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Der Wohnungsmarkt in Stuttgart zeigt sich trotz Krise stark. Bei Bauplätzen herrscht jedoch Mangel.

Stuttgart - Der Wohnungsmarkt in Stuttgart zeigte sich 2009 trotz Krise stark. Bis zu drei Prozent höhere Preise, vier Prozent mehr Gebäude- und acht mehr Geldumsatz bilanziert der Gutachterausschuss der Stadt. Weiter in den Keller fuhr dagegen der Handel mit Gewerbegebäuden. Das Minus liegt bei 50 Prozent.

Makler und Bauträger versuchen, sich die Verunsicherung der Bürger zunutze zu machen. Wer in "Betongold" investiere, sichere sein Erspartes, werben die Anbieter um Käufer. "Sachwerte sind gefragt", bestätigt Karlheinz Jäger, der langjährige Vorsitzende des Gutachterausschusses, am Dienstag bei der Vorstellung des Grundstücksmarktberichts für 2009 und der Bodenrichtwertkarte für 2010. Aber die Inflationsangst sei nicht so groß, dass die Leute ihr Geld blindlings in Steine und Beton tauschen. "Man sucht gute Lagen mit guten Mieten. Anleger kaufen bewusst und preisbewusst", so Steffen Bolenz, der Abteilungsleiter Immobilienbewertung.

33 Baulätze für Mehrfamilienhäuser zum Verkauf

Bei Wohnhäusern gingen die Notarverträge 2009 nach oben. 324 statt 281 (2008) Einfamilien- und 185 (181) Reihenhäuser sowie 128 (117) Zwei- und 153 (132) Mehrfamilienhäuser wechselten die Besitzer. Mangelware sind nach wie vor Bauplätze: für Reihenhäuser kamen nur 39 (2008: 54) zum Verkauf, für Mehrfamilienhäuser sogar nur noch 33 (66). Insgesamt wechselten nur 175 Bauplätze den Besitzer, das ist die zweitniedrigste Zahl in diesem Jahrzehnt nach 2003 (170). Die Flächen auf den Markt brachten zu 65 Prozent Privatpersonen, zu 18 Prozent die öffentliche Hand, zu 16 Prozent Gesellschaften. Einen weiteren Einbruch nach 2008 erlebten die Makler beim Verkauf von Geschäfts- und Bürohäusern. Nur noch 18 Geschäfts- für 197 Millionen Euro und 27 Bürogebäude für 140 Millionen fanden Käufer. 2007 lagen die Zahlen noch bei 39/47 Stück und 721 beziehungsweise 777 Millionen Euro. Die Kommune trifft der Rückgang auf insgesamt 1,74 Milliarden Euro Umsatz (Minus 407 Millionen) bei 6300 Kaufverträgen unmittelbar. Sie nimmt deutlich weniger Grunderwerbsteuer ein.

Jäger erwartet, dass die Talsohle in diesem Segment erreicht ist. Allerdings fehlt es an großen Objekten und an der Nachfrage, sagt er, und nennt als Beispiel den schleppenden Geschäftsgang der Deutsche Bahn Immobilienabteilung auf dem Brachgelände hinter dem Hauptbahnhof. "Dort geht es gemächlich zu", so Jäger. Immerhin: Die Bahn konnte 2009, laut Gutachter Martin Weller, für rund 80 Millionen Euro, eine 7500 Quadratmeter große Fläche direkt an den Gleisen an die Firma Reiß verkaufen - was 10 666 Euro pro Quadratmeter bedeutet; 3300 Euro gelten als Durchschnittspreis. Reiß baut Wohnungen und Büros.

Vorgestellt haben die Gutachter auch die Bodenrichtwertkarte 2010. Das Stadtgebiet ist dabei in 720 Wertzonen eingeteilt. Diese ergeben sich aus Lage, Bebauungsmöglichkeit und tatsächlichen Umsätzen. Besonders wertvoll bleiben für den Wohnungsbau Grundstücke zwischen Kriegsberg und Kräherwald mit 1320 Euro pro Quadratmeter. In Cannstatt (Hallschlag) kann man schon für 370 Euro fündig werden.

Grundstücksmarktbericht und Bodenrichtwerte können im Internet unter www.stuttgart.de/gutachterausschuss unter den entsprechenden Stichworten zum Teil eingesehen werden. Die komplette Papierversion verkauft das Stadtmessungsamt (0711/216-2562).