Die Stuttgarter Kickers beweisen mit dem 2:0 im Spitzenspiel beim SGV Freiberg, welch homogene Einheit sie sind. Die Mannschaft steht bei Mustafa Ünal über allem, nicht jeder reagiert auf seine Entscheidungen gleich souverän, wie der Fall Halim Eroglu zeigt.
Es regnete, es stürmte, doch die widrigen äußeren Bedingungen hielten Mannschaft und Fans der Stuttgarter Kickers nach den heiß umkämpften 90 Minuten nicht von einer ausgiebigen Jubelsause ab. Mit dem nächsten Sieg in einem Spitzenspiel haben die Blauen am vorletzten Vorrunden-Spieltag ein weiteres dickes Ausrufezeichen gesetzt. Es war kein hochklassiges Spiel, aber dafür enorm intensiv, spannend und packend. Kickers-Coach Mustafa Ünal nannte es einen „Kraftakt“, weil vielen seiner Spieler auch noch die 120 Pokalminuten vom Mittwoch in Backnang in den Knochen steckten.
Doch die Blauen mobilisierten wieder einmal mit voller Leidenschaft, alles, was in ihnen steckt. „Dieses Spiel hat gezeigt, warum wir ganz oben stehen. Weil jeder dem anderen hilft, weil jeder für den anderen rennt“, sagte David Braig. Der eingewechselte Stürmer hatte mit seinem Kopfball nach einer Ecke von Christian Mauersberger (85.) für den 2:0-Endstand gesorgt. Für das 1:0 war Lukas Kiefer verantwortlich. Der Mittelfeldspieler verwertete einen missglückten Abschlag von SGV-Keeper Eric Gründemann aus 20 Metern zur frühen Führung (8.). „Diesem verdammten Tor sind wir fast das gesamte Spiel nachgelaufen“, haderte Freibergs Trainer Roland Seitz mit dem Patzer.
Kolbe überragend
Nach dem Treffer ging im diesmal aus Sicherheitsgründen bereits mit 2000 Zuschauern ausverkauften Wasenstadion eine ausgeglichene Partie mit wenig Torchancen über die Bühne. „Die Freiberger haben uns nicht in Riesenbedrängnis gebracht, wir haben alles sauber wegverteidigt. Der Sieg ist mehr als verdient“, lobte Sportdirektor Marc Stein vor allem die Hintermannschaft. In der ragte der wieder genesene Niklas Kolbe heraus, gemeinsam mit dem gelernten Mittelfeldspieler Nico Blank bildete er ein souveränes Innenverteidigerduo.
Ünal wollte jedoch auch mit einer Nacht Abstand keinen Spieler hervorheben. „Dieses Spiel hat die Gemeinschaft gewonnen, nicht ein Einzelner. Die Mannschaft steht über allem“, sagte der Kickers-Coach. Das musste auch der Kapitän akzeptieren. Erstmals saß Kevin Dicklhuber in fittem Zustand bei einem Punktspiel zunächst auf der Bank. „Es kommt nicht alle Tage vor, dass man den Spielführer draußen lässt“, räumte Ünal ein, „aber es war dem Matchplan geschuldet. Wir wollten mit Flamur Berisha einen Spieler, der tiefe Wege geht und über die Außenposition durchbricht.“
Dicklhuber mit richtiger Reaktion
Dicklhuber zeigte nach seiner Einwechslung – wie schon mit seinem Joker-Tor beim Pokalspiel in Backnang – die richtige Reaktion: Er holte den Eckball heraus, der zum 2:0 führte. Auch in der Kabine hatte der 34-Jährige seine Teamkollegen vor der Partie wie gewohnt gepuscht.
Was wird aus Eroglu?
Nicht immer fügen sich Spieler in die Gemeinschaft ein. Bei Innenverteidiger Denis Zagaria führte ein Ego-Trip vor dem Spiel in Offenbach zur Suspendierung und schließlich zu einem Vereinswechsel. Zuletzt verhielt sich Stürmer Halim Eroglu nach dem Derby gegen den VfB Stuttgart II (2:0) nicht korrekt. Der 19-Jährige war aus Frust über seine Nicht-Einwechslung gegen seinen Ex-Club zu einem vereinbarten Mannschaftsessen nicht erschienen. Seitdem taucht er nicht mehr im Kader auf. Vor dem Heimspiel am kommenden Sonntag (14 Uhr) gegen den Tabellendritten FC 08 Homburg soll über den Fall noch einmal gesprochen werden.