Foto: Leif Piechowski

Die Bahn ist mit ihren Arbeiten für den Tiefbahnhof erneut in Rückstand geraten. Der neue Zeitplan zeigt Verzögerungen um bis zu acht Monate. Dennoch soll die neue Infrastruktur Ende 2020 fertig sein.

Stuttgart - Die Bahn steht bei ihrem Milliardenvorhaben Stuttgart 21 weiter unter Zeit- und Kostendruck. Zwar laufen im Stadtgebiet Abrissarbeiten, mit denen der Tunnelbau nach Feuerbach und Bad Cannstatt vorbereitet wird, an vielen Stellen aber ist der von Planungschef Stefan Penn Ende Februar präsentierte Zeitplan überholt. Die Bahn hat Verzögerungen zwischen einem und acht Monaten angesammelt. Im Bauablaufplan sind sie farblich markiert. Die Lage sei angespannt, aber beherrschbar, der achtgleisige Durchgangsbahnhof könne bis Ende 2020 fertiggestellt werden, sagt der S-21-Projektsprecher Wolfgang Dietrich. Am 22. Oktober will der Stuttgart-21-Lenkungskreis über Termine und Kosten sprechen. Stadt und Land erwarten Neuigkeiten.

Die Abbrucharbeiten

Die Abbrucharbeiten

An der alten Bahndirektion zwischen Heilbronner und Jägerstraße sind die dichtesten Staubwolken verschwunden. Hinter dem Hauptbau der alten Direktion hat die Bahn Platz geschaffen, um für die Tunnel nach Feuerbach und Bad Cannstatt in die Tiefe gehen zu können. Die Abbrucharbeiten sollten im Oktober erledigt sein. Nun wird es Ende März 2013. Damit kommt auch die Baustraße, über die der Tunnelaushub abgefahren werden wird, später. Sie wird statt im April im August 2013 befahrbar sein. Auf der anderen Talseite musste die Bahn warten. Ein Wohnungsbesitzer in der Sängerstraße hatte gegen den Hausabriss geklagt.

Die Stadtbahnen

Die Stadtbahnen

Eine Voraussetzung für den neuen Durchgangsbahnhof sind die Verlegungen von Stadtbahn-Strecken, die ihn kreuzen. So müssen die Stuttgarter Straßenbahnen ihren Tunnel unter der Heilbronner Straße weiter in den Kriegsberg hinein verlegen. Seit April 2012 sollen diese Arbeiten laufen. Nun wird es November. „Wir beginnen aber nur dann, wenn wir ohne Unterbrechung durchbauen können“, sagt SSB-Projektleiter Winfried Reichle. Autofahrer müssen sich auf Behinderungen durch schmälere und verlegte Fahrspuren am Kiesinger-Platz und vor dem Geno-Gebäude einstellen. Für die neue Haltestelle Staatsgalerie, Baustart sollte im September gewesen sein, bleibt Reichle vage: „Irgendwann im Jahr 2013 werden wird anfangen.“ Die Haltestelle sollte, weil der Untergrund schlechter als erwartet ist, auf Bohrpfähle gesetzt werden. Die aber reichen zu tief in jene Deckschicht, die das Mineralwasser abschirmt, also votierte die Stadt gegen die langen Bohrpfähle. Nun sind die Ingenieure erneut gefragt.

Das Grundwasser

Das Grundwasser

Der Aufbau der blauen Rohrleitungen in der Stadt ist seit Ende 2012 unterbrochen, weil der Bund für Umwelt und Naturschutz vor Gericht gegen die Bahn obsiegte. Das Leitungsnetz musste überarbeitet werden. Die Bahn hofft auf baldige Genehmigung, könnte sofort weitermachen und wäre im Februar fertig. Allerdings nur zur Hälfte, denn parallel läuft ihr Antrag, die Wassermenge, die aus den Baugruben gepumpt werden soll, zu verdoppeln. Wann dies genehmigt wird, ist offen. Hausbesitzer an den Hängen haben Klagen angedroht, wenn ihre Immobilien nicht in ein Programm zur Beweissicherung (Hauszustand wird vor und nach dem Tunnelbau dokumentiert) aufgenommen wird.

Der Fildertunnel

Der Fildertunnel

Der Fildertunnel führt vom Talkessel bis fast zum Flughafen. Die Bohrmaschine für die beiden Röhren ist fertig. Sie muss eingelagert werden, weil die Bahn noch kein Baurecht für die Maschinenarbeit hat. Der neue Bauzeitplan nimmt eine Genehmigung bis März 2013 an. Um die riesige Bohrmaschine in Position zu bringen, sollen Vorbereitungen in der Nähe des Echterdinger Ei an der A 8 getroffen werden. In der Stadtmitte wird ebenfalls für den Fildertunnel gegraben. Die Startbaugrube an der Willy-Brandt-Straße soll ab Mai entstehen. Das wären nur drei Monate später als geplant. Baustraßen rund um den Bahnhof will Projektleiter Penn in diesem Oktober beginnen. Für sie gilt, was Penn über das Rohrsystem für das Grundwasser sagt: „Uns fehlt da noch der eine oder andere Kilometer.“