Sie freuen sich über die eingegangene Spende des Fördervereins "Zukunft für Kinder in Afrika": drei der fünf taubstummen Kinder des "Campus Vivant’e" in Marokko, deren schulische Entwicklung und Förderung damit für ein weiteres Jahr gesichert ist. Repro: Neusch Foto: Schwarzwälder Bote

Entwicklungshilfe: Förderverein unterstützt integratives Schulprojekt in Marokko / Spende von 9000 Euro für Gehörlose

Stetten am kalten Markt. Gerade in schwierigen Zeiten mit vielen Unsicherheitsfaktoren, so wie sie derzeit Millionen Menschen weltweit in der Coronakrise durchleben, sind spendenabhängige Förderprojekte in besonderer Weise auf Hilfszuwendungen angewiesen. Deshalb hat sich der Förderverein "Zukunft für Kinder in Afrika" aus Stetten entschlossen, ein Zeichen der Solidarität zu setzen und die Gehörlosenpädagogik des integrativen Schulprojektes "Campus Vivant’e" in Marokko mit einem Spendenbetrag in Höhe von 9000 Euro zu unterstützen. Auf der Suche nach weiteren Förderprojekten für hilfsbedürftige Kinder in Afrika war der Verein durch den persönlichen Kontakt eines Vorstandsmitglieds auf das außergewöhnliche Schulprojekt in einem abgelegenen Bergtal im Hohen Atlas aufmerksam geworden.

Die Gründung und Entwicklung dieser Bildungsstätte ist eng verknüpft mit dem Lebensweg einer jungen Frau aus Tuttlingen, die sich während ihres Studiums in Marrakesch in einen jungen Berber verliebte und mit ihm in seinem Heimatdorf im "Tal der Glücklichen" eine Familie gründete. Schon bald reifte in Stefanie Itto Tapal-Mouzon und ihrem Mann Haddou der Entschluss, in dem abgelegenen Bergtal eine Schule zu gründen, um die Bildungsmöglichkeiten für die dort lebenden Kinder zu verbessern.

Inspiriert von den Ideen und Visionen eines menschenverbindenden, ganzheitlichen Pädagogikkonzeptes der Schweizer "Scuola Vivante" wurde 2010 zunächst in den Räumen ihres eigenen Hauses der Schulbetrieb eröffnet und in den Folgejahren kontinuierlich erweitert.

Der "Campus Vivant’e" setzt sich aktuell zusammen aus einer staatlich anerkannten Grund- und Realschule, einem öffentlichen Bildungszentrum und einer Permakulturanlage. Aktuell werden dort 70 Kinder aus allen sozialen Schichten unterrichtet. Es sei ein Platz, an dem Kinder, Jugendliche und Erwachsene friedlich, tolerant und respektvoll miteinander umgehen, um gemeinsam neue Wege zu beschreiten, sagen die Verantwortlichen. Die Schule sei zudem ein Ort, der junge Berber in den Traditionen und der Geschichte ihres Volkes stärke, sich gleichzeitig aber der Moderne öffne und den Dialog mit anderen Kulturen und Religionen anrege. Seit 2015 werden an der "Ècole vivante" hörende und hörbehinderte Kinder gemeinsam unterrichtet. Ein gemischt hörendes und taubes Lehrerteam entwickelt mit Unterstützung von Experten die Lernmethoden und Möglichkeiten für gehörlose Kinder fortlaufend weiter.

Die Bildungsmöglichkeiten für Kinder mit einer körperlichen Beeinträchtigung, vor allem mit Hörbehinderungen, sind in Marokko nicht weit entwickelt. Oft gibt es nur wenige Perspektiven für diese Kinder, vor allem in abgelegenen Gebieten. Meist werden sie gar nicht beschult oder können aufgrund ihrer Beeinträchtigung dem regulären Unterricht nicht folgen.

Mit dem gespendeten Betrag übernimmt der Förderverein die jährlichen Kosten für die fünf aktuell im Regelunterricht integrierten taubstummen Kinder. Die Gebärdensprache ist fester Bestandteil der Sprachenvielfalt am Campus geworden, und alle Schüler lernen sie spielerisch bereits ab der Vorschule. Allerdings ist der gesamte Schulcampus durch die Coronabedingten Einschränkungen in Marokko aktuell geschlossen. Soweit möglich werden die Kinder online über verschiedene Social Media-Plattformen unterrichtet. Da aufgrund der abgelegenen Lage im Hohen Atlas noch keine Infektionsfälle aufgetreten sind, hofft Schulleiterin Stefanie Itto Tapal-Mouzon auf eine baldige Wiederaufnahme des Schulbetriebs.

Weitere Informationen: www.zukunft-kinder-in- afrika.de