Die elf Windräder zwischen Straubenhardt, Neusatz, Dobel und Dennach haben einen neuen Besitzer. Foto: Joachim Wasserthal

Anlagen nach Rheinland-Pfalz verkauft. Wircon kehrt Windkraft den Rücken.

Straubenhardt/Waghäusel/Mainz - Bereits 2019 hat der Straubenhardter Windpark seinen Besitzer gewechselt. Was bislang nicht öffentlich kommuniziert wurde, erklärt der bisherige Betreiber nun in einer Pressemeldung. Grund für den Verkauf soll nicht etwa die Stromleistung gewesen sein.

Der Straubenhardter Windpark hat einen neuen Eigentümer. Das geht aus einer Pressemitteilung des bisherigen Betreibers "Wircon" hervor. So sei bereits im Herbst vergangenen Jahres der Verkauf der elf Windräder zwischen Straubenhardt, Neusatz, Dobel und Dennach perfekt gewesen. Seitdem heißt der "Wirsol Windpark Straubenhardt" nun "KMW Windpark Straubenhardt".

Der neue Eigentümer – die Aktiengesellschaft "Kraftwerke Mainz-Wiesbaden" (KMW) – ist ein Zusammenschluss der Mainzer Stadtwerke und dem Wiesbadener Energieversorger ESWE. Bis auf den Eigentümerwechsel ändere sich "im Prinzip sonst gar nichts", erklärt Wircons Pressesprecher Jürgen Scheurer auf Anfrage. "Der Betrieb geht ganz normal weiter." Denn die Firma "Altus" aus Karlsruhe, die bislang mit dem technischen Betrieb der elf Anlagen betraut war, ist eine 100-prozentige Tochter des neuen Eigentümers "KMW" und wird weiterhin an Bord bleiben.

Noch vor einem Jahr hatte man vonseiten des Unternehmens Wircon so vom Straubenhardter Windpark gesprochen: "Wir sind mit den vom Windpark produzierten Kilowattstunden zufrieden und erreichen weitestgehend den für das erste Betriebsjahr prognostizierten Energieertrag. Der Betrieb läuft technisch und wirtschaftlich einwandfrei." Woher kommt also der Sinneswandel für den Verkauf? War der Stromertrag im Jahr 2019 zurückgegangen?

"Ganz und gar nicht", verdeutlicht Scheurer. "Wir haben das ja letztes Jahr kommuniziert, wie zufrieden man ist." Vielmehr sei eine "neue strategische Ausrichtung" der Grund für den Verkauf. Künftig wolle sich der Energiedienstleister aus Waghäusel mehr auf die Projektentwicklung für Solarparks und Photovoltaikanlagen konzentrieren. "Die Entwicklung von Windparkprojekten in Deutschland wird Wircon künftig nicht mehr fortsetzen", heißt es in der Pressemitteilung weiter. Konsequenter Weise hat das Unternehmen daher auch die Projektgesellschaft verkauft, die nahe dem Firmensitz den "Windpark Lußhardt" plant.

Grund für die Abkehr seien die langen Genehmigungsverfahren

In den vergangenen Jahren hatte Wircon das Windgeschäft aufgebaut und mit dem Windpark in Straubenhardt einen der größten Windparks in Baden-Württemberg errichtet. Die Entscheidung zur Abkehr von der Windkraft begründet Wircon mit scharfer Kritik an Politik und Behörden: "Die politischen und genehmigungsrechtlichen Rahmenbedingungen im Bereich Windenergie an Land haben sich in den vergangenen Jahren zunehmend verschlechtert. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die mittlerweile unverhältnismäßig lange Verfahrensdauer bis zur bestandskräftigen Genehmigung von Windparks und die daraus resultierende Investitionsunsicherheit für Projektentwickler, Betreiber und Investoren."

Steht es denn um die Genehmigungsverfahren zu Fotovoltaik- und Solaranlagen so viel besser? "Auch da könnten die Verfahren schneller sein", zeigt Wircons Pressesprecher auf. Tatsächlich sei das Prozedere dort aber "deutlich kürzer". "Da gibt es deutlich seltener Einsprüche und die Verfahren gehen von vornherein schneller als bei der Windkraft", sagt Scheurer.

Bereits in der Vergangenheit habe es laut Wircon-Pressesprecher mehrere Interessenten und Anfragen für eine Beteiligung bis hin zum Kauf des gesamten Windparks gegeben. Mit dem neuen Eigentümer KMW ist Straubenhardts Bürgermeister Helge Viehweg zufrieden: "Uns war wichtig, dass der Windpark in kommunaler Hand ist – und das ist er. Auch war uns wichtig, dass eine Bürgerbeteiligung in Zukunft möglich ist. Die positiven Signale dafür sind da. Insofern hat die Gemeinde jetzt überhaupt keine Nachteile, weil die Rechte und die Pflichten, die die Gemeinde betreffen, auch vom neuen Eigentümer eingehalten werden müssen."

Kritik von der Bürgerinitiative (BI) "Gegenwind Straubenhardt", Viehweg habe gesicherte Informationen zurückgehalten – weil der Windpark bereits am 31. Oktober verkauft wurde, Viehweg aber erst kurz vor Weihnachten davon erfahren haben will – weist der Bürgermeister entschieden zurück: "Natürlich hat man in den letzten Monaten immer mal wieder etwas gehört. Offiziell erfahren haben wir von dem Verkauf aber erst kurz vor Weihnachten bei einem persönlichen Gespräch im Rathaus." Einen Einfluss auf Verkäufe oder Eigentümerwechsel des Parks hat die Gemeinde, auf deren Grund drei der elf Anlagen stehen, ohnehin nicht.