Die Protestaktionen überschatteten den Festakt. Foto: Baum

Seit dem Jahr 1999 liefen die Planungen für den Bau der B 28 zwischen Rottenburg und Tübingen. Nun konnte nach jahrelanger Bauzeit der "Lückenschluss" zwischen Rottenburg und Tübingen gefeiert werden – ein Band in den Landesfarben wurde feierlich von Politikern durchtrennt.

Rottenburg - Beim Festakt am Donnerstag dann Strahlende Gesichter, wohin man blickte, jedoch gab es auch einige Protestaktionen.

Zwei Unfälle gab es während der Bauzeit, hieran wurde in einem Gottesdienst vor dem politischen Festakt gedacht. Der zweite Bauabschnitt der B 28 konnte nun trotz der Baumaterial-Krise fertiggestellt werden. Der parlamentarische Staatssekretär Michael Theurer (FDP) betonte: "Eine leistungsfähige, moderne und effiziente Infrastruktur ist für den Wirtschaftsstandort von zentraler Bedeutung – sie gewährleistet Mobilität."

Theurer: Zweispuriger Ausbau der B 28 sinnvoll

Zudem sei die Infrastruktur aus Straßen und einem funktionierenden Schienennetz Garant für Beschäftigung, Wohlstand sowie für eine hohe Wohn- und Lebensqualität in der Gesellschaft. "Dies zu sichern ist ein zentrales Anliegen der Bundesregierung." Daher sei der zweispurige Ausbau der B 28 sinnvoll gewesen – "mit dem Neubau wird eine wichtige Verkehrsachse zwischen Kehl an der französischen Grenze und Ulm gestärkt."

Die B 28 als Verbindung von Kehl an der Grenze zu Frankreich über den Schwarzwald bis nach Ulm sei "eine zentral bedeutende Straße in Baden-Württemberg". Baukosten in Höhe von 53,4 Millionen Euro seien vom Bund, dem Land, den Städten Rottenburg und Tübingen sowie der DB Netz AG für den Ausbau gemeinsam geschultert worden. Der Bund trägt davon 49,6 Millionen Euro. Die Städte Rottenburg und Tübingen tragen 4,7 Millionen Euro – dies seien sinnvolle Leistungen in die Infrastruktur des Landes.

Vier Generationen haben an Straße geplant und gebaut

Zur Fertigstellung der B 28 und dem Lückenschluss sagte Regierungspräsident Klaus Tappeser, dass er vor Jahren im Landtag gemeinsam mit den Abgeordneten und ehemaligen Oberbürgermeistern Michael Theurer (Horb) und Rainer Prewo (Nagold) für die B 28 gekämpft habe. Vier Generationen hätten an der Straße geplant und gebaut.

Respekt zollte der Landesverkehrsminister Winfried Hermann all jenen, die täglich viel riskierten bei ihrer gefährlichen Arbeit. Hermann grüßte Oberbürgermeister Stephan Neher und all jene, "die viel Verantwortung tragen", etwa die Bundestagsabgeordnete Annette Widmann-Mauz, Daniel Lede-Abal sowie Martin Rosemann und Tübingens Erster Bürgermeister Cord Soehlke. Sie alle durchnschnitten beim Festakt gemeinsam das Band.

Hermann: Möglichst flächensparend gebaut

Der Verkehrsminister plauderte als gebürtiger Rottenburger etwas aus dem Nähkästchen – "das Straßenbauprojekt B 28 hat mich gefühlt 50 Jahre begleitet, damals war ich noch Hiwi beim Kommunalpolitiker Roland Hahn". Als Verkehrsminister sei die Zusammenlegung von Straße und Schiene gut, "die Straße war umstritten, aber heute kann ich als Grüner sagen: ›es ist gut so‹." Man habe so weit es machbar gewesen sei möglichst flächensparend gebaut.

Und auch die ökologischen Aspekte seien berücksichtigt worden. "Wenn hier einmal Elektroautos fahren, ist die Straße kein Klimaschaden." In Kombination mit der Schiene schaffe man einen klimafreundlichen Verbund. Hermann verwies auf das Konzept der Ortskernberuhigung für die betroffenen Gemeinden - "dies führt zu einer Entlastung, sonst hätten wir mit Zitronen gehandelt." Er wünsche sich, dass auf der Straße Tempo 100 gilt – "darauf bitte ich doch sehr zu achten."

Info: Protestaktionen am Straßenrand

Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun, Demonstranten auf der neuen B 28 Trasse in Schach zu halten – diese skandierten mit Megafonen, sangen Lieder und vertraten die Interessen des Klimaschutzes und des Naturschutzes. Darunter waren auch der Kreisverbandsvorsitzende des BUND Reutlingen, Ira Wallet und auch Ingrid Jakobi vom BUND. Einig waren sich die beiden, die von der Polizei nicht zum Festakt gelassen worden waren, dass sie einen Umweltakzent setzen wollten für Rad, Bus und Bahn.

Regierungspräsident Klaus Tappeser erklärte zu Beginn seiner Festrede, dass er stolz sei, dass am Feldrand auch ein Schlepper mit Gegendemonstranten stehen durfte – dies sei Demokratie. Streitpunkte gebe es bei vielen Straßenbauprojekten. Auch Michael Theurer betonte: "Protest gehört dazu, Straßenbauprojekte lösen immer wieder Widerspruch aus." Aus Kiebingen war Stadtrat Volkmar Raidt mit seinem Traktor vor Ort – auf seinem Schild stand zu lesen: "Bau B 28 – Bund = Abzocker." Dazu hatte sich eine Handvoll Gegendemonstranten gemischt, die gegen eine Corona-Maskenpflicht an Schulen demonstrierten.