Wer seine Module außen an den Balkon hängen will, muss Vermieter oder Miteigentümer fragen. Foto: Imago/Sven Simon

Viele Menschen interessieren sich aktuell für Balkonkraftwerke. Sie sind einfach in der Handhabe, ein bisschen was sollte man allerdings beachten. Wir klären die wichtigsten Fragen.

Der Boom bei Stecker-Solargeräten, auch Balkonkraftwerke genannt, ist ungebrochen. Ein Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten zu den kleinen Energielieferanten.

 

Was ist ein Balkonkraftwerk?

Die Wenigsten produzieren ihren Strom am Balkon mit Stecker-Solarmodulen, das ergab eine Marktstudie der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Trotzdem firmieren die kleinen Energiequellen für Eigentümer und Mieter unter dem Begriff Balkonkraftwerke. Derzeit ist es in Deutschland gestattet, pro Stromzähler maximal 600 Watt in der Spitze zu produzieren, in der Regel braucht man dafür zwei Module mit jeweils 300 bis 400 Watt sowie einen 600er-Wechselrichter.

Per Kabel wird der erzeugte Sonnenstrom ins Hausnetz eingespeist. Er kann im selben Moment vom Haushalt verbraucht werden. Ob die Montage eine größere Herausforderung wird, hängt vom Ort und der eigenen Geschicklichkeit ab. Die Balkonkraftwerke kann man im Set kaufen. Solange es noch keine Produktnorm gibt – diese wird derzeit erarbeitet – sollte man auf die Zertifizierung des Wechselrichters, auch Inverter genannt, achten. Ein Set mit 600 Watt kostet etwa 1000 Euro, Mehrwertsteuer muss man keine mehr zahlen. Manche Kommunen fördern den Kauf.

Was bringt das Sonnenkraftwerkchen finanziell?

Wer nicht nur seinen eigenen Sonnenstrom erzeugt, sondern zusätzlich an seinem Verbrauch arbeitet, kann aus einem Stecker-Solargerät einiges herausholen. Die Grundregel ist, den Strom dann zu verbrauchen, wenn die Sonne scheint. Zieht sich die Wolkendecke zurück, erst die Waschmaschine laufen lassen, dann den Computer laden, den Pedelec-Akku oder die Powerbanks. Seit dem 1. Januar 2023 kann es sich zudem lohnen, sich den überschüssigen Strom, den Betreiber bis dato meist gratis ins öffentliche Netz einspeisten, vergüten zu lassen. Es sind zwar eher Kleckerlesbeträge, aber warum nicht? Durch zahlreiche Vereinfachungen für die PV-Produktion entfällt eine Menge Papierkram. Eine wichtige Rolle, die den Mini-Kraftwerken jenseits des Finanziellen zugeschrieben wird: Türöffner für die Energiewende zu sein. Weil Fotovoltaik an Sichtbarkeit gewinnt, und weil der Betreiber automatisch lernt, seinen Energiekonsum zu verändern, also dem Wetter anzupassen.

Welche Anmeldungen sind nötig?

Wer sich für ein Balkonkraftwerk entscheidet, muss dieses beim Marktstammdatenregister und in der Regel beim Netzbetreiber anmelden. Bisher ist es nicht gelungen, dass Netzbetreiber sich auf eine einheitliche Prozedur verständigen, bei vielen finden sich dazu online Hinweise. Sie müssen – falls noch nicht geschehen – einen Zwei-Richtungs-Zähler einbauen. Die Anmeldung bei der Bundesnetzagentur (Marktstammdatenregister) ist online möglich.

Das geplante Solarpaket I der Bundesregierung sieht hier Erleichterungen vor: Die Anmeldung bei der Bundesnetzagentur soll künftig genügen, und ein Zähler soll künftig auch vorübergehend rückwärts laufen dürfen, Eine größere Hürde besteht darin, dass Mieter das Okay des Vermieters und Eigentümer die Mehrheit der Miteigentümer brauchen. Dies gilt, wenn die Module an der Außenreling eines Balkons oder an einer Fassade angebracht werden sollen. Steht das Panel jedoch an der Wand auf einer verschattungsfreien Terrasse oder Loggia, braucht es keine Zustimmung. Doch auch hier tut sich etwas; derzeit wird in Berlin über eine Art Recht aufs eigene Balkonkraftwerk verhandelt.

Welche Technik braucht es?

Theoretisch reichen die Bestandteile des Sets:

  • Module
  • Wechselrichter
  • Kabel
  • Unter Umständen braucht man noch Befestigungsmaterial

Mmanche Händler liefern das mit, teils empfehlen sich aber auch Sonderanfertigungen. Wichtig ist, dass das Balkonkraftwerk nicht in eine Mehrfachsteckdose gesteckt wird, sondern in eine normale Hausstromsteckdose. Derzeit empfehlen oder verlangen einige Netzbetreiber eine spezielle Schutzsteckdose zur Absicherung. Über die Sinnhaftigkeit ist in der Community, aber auch in der Politik eine Debatte entbrannt.

In einem Positionspapier schrieb der Verband Elektrotechnik (VDE) Anfang 2023, dass er einer Duldung des normalen Schuko-Steckers offen gegenüber stehe. Wer sich unsicher ist, zieht besser einen Fachmann heran, wer sich sicher fühlt, bringt das Sonnenkraftwerkchen auch allein zum Laufen.

Foto: privat

Wo finden sich weitere Infos?

Die Verbraucherzentralen klären auf ihren Internetseiten in Text und Podcast darüber auf, wie das mit den Balkonkraftwerken funktioniert. Aber auch sonst finden sich bei der Internetrecherche zahlreiche Informationen zum Thema. Jeweils montags versandt wird ein E-Mail-Newsletter von Machdeinenstrom.de, eine Community, die ebenfalls über die Steckergeräte aufklärt, aber auch die neuesten Neuigkeiten mit anderen teilt.