Die Kanäle der gesamten Bohlsiedlung sind in einem schlechten Zustand. Von der Riesestraße aus führt der schlechte Weg 250 Meter weiter zu den beiden Gebäuden Foto: Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Kanal- und Leitungssanierung in Straßbergs Bohlsiedlung kostet über zwei Millionen Euro

Die Kanäle und Wasserleitungen unter der Straßberger Bohlsiedlung sind marode – am Dienstag hat der Gemeinderat beschlossen, sie erneuern zu lassen und Tiefbauarbeiten in einer Größenordnung von gut und gern zwei Millionen Euro auszuschreiben.

Straßberg. Alle 15 Jahre müssen Städte und Gemeinden im Rahmen der Eigenkontrollverordnung für Misch-und Schmutzwasserkanäle ihr Kanalsystem auf Herz und Nieren prüfen. Das Ergebnis der diesjährigen Kanalbefahrung kam in der jüngsten Gemeinderatssitzung zu Tage und war mehr als ernüchternd. Dass die Kanäle in der Borsiedlung in einem so schlechten Zustand sein könnten, dass eine Sanierung im Part- oder Inlinerverfahren nicht mehr möglich ist, hatte kaum jemand erwartet. Wie Ingenieur Peter Czerwenka aus Albstadt den Gemeinderäten am Dienstagabend erläuterte, sind die alten Spitzmuffenrohre DN250 in derart schlechtem Zustand, dass sie teilweise keine gerade Linie mehr bilden.

Die Sanierung wird entsprechend teuer werden: Unter dem vom Ingenieurbüro Czerwenka erstellten Kostenvoranschlag für die Erneuerung der Kanäle, Wasserleitungen und Deckschicht von Morstraße, Rieseweg, Banater Straße, Bohl-, Franzfeld- und Bergstraße steht die stolze Summe von 2,053 000 Millionen Euro. "Wenn wir die einzelnen Straßen aufgraben, ist es natürlich sinnvoll, die alten Wasserleitungen und Hausanschlüsse ebenfalls zu erneuern", erläuterte Bürgermeister Markus Zeiser. Nach seiner Einschätzung sind die alten Gussrohre ebenfalls schadhaft und würden der Beanspruchung durch die Bauarbeiten vermutlich nicht standhalten.

Bereits in einer früheren Sitzung hatte sich der Gemeinderat dafür ausgesprochen, die Kanäle und Leitungen der Bohlsiedlung von 2020 bis 2025 zu sanieren – aus Kostengründen abschnittsweise. Nun ist die Verwaltung mit dem Wunsch nach einem Kurswechsel an das Gremium herangetreten: Sie geht davon aus, dass die Tiefbaupreise aufgrund der Corona-Pandemie im kommenden Jahr sinken werden. "Hinzu kommt, dass wir eine gute Chance haben, für diese Baumaßnahme Fördermittel aus dem Ausgleichsstock zu erhalten", erklärte Bürgermeister Zeiser. Da Gemeinden von der Größe Straßbergs pro Jahr maximal ein Antrag auf Ausgleichsstockmittel bewilligt werde, für 2022 aber schon einer vorgesehen sei – für die Anschaffung eines neuen Feuerwehrfahrzeuges – , erscheine es sinnvoll, im kommenden Jahr die erste Hälfte der Kanalerneuerung in der Bohlsiedlung in Angriff zu nehmen. Also nur zwei Jahre Bauzeit – Peter Czerwenka erblickt darin eine sportliche Herausforderung. Die über zwei Millionen Euro, die das Ganze kostet, sollen aus Sparrücklagen finanziert werden – die Gemeinde Straßberg verfügt über die dafür erforderliche Liquidität.

Sanierung des Bahnwegs verschiebt sich auf 2021

Und zwar auch für die Sanierung des Bahnweges. Die Tiefbauarbeiten sollten ursprünglich in der zweiten Jahreshälfte über die Bühne gehen; jetzt wird die Firma Norbert Hartmann, die 670 445 Euro berechnet hatte und damit billigste Bieterin war, die Arbeiten 2021 ausführen. Da der Rieseweg als Teil der Kanalsanierung in der Bohlsiedlung mit auf der Tagesordnung stand, nutzte Anwohner Karl-Heinz Mattmüller die Bürgerfragestunde, um sein Anliegen vorzutragen: Es würde doch Sinn machen, fand er, im Zuge der Sanierung des Riesewegs dessen weiteren Verlauf zu den beiden Gebäuden ebenfalls zu berücksichtigen. Die Zufahrt zu den beiden Gebäuden sei rund 250 Meter lang, der einstige Schotterweg vor längerer Zeit mit Fräsgut überzogen, das nun wieder ausbreche. "Der Zustand ist schlimmer als der eines Schotterweg", kommentierte CDU-Gemeinderat Tobias Gut; selbst dem Schneepflug falle es schwer, dort zu räumen.

Für die Sanierung kommen laut Ingenieur Czerwenka zwei Methoden in Betracht. Am einfachsten wäre es, den Untergrund eben zu ziehen, zu verdichten und dann eine zehn Zentimeter dicke und 3,5 Meter breite Tragschicht einzubauen. Alternativ könnte der Weg komplett ausgekoffert und neu aufgebaut werden – ohne Randsteine und Beleuchtung würde das rund 160 000 Euro kosten. Gemeinderat Marco Sülzle machte sich für den Ausbau in einfacher Ausführung stark, desgleichen Marvin Faust: "Feldwege müssen wir auch unterhalten." Das Gremium beschloss am Ende einstimmig, die gesamte Tiefbaumaßnahme Bohlsiedlung samt dem verlängerten Rieseweg noch in diesem Jahr auszuschreiben.