Der HGV bietet mit der KAZ Firmen eine Plattform, sich zu präsentieren und um Nachwuchskräfte zu werben. Zahlreiche Schüler schauen sich um. Fotos: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

KAZ: Bei der Messe im Backsteingebäude informieren 55 Aussteller über Ausbildungsmöglichkeiten

55 Aussteller präsentierten sich am Freitag bei der Ausstellungsmesse KAZ in der Stadthalle und vor dem Backsteingebäude. "Wir konnten alle Berufe und Branchen abdecken", freute sich Gislinde Sachsenmaier, Vorsitzende des Sulzer Handels- und Gewerbevereins, der die Messe zusammen mit der Stadt organisierte.

Sulz. Der HGV hatte seinen Stand nach unten an den Eingang verlegt. Dort gaben die Schüler ihre "Katzenaugen" ab. Auf der Karte haben sie unter anderem ihre Berufswünsche notiert. "Die Schüler sind top vorbereitet", konnte Gislinde Sachsenmaier feststellen.

An den Ständen informierten zumeist die Auszubildenden. Die Lehrlinge von Automatik-Systeme Dreher hatten einen Roboter mit Greifarm konstruiert. Ein Gemeinschaftswerk: Beteiligt waren eine technische Zeichnerin, ein Industriemechaniker, ein Mechatroniker und ein Elektriker. Die Auszubildenden von "KitzlingerHaus" hatten ihren Stand selbst organisiert. Beim Nageln konnten die Besucher ihre handwerklichen Fähigkeiten testen. So schön mit Holz der Stand gestaltet war: Das Interesse am Zimmermannsberuf hielt sich in Grenzen. Die meisten wollten in die Industrie, nicht aufs Dach, erklärte einer der Auszubildenden.

"Vielleicht bekommen wir mehr Zimmerinnen", hofft Ausbildungsleiter Diether Kurtz. Zwei Mädchen erlernen den Beruf bei Kitzlinger bereits, und sie sind mit der Ausbildung ganz offensichtlich sehr zufrieden.

Ein verhaltenes Interesse am Baugewerbe hat auch Alexander Steeb festgestellt. Nicht nur am Stand: Normalerweise würden zwei bis drei Lehrlinge im Betrieb eingestellt, in diesem Jahr gebe es erstmals keinen Azubi im ersten Lehrjahr, bedauert Steeb. Dabei könne auch auf dem Bau Karriere gemacht werden. Dem Baugewerbe geht es nach wie vor gut, auch wenn die Aufträge aus der Industrie etwas einbrächen. Steeb macht sich deswegen noch keine Sorgen: "Wir sind breit aufgestellt."

VBM Medizintechnik präsentierte eine Neuheit. Firmenchef Volker Bertram befestigte eine Manschette am Arm einer jungen Frau. Durch Druck wird an Extremitäten ein blutleerer Zustand hergestellt. Die Neuentwicklung, die, so Bertram, bis zur Genehmigung Millionen gekostet habe, wird bei Operationen verwendet. Eine Auszubildende demonstrierte, wie ein Larynx-Tubus funktioniert. Dieser findet bei der Beatmung in Notfällen Anwendung und rettet Leben.

Über mangelndes Interesse konnte sich Harry Hurtz, Einstellungsberater des Polizeipräsidiums Tuttlingen, nicht beklagen. Die Chance zur Polizei zu kommen, sei noch nie so groß gewesen wie gerade jetzt. Die "Ausbildungsoffensive" schaffe im kommenden Jahr 1600 neue Stellen – doppelt so viele wie bisher. Karrieremöglichkeiten habe man bei der Polizei auch.

Am Stand von Maffel konnten sich die Schüler über die Berufe Industriekaufmann/frau und Industriemechaniker sowie diverse Studiengänge wie Maschinenbau informieren. Die Mädchen tendierten mehr zu den kaufmänischen, die Jungen zu den technischen Berufen, teilte Anna Lena Frommer mit. Gleich daneben hatte die Firma Exeron ihren Stand. Eine Kugel-Sortieranlage war hier ein Anschauungsobjekt.

"Mädchen sind zielgerichteter. Sie wissen, was sie wollen", sagte Norbert Faiss von Bosch-Rexroth. Das Unternehmen in Horb bildet unter anderem Zerspanungs- und Industriemechaniker aus, bietet aber auch Studienplätze an. Es seien fast mehr Mädchen als Jungs am Stand gewesen.

Pflegeeinrichtungen brauchen dringend Nachwuchskräfte. Im kommenden Jahr starte eine neue Pflegeausbildung, teilt Bianca Weinmann vom Haus der Betreuung und Pflege am Stockenberg mit. Vor allem Haupt- und Realschüler seien vorbeigekommen. Der Pflegeberuf müsse attraktiver gemacht werden, meinte sie mit Blick auf den akuten Fachkräftemangel, der erst kürzlich bei der "Woche der Pflege" des Landkreises in Sulz thematisiert wurde (wir berichteten).

Draußen war ebenfalls Betrieb: Info-Busse des Baugewerbes, der Gastronomie und des Lebensmittelhandels parkten dort.

HGV-Vorstandsmitglieder und Stadträte machten am späten Vormittag einen Rundgang, um mit einigen Ausstellern ins Gespräch zu kommen. Bürgermeister Gerd Hieber und Wirtschaftsförderer Hartmut Walter hatten sich wegen anderer Termine entschuldigen lassen. Insgesamt dürften die KAZ rund 900 Schüler aus Sulz, Dornhan, Oberndorf und Horb besucht haben.