Albin Oswald mit seiner überdimensionalen Sonnenblume. Fotos: Grimm Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunst: Albin Oswald bewohnt in Frohnstetten ein etwas anderes Haus, das er liebevoll selbst gestaltet

Der Frohnstetter Albin Oswald hat aus seinem Garten und seinem Haus ein richtiges Kunstwerk mit Figuren und Fresken geschaffen. Besonders schön ist ein Himmelbett, an dem er ein Jahr lang geschnitzt hat.

Stetten a. k. M.-Frohnstetten. Manchmal muss ein Kulturinteressierter weit reisen, wenn er eine besondere Kunstsammlung sehen will, aber manchmal liegt das Außergewöhnliche direkt vor der Haustür und wird kaum bemerkt. So ist das auch mit Albin Oswald aus dem Stettener Teilort Frohnstetten.

Der Künstler hatte im Rahmen des "Tages der Freiluftskulptur" mehrfach auf seine von ihm geschaffene Outdoor-Figur im Vorgarten – eine überdimensionale Sonnenblume – hingewiesen.

Tatsächlich erlebt der Besucher eine Riesenüberraschung: Nicht nur die Sonnenblume, geschnitzt aus der einst dort wachsenden Weißtanne, ist eine Augenweide – der ganze Garten erweist sich als Ausstellungsort verschiedenster Figuren, die allesamt einmal Bäume dieses Areals waren. Kunstvoll bearbeitet und bemalt präsentieren sich die Baumstämme und -stümpfe, immer noch an ihrem ursprünglichen Standort in der Erde wurzelnd, als künstlerischer Blickfang.

Beim Bearbeiten, erzählt Oswald, folgt er den Vorgaben des Materials, sieht in der Wuchsrichtung der Äste oder im Stumpfrest ein Gesicht, ein Tier oder eine Skulptur, die dann sorgfältig herausgearbeitet werden.

Aber der Garten bildet nur der Auftakt zu weiteren Überraschungen. Schon die Außenansicht, ja das ganze Haus ist ein Kunstwerk. Die Eingangsseite des Hauses zieren riesige Fresken mit Jahreszeitenansichten, die Haustür, in Blautönen gehalten, erscheint plastisch, die aus Kieseln selbstgemauerten Eingangsstufen nehmen die Farben der Tür auf, ebenso die Füllungen des gemauerten Treppengeländers, die dazu noch mit ornamentalen Ranken verziert sind.

Selbst die Garage und das dazugehörende Rundbogentor – schmiedeeisern, mit bemalten Glasfüllungen – ist Lichtjahre von den üblichen profanen Abstellräumen für Autos entfernt. In gemauerten Gefachen stehen Skulpturen aller Art, an den weiß gekalkten Wänden hängen Gemälde von Oswald und seiner Frau Helga, die ebenfalls künstlerisch tätig ist.

Jeder Raum ist ein Augenschmaus

Jeder Raum des Oswald’schen Hauses, vom Keller – dort befinden sich die Werkstatt und das Atelier – bis zum Dachgeschoss ist ein Augenschmaus für sich. Aber der absolute Knüller ist das geschnitzte Himmelbett, das Albin Oswald für seine Frau entworfen und gebaut hat. "Ein Jahr lang habe ich daran gearbeitet", sagt er und lächelt seiner Angetrauten zu.

Unzählige Bilder und Skulpturen in jeder nur denkbaren Technik schmücken das Haus bis in den letzten Winkel. Stolz zeigt der 78-Jährige in der Werkstatt seine selbstentworfene mechanische Lithografiedruckmaschine und erläutert die diffizile Vorgehensweise beim Steindruck.

Auch in der Werkstatt hängen und stehen überall bildnerische Darstellungen. Lithografie, Radierung, Fresken, Bleistift- und Tuschezeichnung, Hinterglasmalerei, Bildhauerei – nichts scheint dem agilen Frohnstetter Urgestein fremd zu sein.

"Es hat mich immer gereizt, Neues auszuprobieren", sagt der Künstler, der nie eine Kunstschule besucht hat. Der gelernte Maler- und Lackiermeister hat autodidaktisch seine künstlerischen Begabungen geschult, sich sogar auf diesem Wege zum Kirchenrestaurator ausgebildet. 35 Jahre lang hat er als anerkannter Restaurator diesen Beruf ausgeübt, war Mitglied im Deutschen Verband Freischaffender Restauratoren.

Vor seiner Freiberuflichkeit hatte er bei Fidelis Marmon in Sigmaringen – "er hatte unterhalb des Kloster Gorheim seinen Betrieb" – gearbeitet und hier viel über Kirchenmalerei und -restaurierung gelernt.

Seine Spuren als Restaurator hat Oswald auch in der katholischen Kirche Frohnstettens hinterlassen. Die drei Altäre aus den Jahren um die 1750 hat er im Auftrag vom damaligen Pfarrer Lothar Wiest wieder hergerichtet.