Der Conweiler Helmut Spiegel hat nach 39 Jahren Ehrenamt alle seine Ämter aufgegeben. Foto: Hegel Foto: Schwarzwälder Bote

Engagement: Der Conweiler Helmut Spiegel gibt nach 39 Jahren im Gremium auch alle Vereinsämter auf

Fast 40 Jahre lang saß Helmut Spiegel für die CDU im Gemeinderat in Straubenhardt und hat in dieser Zeit einiges erlebt.

Straubenhardt. Dass er die 40 Jahre nicht vollgekriegt hat, stört Helmut Spiegel überhaupt nicht.

An den Moment im Jahr 1980 kann er sich noch ganz genau erinnern: Von einem CDU-Mitglied angesprochen, ließ er sich damals für die Fraktion auf die Kandidaten-Liste für den Gemeinderat Straubenhardt setzen. "Aber nur unter der Bedingung, nicht gewählt zu werden", antwortete der damals 35-Jährige, als er sich schließlich hatte breitschlagen lassen.

Am Tag nach der Wahl wurde er morgens mit den Worten "Guten Morgen Herr Gemeinderat" aus dem Bett geklingelt. "Das hat mich ein Leben lang geprägt", sagt der 74-Jährige heute.

Als er damals sein persönliches Abenteuer Lokalpolitik startete, wohnte der gebürtige Dietlinger erst zwei Jahre in Conweiler. Zuvor ging er in Birkenfeld zur Schule und lernte schließlich den Beruf des Radio- und Fernsehtechnikers – als er nach Conweiler zog machte er sich damit nebenberuflich selbstständig.

Engagiert war er im Straubenhardter Teilort schon immer. SpVgg Coschwa, Turnverein, Musikverein, Gesangverein, Tennisclub. "Das ist meine Heimat geworden", sagt Spiegel heute. Jungen Leuten, die sich für ein politisches Amt interessieren, kann er die Vereinsarbeit nur nahelegen – sein Motto: "Engagiert euch!" Zwei Sitzungen im Monat, das heißt: Zehn Stunden ehrenamtliche Sitzungs- und Fraktionsarbeit, macht 4700 Stunden insgesamt für Helmut Spiegel.

Dass er diese Zeit in den Dienst der CDU stellte, war nicht selbstverständlich. "Ich komme aus einem SPD-Haushalt", betont Spiegel. Nachdem das CDU-Mitglied ihn damals mit den Worten "Helmut, du bist Handwerker, du gehörst in die CDU!" geworben hatte, fragte er zunächst bei seinem Vater an. "Für den war das gar kein Problem", sagt Spiegel, "er hat mir immer Toleranz und Akzeptanz beigebracht." Deshalb machte es ihm in der Folgezeit auch nichts, wenn ihn bei Meinungsverschiedenheiten mancher Bürger als "schwarzen Teufel" verunglimpfte.

Bei seiner Arbeit im Gremium habe er selbst keine Parteien gekannt, sondern immer nur einzelne Gemeinderäte. Zu der Arbeit gehöre eben auch, dass morgens die Türe klingelt und ein verärgerter Landwirt seine Wut über den Gemeinderat auslasse. "Der hat seinen Gefühlen freien Lauf gelassen", scherzt Spiegel heute über die Situation. Er weiß, dass er nicht als Person angegriffen wurde, sondern die Entscheidungen des Rats.

Gesundheitliche Probleme

"Den Respekt der anderen kann man sich erarbeiten", möchte er an die nächste Generation weitergeben, "so wie man lebt und wie man mit anderen umgeht."

Aufgrund gesundheitlicher Probleme gab Spiegel, der 20 Jahre stellvertretender Bürgermeister war, jetzt alle seine Ämter auf.

Zu seinen größten Projekten zählen die Wilhelm-Ganzhorn-Schule und der ebenfalls nach dem Heimatdichter benannte Brunnen.

Jetzt wo er auch seine anderen Ämter in den Vereinen niedergelegt hat, möchte sich Spiegel mehr auf sein Hobby konzentrieren: Geschichte. "Das Fach hat damals in der Schule schon meine Vier in Musik ausgeglichen", sagt er. Alten Schulfreunden zeigt er leidenschaftlich die Pankratiuskapelle in Niebelsbach oder die alte Burg Straubenhardt in Dennach. "Vielleicht immatrikuliere ich mich auch noch einmal an der Universität", überlegt Spiegel.