Foto: Jänsch/Winkler

Sportler stellen sich der Herausforderung, einen ganzen Tag zu wandern - mittendrin unser Autor.

Straubenhardt - Bereits zum neunten Mal veranstaltete der Schwarzwaldverein Straubenhardt seine 24-Stunden-Wanderung. Rund 240 Teilnehmer stellten sich der Herausforderung, die 50 bis 85 Kilometer langen Wegstrecken zu bewältigen – auch der Autor selbst.

Punkt 20 Uhr gibt Frederic Trautz, Vorsitzender des Straubenhardter Schwarzwaldvereins, das Startsignal an der Schwanner Warte. Die ersten rund 50 Teilnehmer, die sich für die "Extreme Strecke" entschieden haben, marschieren los. Denn bis zur kurzen, nächtlichen Pause haben diese Sportler noch gut die Hälfte ihrer 80 Kilometer Wegstrecke und etwa acht Stunden Wanderung vor sich. Als die Gruppe am Horizont langsam kleiner wird, setzen sich auch die Läufer der "Sportlichen Strecke" (65 Kilometer) in Bewegung. Erst dann brechen die "Genießer" und mit ihnen der Autor zum ersten Abschnitt der insgesamt 50 Kilometer langen Wanderung auf.

Versorgungsstationen rappeln wieder auf

Wer aber bei der "Genießer-Strecke" an "Viertele schlotzen" bei einem gemütlichen Spaziergang denkt, der irrt. Denn auch die 50 Kilometer sind nicht ohne. Zwar versichert der Vereinsvorsitzende im Vorfeld, wer sechs- oder siebenstündige Tagesetappen schaffe, könne auch die 24-Stunden-Wanderung meistern. Doch Routenführer Otto Brauns verlangt seiner rund 80-köpfigen Truppe und den zwei Begleithündinnen Lilly und Happy trotz Pausen einen ordentlichen Schnitt von über 4,5 Kilometer pro Stunde ab. Ein Glück gibt es unterwegs Versorgungspunkte, bei denen die Teilnehmer ihre schwindenden Kräfte mit belegten Broten, Obst und Gemüse, sowie schokoladigen Energiespendern wieder auffrischen können.

Der Streckenverlauf führt alle drei Gruppen in die Nacht hinein – grob über Keltern, Remchingen und Karlsbad. Für die "Sportlichen" und die "Extremen" ist die Route aber noch um kleinere und größere Abstecher nach Waldbronn, Ettlingen und Pforzheim ausgebaut. Otto Brauns ist die kurze Route zweimal vorher abgelaufen: "Es ist interessant, wenn man die Strecke im Frühjahr abläuft und dann im Sommer sieht, wie anders alles ausschaut."

Erst in Remchingen, wo alle Gruppen etwa die Hälfte ihrer Route bewältigt haben, treffen sie zur Nachtruhe und zum Frühstück wieder aufeinander. Oder besser gesagt: könnten sie. Denn während die "Genießer" sich bereits komatös im Schlafsack befinden, trudeln die "Sportlichen" und die "Extremen" erst sehr viel später im Lager ein. Und während diese sich nur kurz darauf schnell noch etwas frisch machen und eine stärkende Morgenmahlzeit zu sich nehmen, bevor sie wieder aufbrechen, dürfen die "Genießer" erst noch zu Ende träumen.

Am nächsten Morgen gibt es von den beiden Spitzengruppen erste Überläufer. Zu strapaziös und kräftezehrend war die nächtliche Etappe. Als es wieder auf die Strecke geht, müssen Gelenke und Muskeln aber bei allen erst einmal wieder warm werden. Einige "Genießer" haben auf leichteres Geläuf gewechselt und ihre Wanderschuhe gegen Joggingschuhe eingetauscht – schließlich ist die Gefahr des Umknickens bei Tageslicht wesentlich geringer.

Ans Aufgeben denkt keiner der "Genießer"

Es geht vorbei an Wiesen und Wäldern. Unter Autobahnen durch und drüber hinweg. Vorbei an Schrebergärten, Einfamilienhaus-Siedlungen und Holz schichtenden Waldarbeitern. Gegen Mittag ist die 30-Grad-Marke geknackt und die Läufer freuen sich über jeden Schatten und jede Pause. Doch irgendwann täuscht nichts mehr über die einsetzende Müdigkeit in den Beinen hinweg und das kurze Innehalten der Pausen wird zunehmend zur Herausforderung.

Auf den letzten zehn Kilometern drücken die kleineren und größeren Wehwehchen immer mehr durch. Die Blasen an den Füßen werden unangenehmer, die Knieschmerzen doller und die Kräfte weniger. Die Hitze ist dabei nicht gerade hilfreich. Doch ans Aufgeben denkt hier niemand. Zwar wird mehr gejammert und weniger miteinander gesprochen, doch als nach 49 Kilometern oberhalb von Feldrennach die Schwanner Warte wieder sichtbar wird, wissen auch die Wehleidigsten: "Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung."

Zieleinlauf mit schwäbischem Ausklang

Am Ende ist die Freude und die Erleichterung groß, als es endlich ins rettende Ziel geht, wo die fleißigen Helfer des Schwarzwaldvereins euphorisch begrüßen und ihren Teil zu einem gelungenen Ausklang der Wanderung beitragen: Als letzte Stärkung der 24-Stunden-Wanderung haben sie – typisch schwäbisch – Maultaschen in der Brühe vorbereitet. Lecker!

Einen der Helfer gefragt, ob jetzt das Laufen an sich oder aber das ständige Auf- und Abbauen der Versorgungsstationen und der Biertischgarnituren die ganze Nacht über anstrengender ist, antwortet dieser: "Man muss beides einfach mal gemacht haben." Doch inzwischen sei das Team um Trautz schon einigermaßen routiniert, sodass die Vorbereitungen schneller liefen. Im kommenden Jahr dann findet die zehnte 24-Stunden-Wanderung statt. Trautz feilt schon eifrig an Ideen für die besondere Veranstaltung. Ob jedoch der Autor bis dahin auskuriert ist, wird sich erst noch zeigen.