Der Marienplatz im Stuttgarter Süden Foto: Kienzle

Mondcafé La Luna komplettiert die Außengastronomie - Stadt verlängert Sperrzeiten.  

Stuttgart - Lange hat die Suche nach einem Investor gedauert. Jetzt wächst auf dem Marienplatz im Süden der Bau des neuen Mondcafés. Im Interessenkonflikt um längere Öffnungszeiten der Außengastro hat die Stadt eine Entscheidung gefällt: Sie werden probeweise verlängert.

Bisher war der Marienplatz im Stuttgarter Süden eine Betonwüste. Nun soll der Platz belebt werden: Durch das Mondcafé La Luna, das derzeit mitten auf dem Platz gebaut wird. Anfang Dezember vorigen Jahres erfolgte bei frostigen Temperaturen der Spatenstich, am 20. Mai soll die Baufirma das Gebäude an den Investor übergeben. Spätestens Mitte Juni, wenn die Inneneinrichtung steht, sollen dann im La Luna die ersten Eiskugeln verkauft werden.

Streit gab es um die Sperrzeiten

Der plötzlichen Eile ging allerdings viel Weile voraus: Das Mondcafé, das diesen Arbeitstitel wegen seiner gläsernen, schräggestellten und nachts beleuchtenden Dachkonstruktion erhielt, gehörte von Anfang an zur Grundidee der Freien Projektgruppe 7. Schon auf den Entwürfen zur Platzneugestaltung hatte Architekt Heinz Lermann das Café mitten auf dem 2003 gebauten, 6000 Quadratmeter großen Platz vorgesehen.

Gescheitert ist der Bau bisher an einem fehlenden Investor. Dies hängt auch mit einem Streit um die Sperrzeiten auf dem Marienplatz zusammen. Die Cafés am Platz - das Vincafé Kaiserbau, die Gelateria, das Kneiple, das Bistro, der Burger King und der Treff bei Anna - dürfen ihre Außenbewirtschaftung bis 23 Uhr betreiben. Die damaligen Investoren, ein Stuttgarter Ehepaar, und die einstige La-Luna-Betreiberin, Zotti-Wirtin Suse Ochs, pochten 2004 allerdings auf eine Erweiterung bis 24 Uhr. Nur so könne man wirtschaftlich arbeiten. Die Stadtverwaltung lehnte dies wegen möglicher Einwohnereinsprüche ab, obwohl Lärmgutachten zeigten, dass der Lärmpegel des Verkehrs, der über die Hauptstätter Straße donnert, lauter ist. Die Investoren sprangen ab.

Zudem konnten sich laut Rainer Dörr vom Amt für Stadterneuerung die Planer und die potentiellen Investoren lange Zeit nicht auf die Gestaltung des Cafés einigen: Während die Planer Wert darauf legten, dass die Grundidee des Architekten umgesetzt wird, wollten die Investoren oft "kostengünstigere Lösungen", wie Dörr sagt.

Bis Mitternacht - solange es keine Beschwerden gibt

Nun wird das Café fast nach den ursprünglichen Plänen gebaut, bestätigt Architekt Heinz Lermann. Ins La Luna müssen Gianpetro Marion, seine Frau Dita sowie sein Sohn Michael, Betreiber einiger Santin-Eiscafés in Stuttgart, nach Lermanns Berechnungen rund 900.000 Euro investieren. Laut Gianpetro Marion soll das Eiscafé rund 40 Personen fassen, im Freien sollen 30 Vierertische aufgestellt werden, dazu zehn Sonnenschirme. Vorrangig wird Eis angeboten - auch in Bioqualität -, aber auch Kuchen, Crêpes und kleinere Snacks.

Der Strauß um die Verlängerung der Sperrzeiten der Außengastronomie auf dem Marienplatz ist vorerst ausgefochten. Francesco Troiano, der Betreiber des Café Kaiserbau, drängte bereits mehrfach auf Öffnungszeiten bis Mitternacht. Seinem Ansinnen hat der Bezirksbeirat Süd im vergangenen Frühling unter Auflagen zugestimmt. Doch bisher stellten sich die Behörden quer.

Mit Öffnungszeiten und Tierschau den Platz beleben

"Im vergangenen Jahr haben wir den Antrag von Francesco Troiano in Absprache noch einmal zurückgestellt", so Benno Bartosch, Sachgebietsleiter Gaststätten-, Spiel- und Marktsrecht beim Ordnungsamt. "Nun haben wir ihn geprüft und werden ihm stattgeben." Das bedeutet, dass das Café Kaiserbau - voraussichtlich ab Juni - seine Außengastronomie bis Mitternacht betreiben darf. Allerdings gibt es eine Einschränkung: "Das gilt nur, so lange es keine Beschwerden von Anwohnern gibt", so Bartosch. Sonst werde die Genehmigung wieder zurückgenommen. "Wir wollten eine Lösung, die den Wirten, den Anwohnern und auch der Stadt entgegenkommt", so Bartosch. Denn eine Verlängerung der Öffnungzeiten könne der Belebung des Platzes zugute kommen. Auch die Entscheidung, der Kleinen Tierschau, im Sommer ein mehrwöchiges Gastspiel auf dem Marienplatz zu genehmigen, beruht auf diesen Bestrebungen.

Da die Erlaubnis antragsgebunden ist, gilt sie vorerst ausschließlich für das Café Kaiserbau. "Wir gehen aber davon aus, dass sich dann auch die anderen Gastro-Betriebe einen Antrag einreichen - wir werden uns nicht sperren, aber auch nur probeweise", so Bartosch. Für Gianpetro Marion spielt die eine Stunde mehr oder weniger keine große Rolle: "Wir öffnen schon um 8 Uhr, bis 23 Uhr geöffnet zu haben, ist für ein Eiscafé völlig ausreichend." Auch vor der bereits existierenden Gelateria hat er keine Angst: "Zwei gute Eisläden machen sich keine Konkurrenz, sondern beleben das Geschäft. Die Erfahrung habe ich mit meinen anderen Geschäften gemacht."

Rupert Kellermann, ehrenamtlicher Bezirksvorsteher von Stuttgart-Süd, findet es ungünstig, dass La Luna erst jetzt gebaut wird . "Zunächst haben sich alle über die Betonwüste beschwert, jetzt aber melden sich viele Bürger bei mir, die sagen, dass sie das Mondcafé auf dem Platz eigentlich nicht brauchen."