Mit dem Modell Seal will BYD in Europa Marktanteile erobern. Foto: imago//Laurent Sanson

Die Stimmen, die China Verzerrung des Wettbewerbs vorwerfen, mehren sich. Diese erklären nicht Chinas Erfolg, findet unser Redakteur Klaus Köster.

Gerade einmal 20 000 Euro kostet die Produktion des Modells Seal, mit dem der chinesische Autohersteller BYD etablierten Autoherstellern Marktanteile abnehmen will. Das Konkurrenzmodell ID.3 von VW kostet in der Herstellung 31 000 Euro, errechneten Autoexperten der Schweizer Bank UBS. Wie ist so etwas möglich?

 

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte vor wenigen Tagen, die Weltmärkte würden von billigeren chinesischen Elektroautos überschwemmt. Nun legt die Europäische Handelskammer nach und wirft China vor, zudem die Tätigkeit europäischer Firmen in China zu erschweren.

Die Annahme, Chinas Erfolge bei der E-Mobilität seien allein auf staatliche Zuschüsse zurückzuführen, greift zu kurz. Denn auch Europa greift fürs E-Auto tief in die Steuerkasse – nicht nur in Form von Kaufprämien, sondern auch von gewaltigen Mitteln, wie man sie für die Ansiedlung einer Batteriefabrik im Norden ins Schaufenster stellt.

Der Erfolg chinesischer Autohersteller hat viel mit Versäumnissen der EU zu tun, die sich viel zu lange passiv verhielt, als China sich exklusiven Zugang zu vielen wichtigen Rohstoffquellen verschaffte, etwa in Afrika. Die sind nun für die E-Auto-Hersteller von unschätzbarem Wert.

Bis heute leben die Hersteller großer deutscher Autos so gut von ihren Verkäufen in China, dass sie davon geradezu abhängig sind. So schlecht kann der Zugang zum chinesischen Markt also nicht sein. Sanktionen wegen chinesischer Subventionen würden einen gefährlichen Handelskrieg heraufbeschwören und stünden zudem auf einer wackeligen Grundlage.