Die beiden älteren Flamingoküken sind schon gut zu sehen. Foto: Wilhelma

Es muss ja nicht immer gleich ein Affenbaby sein. Die Tierpfleger der Wilhelma sind genauso aufgeregt über den Zuchterfolg bei den Flamingos - die Kleinen sind allerdings noch grau. Wilhelma-Kurator Schleussner erklärt, wie sie zu ihrer rosa Farbe kommen.

Stuttgart - Die Küken schlüpften im Abstand weniger Wochen - zur Freude der Tierpfleger, denn es ist der erste Flamingo-Nachwuchs in der Wilhelma seit langer Zeit. Nach zwölf Jahren „Babypause“ sind selbst die Tierpfleger überrascht vom gleich dreifachen Erfolg.

„Ein Küken wurde 2003 geboren – seither keines“, berichtet Revierleiter Mario Rehmann. „Meist blieb es beim Balzen. Schon zur Eiablage war es selten gekommen. Brutversuche gab es kaum.“ Dieses Jahr sieht es anders aus: „Ende Juli, Anfang August und ganz frisch am 6. September haben drei Küken ihre Nester verlassen“, sagt Rehmann. „Es werden noch Gelege bebrütet.“

Vielleicht kommen in den nächsten Tagen zu den 58 Flamingos weitere dazu. Die drei Kleinen wachsen schnell und sind an ihrer Größe gut zu unterscheiden. Gemeinsam haben sie das flauschige Kleid weißgrauer Dunen. Beide Elternteile beteiligen sich am Brüten auf dem kegelförmigen Nesthügel und der Aufzucht. Sie füttern die Küken mit in der Speiseröhre gebildetem Nährsekret, reich an Blutzellen. Das macht es schwer, Flamingos künstlich aufzuziehen.

Die Küken ahmen aber bereits ihre erwachsenen Artgenossen nach, staksen durch den Teich, testen den typischen Stand auf einem Bein und filtern das Wasser kopfüber mit ihren Schnäbeln. „So beginnen sie spielerisch, Nahrung aufzunehmen“, erklärt Wilhelma-Kurator Dr. Günther Schleussner. „Über natürliche Farbstoffe in der Nahrung, Carotinoide genannt, kommt erst die Farbe in das Gefieder der Rosaflamingos. Ohne die bliebe ein Flamingo so gut wie weiß.“

Dass es früher in der Wilhelma Flamingos in kräftigeren Farbtönen gab, hat nichts mit dem Futter zu tun. Vielmehr wurden damals mehrere Arten gehalten, auch Kubaflamingos und Chileflamingos. „Nach der Umgestaltung der Anlage Ende der 1990er Jahre hatten wir entschieden, ausschließlich Rosaflamingos zu halten, damit es nicht zu ungewollten Artkreuzungen kommt“, sagt Schleussner.

Warum es seither aber mit der Vermehrung nicht richtig lief, blieb ein Rätsel. Denn die Neuerungen kamen gut an: Auch „Neigschmeckte“, wie Störche, Reiher und Nilgänse, die sich die Wilhelma aus freien Stücken als Wohnort aussuchen, frequentieren die verbesserte Anlage. „Der flache Wassergraben ist bei den Flamingos sehr beliebt, und auch das neue Bambus-Wäldchen nutzen sie gern als Rückzugsort“, so Schleussner. „Flamingos sind aber schreckhafte Tiere. Schleicht nachts ein Fuchs ums Gehege, kann die Nervosität schon die erfolgreiche Brut verhindern. Wir haben diesen Sommer den Besucherpfad durch den Bambushain gesperrt, um den Flamingos zusätzliche Ruhe zu verschaffen. Vielleicht hat das geholfen.“