Läutmaschine sind unter den Glocken bereits installiert worden. "Die Elektronik muss noch eingebaut werden", so Lokay. Ebenfalls neu sind die Schallgitter an den Fenstern, die Frank Klingele gebaut hat und von denen Lokay begeistert ist.

Allein die Erneuerung des Glockenstuhls soll 20 000 Euro kosten. Hinzu kommen die neuen Schallgitter und das Treppengeländer. "Mehr als 30 000 Euro kostet es nicht", ist sich Hanus sicher. Dabei seien ursprünglich Kosten in Höhe von 40 000 Euro veranschlagt gewesen.

Doch es kommen weitere Kosten auf die Kirchengemeinde zu. Im Januar 2021, nach Dreikönig, soll nämlich das Innere des Kirchenschiffs gestrichen werden. Das werde vermutlich nochmals zwischen 24 000 und 26 000 Euro kosten, mehr also als die Arbeiten im Glockenstuhl. Der Grund sei der komplizierte Gerüstbau, erklärt Hanus: "Das Gerüst ist teuerer als das Streichen."

Noch unklar ist, wann der Besuch einer Delegation aus dem tschechischen Pist nachgeholt wird, der wegen Corona ausfallen musste. Beide Orte sind durch eine Glocke verbunden, die zum Ende des Krieges aus der tschechischen Gemeinde geraubt wurde. Ursprünglich sollte sie zurückgegeben werden, doch nun wird sie als Zeichen der Versöhnung als dauerhafte Leihgabe in Sulz verbleiben. (wir berichteten).

Beim Besuch der Delegation soll Weihbischof Gerhard Schneider einen Gottesdienst halten, und die Glocke wird als Friedensglocke für Europa geweiht. Zeitzeugen aus Pist werden eine Führung durch den Glockenstuhl erhalten und ein auf Leinen gedrucktes Bild der Glocke soll an die Delegation übergeben werden. Zweisprachige Tafeln sollen an die Geschichte der Glocke erinnern.