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Workshop will das Holz aus dem Schlossgarten weder geschreddert noch kommerziell genutzt wissen.

Stuttgart - Die 108 Bäume, die Anfang 2012 im Schlossgarten gefällt wurden, sollen nicht geschreddert werden. Dies hat am Samstag ein von der Bürgerbeauftragten Alice Kaiser geleiteter und von Professor Ortwin Renn moderierter Workshop mit 21 Teilnehmern im Rahmen des Bürgerforums S 21 beschlossen. Dabei wurden Vorschläge der Stuttgarter Bürger, was mit den Bäumen geschehen soll, berücksichtigt. Für die Verwirklichung der Ideen hat die Bahn insgesamt 500 000 Euro zur Verfügung gestellt.

Die Workshop-Teilnehmer einigten sich nach rund vierstündiger Diskussion auf ein Vorgehen. Danach wird ein Teil der Bäume Künstlern für Holzplastiken zur Verfügung gestellt, die später an öffentlichen Plätzen aufgestellt werden. So soll die gefällte Natur als Kunst ins Lebensumfeld der Bürger zurückkehren.

Keine kommerzielle Verwertung

Der Teil der Bäume, der sich nicht zur Bearbeitung eignet, soll als Totholz wieder in den Naturkreislauf zurückkehren oder pädagogischen und wissenschaftlichen Zwecken dienen. So will das Stuttgarter Naturkundemuseum 30 Zentimeter dicke Scheiben von jedem der zum Teil mehrere Hundert Jahre alten Bäume, um dadurch Aufschlüsse über den Klimawandel zu erhalten. Die Künstler der Wagenhallen im inneren Nordbahnhofviertel wollen mit einigen der Stämme ein Holzsymposium veranstalten.

Einstimmig votierten die Teilnehmer dafür, dass die Bäume keinesfalls wirtschaftlichen Zwecken dienen dürften. Vertreter kommerzieller Interessen, die aus dem Holz Möbel oder Gebrauchsgegenstände herstellen wollen, sollen noch gehört werden. „Ich kann ihnen aber versprechen, dass ihr Anliegen erst an vierter Stelle der Prioritätenliste stehen wird“, beruhigte Ortwin Renn.

Bis zum 15. Juli dürfen die Stuttgarter Bürger Vorschläge für die Zusammensetzung der Jury einreichen, die über die Entwürfe der Künstler entscheidet. Renn: „Was ich in solch einer Jury nicht mag, sind Funktionäre. Bitte entscheiden Sie sich für Menschen mit künstlerischen Visionen.“ Die Vorschläge der Jury werden schließlich dem Lenkungsausschuss mit Stadt, Land und Bahn vorgelegt. „Es wäre ungewöhnlich, wenn sich ein solches Gremium gegen die Vorschläge der Jury entscheiden würde“, beschwichtigte Renn die Beobachter der Parkschützer, die den Workshop als „Alibi-Veranstaltung“ kritisierten und sich massiv gegen die Mitsprache der Bahn aussprachen. Die Bahn sei schließlich nicht die Eigentümerin der Bäume, die der König einst der Stadt gestiftet habe, meinten die Parkschützer. „Die Bahn stellt dafür 500 000 Euro zur Verfügung, und es ist völlig normal, dass der Geldgeber mit am Tisch sitzt“, konterte Renn.

Vorschläge zur Zusammensetzung der Jury aus Kunstexperten an die E-Mail-Adresse: sellke@dialogik-expert.de