Schlaglöcher wie hier in der Haldenstraße soll die neue Software künftig erkennen, wenn der Bauhof die Straße passiert, und in einer virtuellen Karte einspeichern. Foto: Ginter

Ein Stuttgarter Start-up bietet eine Software an, die beim Befahren von Straßen automatisch Schäden erkennt und diese kartiert. Die Stadt St. Georgen will diese App nutzen – doch nicht alle Bürgervertreter sehen darin gut investiertes Geld.

St. Georgen - Smartphone anschalten, in die Halterung legen, losfahren – es klingt so einfach wie effektiv, was sich eine Firma aus der Landeshauptstadt hat einfallen lassen, um Gemeinden bei der Kontrolle ihrer Straßen zu unterstützen.

Bereits vor mehreren Monaten hatte Stadtbaumeister Alexander Tröndle gegenüber unserer Zeitung erzählt, dass das Rathaus Interesse an der Arbeit eines Start-ups zeige, das über eine Software Schlaglöcher oder kleinere Risse in Straßen erkennt und diese in einer virtuellen Karte auszeichnet, um so ein Schadensbild für das Verkehrsnetz von St. Georgen zu erstellen.

180 Kilometer müssen abgedeckt werden

In der Sitzung des Gemeinderates am Mittwochabend wurde diese App nun von Peter Bißwurm, der bei der Stadt für den Tiefbau zuständig ist, vorgestellt. Die Verwaltung sieht demnach vor, einen Vertrag über drei Jahre mit dem Unternehmen abzuschließen. Die Kosten hierfür richten sich danach, wie viele Kilometer an Straßennetz die Kommune besitzt.

Im Falle von St. Georgen sind etwa 180 Kilometer abzudecken, was Ausgaben in Höhe von insgesamt 64 617 Euro bedeutet. Darin enthalten ist auch die Hardware, also das Fahrzeugzubehör und ein Smartphone, sowie die Kundenbetreuung. Hinzu kommt bei Vertragsabschluss eine Förderung in Höhe von 41 Prozent durch das Innenministerium von Baden-Württemberg, sodass die Kosten schlussendlich bei rund 38 000 Euro liegen würden.

Laut Tröndle hat man mit dem Bauhof bereits besprochen, wie sich die App am sinnigsten nutzen lässt. So fahren beispielsweise die Kehrmaschinen etwa 90 Prozent der Straßen ab – hier könnte man also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wenn sich in der Windschutzscheibe direkt das Smartphone befindet, das den Straßenzustand dokumentiert.

Stockwaldsprecher Joachim Kieninger verwies im Zuge der anschließenden Diskussion auf das Meldesystem für Schlaglöcher, das bereits existiere. Aus seiner Sicht gebe man hier 65 000 Euro aus "und nichts ist dafür repariert".

Daraufhin verwies Tröndle auf die Verkehrssicherungspflicht der Stadt, vor deren Hintergrund man die Straßen sowieso abfahren müsse. Bißwurm unterstrich zusätzlich, dass man durch die App auch Zusammenhänge herstellen könne, etwa wenn es um den Austausch oder die Sanierung von Gas- sowie Wasserleitungen gehe. Dies könne bei der Priorisierung von Arbeiten helfen.

Das ist aus Sicht von Oliver Freischlader (SPD) auch der entscheidende Vorteil der App. "Das hilft ja nur bei der Priorisierung, wir haben dadurch nicht mehr Mittel", sagte er. Er sprach dennoch von "gut angelegtem Geld".

Georg Wentz kritisiert Dokumentationswut

Auch Georg Wentz (FDP) hob hervor: "Bessere Straßen bekommen wir ja dadurch nicht." Er befürwortete die einhergehende Entlastung für den Bauhof, beschwerte sich aber im selben Atemzug auch über die immer größer werdende Dokumentationspflicht in Deutschland.

Für Peter Fichter (SPD) ist die App ein "sinnvolles Instrument für den Gemeinderat", wie er betonte. "Dann wissen wir auch, wo wir eigentlich beim Investitionsstau stehen", sagte er. Man könne so die wenigen Mittel, die man zur Verfügung habe, gezielter einsetzen.

Zuletzt erkundigte sich Kai Noel (FW) nach dem Datenschutz, da die App die gesamte Umgebung scanne. Personen sowie Autos und deren Kennzeichen würden geschwärzt, so Bißwurm.

Schlussendlich sprach sich der Gemeinderat einstimmig für die Anschaffung von Hard- und Software sowie den Abschluss des Vertrages aus.