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Höhepunkt der Grippewelle Ende Januar - Ärzte und Gesundheitsamt empfehlen Impfung.

Stuttgart - Grippe und Erkältungen treiben wieder viele Patienten in die Arztpraxen. Beim Gesundheitsamt der Stadt Stuttgart wurde jetzt sogar der erste Fall von Schweingrippe registriert. Insgesamt gemeldet wurden dort in den vergangenen fünf Wochen sieben Grippefälle - sechs wurden nicht auf Schweingrippe hin untersucht. Im Vergleichszeitraum 2009/10 waren 140 Fälle Grippefälle aktenkundig. Im gesamten Winter sind rund 1600 Fälle gemeldet worden. "Da waren vermutlich einige Fälle von Schweinegrippe dabei, die 2009 um sich gegriffen hat", sagt Gerold Wempe, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamts.

Die Dunkelziffern dürften jeweils höher sein. Denn offiziell gemeldet werden müssen Grippefälle nur, wenn die Viren durch Laboruntersuchungen nachgewiesen sind. Da diese Untersuchungen freiwillig sind, werden sie häufig nicht gemacht.

Grippewelle läuft erst langsam an

Dass bisher nur sieben Fälle amtlich sind, hängt laut Gisela Dahl, Ex-Vorsitzende der kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg und Allgemeinmedizinerin, damit zusammen, dass die Grippewelle erst langsam anrollt. Den Höhepunkt erwartet sie Ende Januar. Doch bereits jetzt geben sich die Grippekranken in ihrer Praxis die Klinke in die Hand.

Auch den Patienten mit Schweinegrippe, dessen Fall beim Gesundheitsamt gemeldet ist, hat sie behandelt. "Das war ein junger Mann. Vor allem jüngere Menschen sind von Schweinegrippe betroffen", sagt sie und erklärt das mit einem Paradoxon: "Jüngere bilden mehr Antikörper gegen Viren aus als ältere Menschen - allerdings keine gegen Schweinegrippe. Das macht sie zu idealen Opfern. Ältere fangen sich dagegen andere Grippetypen wie Influenza A oder B ein, so dass die Schweinegrippe nicht mehr zum Zug kommt."

Mehr Erkältungs- als Grippepatienten

Bernd Kölmel behandelt derzeit mehr Erkältungs- als Grippepatienten. "Derzeit sind es etwa 12 pro Tag", sagt der Arzt. Von der Grippe unterscheide sich die Erkältung dadurch, dass sie nicht mit plötzlichen hohem Fieber und extrem starken Muskel- und Gelenkschmerzen verbunden ist. Sowohl bei Grippe wie bei Erkältung sind laut Kölmel die größten Infektionsquelle die Hände. "Man berührt eine Türklinke oder gibt jemandem die Hand, fährt sich dann über Mund oder Nase - und schon ist es passiert."

Medikamente, die die Kranken schneller gesund machen, gibt es nicht. Die Grippe kann bis zu vier, die Erkältung zwei Wochen dauern. "Medikamente können nur die Symptome wie Kopfweh lindern", stellt Kölmel fest und rät wie auch seine Kollegin Dahl und das Gesundheitsamt, sich auch jetzt noch vorbeugend gegen Grippe impfen zu lassen. "Vor allem ältere Menschen, solche mit chronischen Erkrankungen und die, die wegen wichtiger Terminen nicht erkranken sollten, tun gut daran", sagt Dahl. Die Impfung wird nach einer Woche wirksam. Anders als 2009 gibt es laut Dahl es für den Impfstoff, der auch vor Schweinegrippe schützt, keine Lieferengpässe.