Wenn Erwachsene gewalttätig werden, hilft jetzt die Caritas.Foto: Klose Foto: Schwarzwälder Bote

Hilfe: Caritas übernimmt Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt

Sigmaringen. Ab dem 1. August übernimmt die Caritas die Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt im Landkreis Sigmaringen. Nach 22 Jahren endet damit eine Ära, denn der Deutsche Kinderschutzbund, Kreisverband Sigmaringen, hat die Beratungsstelle bis dato betrieben.

Hubert Schatz, Leiter des Fachbereichs Jugend im Landratsamt, erläutert die Hintergründe: "In Sachen Kinderschutz möchten wir stets optimal aufgestellt sein. Wir haben uns daher mit Experten der Uniklinik Ulm zusammengesetzt und unsere Strukturen überprüft." Das Ergebnis: Die Beratungsstelle sollte durchgängig erreichbar sein und personell gestärkt werden. Der ehrenamtlich organisierte Kinderschutzbund konnte die erhöhten Anforderung nicht erfüllen und wollte die Trägerschaft abgeben. Der Landkreis hat daraufhin ein Interessenbekundungsverfahren mit anderen möglichen Trägern veranstaltet.

Eva-Maria Nestelhut, die Vorsitzende des Kinderschutzbundes Sigmaringen, erklärt: "Wir danken dem Jugendamt für 22 Jahre guter Zusammenarbeit. Als kleiner Verein ohne eigene Rechts- und Personalabteilung können wir die veränderten Vorgaben nicht länger gewährleisten. Unser Vereinsname wird jedoch auch weiterhin Programm sein: Der Kinderschutz mit einem Präventionsprogramm steht bei uns weiterhin an erster Stelle."

Der Jugendhilfeausschuss bestimmte im März die Caritas als neuen Träger. Ansgar Kappeler vom Caritasverband dazu: "Unsere mehrjährige Erfahrung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe und vor allem im Bereich des Kinderschutzes bringen wir gerne auch mit der ›spezialisierten Fachberatung sexuelle Gewalt‹ im Landkreis mit ein. Dabei greifen wir neben unserer Erfahrung auf ein funktionierendes Netzwerk an Kooperationspartnern zurück."

Seit 1998 ist der Kinderschutzbund Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche sowie deren Familien bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch. 2019 fanden insgesamt 426 Kontakte mit 57 betroffenen Personen statt. Mit jedem Betroffenen werden also gut sieben Gespräche geführt. Auch pädagogische Fachkräfte nutzten das Beratungsangebot des Kinderschutzbundes. Neben der Beratung bietet der Kinderschutzbund seit Jahren Präventionsangebote an – in Schulen, Kindertageseinrichtungen und sonstigen pädagogischen Einrichtungen.

Der Kinderschutzbund wird im Landkreis weiterhin Präventionsmaßnahmen machen. Auch der begleitete Umgang von Kindern wird weiterhin in der Regie des Kinderschutzbundes bleiben. "Dem Kinderschutzbund gilt bester Dank für die gute Zusammenarbeit und das große Engagement in den vergangenen Jahren; dem Caritasverband wünschen wir einen guten Start für die neue, anspruchsvolle Aufgabe. Dank guter Kooperationsstrukturen sind die Weichen für einen gelingenden Übergang gestellt", betonte Hubert Schatz.