Füchse spielen im Werk des Künstlers Franz Marc eine wichtige Rolle: hier „Blauschwarzer Fuchs“ in der Ausstellung „Der Sturm – Zentrum der Avantgarde“ im Wuppertaler Heydt-Museum. Foto: dpa/Horst Ossinger

Die Raubkunst-Kommission hat die Rückgabe eines wertvollen Marc-Gemäldes durch die Stadt Düsseldorf an die Erben des einstigen Besitzers empfohlen. Am Donnerstag befasst sich der Kulturausschuss der Stadt mit dem Fall.

Düsseldorf - Der Kulturausschuss der Stadt Düsseldorf befasst sich an diesem Donnerstag mit der Rückgabe des Ölgemäldes „Die Füchse“ an die Erben des ursprünglichen Besitzers, des jüdischen Unternehmers Kurt Grawi (1887-1944). Anlass ist das Ende März veröffentlichte Votum der Beratenden Kommission für Raubkunstfälle. Sie hatte in dem jahrelangen Streit die Rückgabe des Gemäldes an die Erben empfohlen. Das Kulturdezernat will diese Empfehlung im nichtöffentlichen Teil in den Ausschuss einbringen. Anschließend werde sie in den Stadtrat eingebracht, hatte die Stadt mitgeteilt.

 

Das wertvolle Kunstwerk des Expressionisten Franz Marc (1880-1916) war 1962 als Schenkung in den Bestand der Städtischen Kunstsammlung Düsseldorf gekommen. Vor einigen Jahren forderten die Erben die Restitution des Bildes. Die Umstände des Verkaufs belegten, dass Grawi das Bild aus Not und unter dem Zwang der Verfolgung veräußern musste, argumentierten sie. Die Stadt Düsseldorf wies dies zurück mit der Begründung, das Bild sei 1940 außerhalb des NS-Machtbereichs im Ausland zu einem für damalige Verhältnisse marktgerechten Preis veräußert worden. Die Stadt schlug ein Mediationsverfahren durch die Beratende Kommission vor. 2018 stimmten die Erben dem Verfahren zu.

Grundlage für die Auswanderung

Das Schicksal Grawis wurde im Zuge der Aufarbeitung des Falls ausführlich dokumentiert. Nach Darstellung der Kommission war Grawi gelernter Bankkaufmann, Börsenmakler und selbstständiger Unternehmer. „Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde er individuell und kollektiv verfolgt“, hieß es in einer Mitteilung vom März. Demnach wurde Grawi nach der Reichspogromnacht 1938 für mehrere Wochen im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Ende April 1939 emigrierte er über Brüssel mit Hilfe von Freunden nach Santiago de Chile. Dort kam er im Juni 1939 bei Verwandten seiner Ehefrau Else an. Zehn Reichsmark durfte er mit sich führen. Im Dezember 1939 gelang auch Else Grawi mit ihren beiden Söhnen die Ausreise über Italien nach Chile zu ihrem Mann.

Aus einem Ende April 1939 auf seiner Flucht in Brüssel verfassten Schreiben Grawis gehe hervor, dass sich das Bild zu diesem Zeitpunkt in Paris zur weiteren Versendung nach New York befunden habe, so die Kommission weiter. Dort sollte das Gemälde „trotz der Ungunst der Zeit“ verkauft werden. Grawi habe dabei betont, für ihn und seine Familie „bedeutet das Ergebnis die Grundlage für unsere Auswanderung“. 1940 sei das Gemälde dann in New York verkauft worden. Der Kaufpreis wurde nicht bekannt. 1962 ging es als Schenkung des Kaufhaus-Unternehmers Helmut Horten in den Bestand der Städtischen Kunstsammlung Düsseldorf ein.

Nach Auffassung der Kommission ist das Gemälde zurückzugeben, „auch wenn der Verkauf außerhalb des NS-Machtbereiches seinen Abschluss gefunden hat“. Der Verkauf 1940 in New York sei die unmittelbare Folge der Inhaftierung im Konzentrationslager und der anschließenden Flucht gewesen. Der Verkauf habe mit der nationalsozialistischen Verfolgung in einem derart engen Zusammenhang gestanden, dass der Ort des Geschehens demgegenüber zurücktrete. „Kurt Grawi hatte nicht vor, das Gemälde zu verkaufen.“ Erst im Zuge der erzwungenen Ausreise aus Deutschland habe er sich zum Verkauf entschlossen.