Ein unbekannter Erpresser will zwei Wochen vor der Bundestagswahl SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück zum Rückzug nötigen. SPD bestätigt Bericht der „Bild“-Zeitung, wonach dem Ehepaar Steinbrück vorgeworfen werde, vor 14 Jahren eine Putzfrau illegal beschäftigt zu haben. Foto: dpa

Ein unbekannter Erpresser will zwei Wochen vor der Bundestagswahl Peer Steinbrück zum Rückzug nötigen. Der SPD-Kanzlerkandidat hat sich am Rande einer Wahlkampfveranstaltung in Erfurt empört über den Vorfall geäußert.

Berlin/Bonn/Erfurt - SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat sich empört über einen Erpressungsversuch gegen ihn gezeigt. Er habe Anzeige erstattet, da es sich um einen strafrechtlich relevanten Vorgang handle, sagte Steinbrück nach einer Wahlkampfveranstaltung in Erfurt. Was er bislang im Wahlkampf erlebt habe, gehe weit über das hinaus, was akzeptabel sei. "Dass dazu ein Erpressungsversuch gehört, ist jenseits meiner Vorstellungskraft gewesen", erklärte Steinbrück.

Zuvor war bekannt geworden, dass ein Erpresser zwei Wochen vor der Bundestagswahl SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück zum Rückzug nötigen will. Die SPD bestätigte am Samstag einen Bericht der „Bild“-Zeitung, wonach dem Ehepaar Steinbrück vorgeworfen werde, vor 14 Jahren eine Putzfrau illegal beschäftigt zu haben. Polizei und Staatsanwaltschaft in Bonn nahmen Ermittlungen gegen den unbekannten Täter wegen Nötigung auf.

Steinbrück hatte sich am Freitag an das Bundeskriminalamt (BKA) gewandt. „Die Staatsanwaltschaft Bonn und die Bonner Polizei ermitteln wegen des Verdachts der Nötigung gegen unbekannt“, sagte ein Sprecher der Bonner Polizei. Die „Bild“-Zeitung (Samstag) hatte berichtet, der Erpresser drohe mit Veröffentlichung, sollte Steinbrück nicht auf seine Kandidatur verzichten.

Steinbrücks Sprecher bestätigt Erpressungsversuch

Steinbrücks Sprecher Rolf Kleine bestätigte den Erpressungsversuch und sagte, Steinbrück habe am Freitagnachmittag das Bundeskriminalamt eingeschaltet. Dieses habe den Erpresserbrief sichergestellt.

Steinbrücks Ehefrau Gertrud wies die Vorwürfe in der „Bild“-Zeitung zurück: „Steinbrücks sind nicht erpressbar. Und lassen sich auch nicht erpressen“. Sie legte in der Zeitung den Sachverhalt folgendermaßen dar: Danach war das Ehepaar Steinbrück Ende der 90er Jahre nach Bonn gezogen. Da Gertrud Steinbrück im Jahr 1999 durch ihren Beruf und den Umzug stark belastet gewesen sei, habe ihre ebenfalls in der Stadt lebende Mutter ihr „zum Einzug geschenkt, dass ihre Putzhilfe für ein halbes Jahr einmal in der Woche bei uns sauber machen sollte“, wird sie zitiert. „Ich zahlte sie für die bei mir abgeleisteten Stunden aus und rechnete das jeweils mit meiner Mutter ab“, hieß es weiter.

Nach Ablauf des vereinbarten halben Jahres wollte Gertrud Steinbrück die Putzhilfe selbst übernehmen. Den angebotenen Arbeitsvertrag lehnte die Frau aber ab, weil ihr Mann seinen Job und die Familie damit den Aufenthaltsstatus verloren hätte. Sie habe nur schwarz arbeiten können, wollte aber wegen ihrer sehbehinderten Tochter in Deutschland bleiben, sagte die Steinbrück-Gattin. Sie fügte hinzu: „Das hat mich sehr berührt. Dennoch habe ich ihr sagen müssen, dass ich sie natürlich nicht „schwarz“ beschäftigen könne. Als Trost habe ich ihr 500 Mark geschenkt“. Sie sei sich sicher, „damals sowohl für mich und meine Familie als auch für sie und ihre Familie das Richtige“ getan zu haben. „Dass mein Mann nach 14 Jahren deswegen erpresst wird, ist infam und macht mich fassungslos“, sagte Gertrud Steinbrück weiter.