Im Zeichen der kalifornischen Traumfabrik stand das Frühjahrskonzert, das die Stadtkapelle Tailfingen unter der Leitung von Alain Wozniak in der Zollernalbhalle gab. Foto: Barbara Szymanski

Ganz im Zeichen des Kinos und der Traumfabrik Hollywood stand das Frühjahrskonzert, zu dem die Stadtkapelle Tailfingen in die Zollernalbhalle eingeladen hatte. Das Publikum bekam Filmmusiken aus mehreren Jahrzehnten zu hören.

Oscar-Verleihung, Roter Teppich, Popcorn, Löwentatzen, der (Fast)-Original-Schriftzug von Hollywood und die bunte Welt der Filmmusik – „Cinematik!“ lautete die Devise, welche die Stadtkapelle für ihr Frühjahrskonzert ausgegeben hatte. Sie setzt mit ihrem Programm auf die Magie des Kinos, und wie sich zeigte, konnten sich die über 300 Zuhörer in der Truchtelfinger Zollernalbhalle in Truchtelfingen dieser Magie schlechterdings nicht entziehen. Ganz im Gegenteil – sie feierten mit, spendeten viel Applaus, hatten ihre Freude an der Dekoration im Foyer, am ausgerollten Roten Teppich und an der klugen und informativen Einführung, die Moderatorin Madina Burkhart in die jeweiligen Welthits der Filmmusik gab.

Und natürlich am Orchester, das sich wieder einmal selbst übertroffen hat mit seinem mitreißenden Temperament, seiner Dynamik, den spannenden tonmalerischen Effekten, der klanglichen Schärfe und nicht zuletzt dem tragischen Pathos. Wie gewohnt wurde es meisterlich geleitet von Alain Wozniak, der seit nunmehr fünf Jahren am Pult steht und die beiden Kapellen mit viel körperlichem Einsatz und sichtbarer Leidenschaft immer wieder in neue Musikwelten führt. Vor allem für seine Ausdauer und Geduld wurde der Musikdirektor am Ende belohnt, und zwar mit einer Oscar-Figur – er war sichtlich gerührt.

Von 007 bis zum Fluch der Karibik

Aber zunächst hieß es „Bitte anschnallen!“ und mitfliegen ins Paralleluniversum Film – etwa in die Welt der unverwüstlichen James-Bond-Streifen, deren Titelmelodien immer wieder Gänsehaut erzeugen, genau wie die der Star-Wars-Saga. Die 23 jungen Instrumentalisten der Jugendkapelle meisterten die komplexen Arrangements – auch die von „My Heart Will Go On“ aus „Titanic“ oder den Melodien aus „Fluch der Karibik“ – souverän, überraschten mit schnellen Stimmungswechseln, präzisen Abschlüssen, viel Energie, aber auch tiefem Gefühl. Sie musizierten, mit einem Wort, mit fast der gleichen Leidenschaft wie die Großen.

Man sieht die Gnuherde losstürmen

Die waren anschließend an der Reihe, 54 Köpfe stark, mit Blech- und Holzbläsern, Querflöten, einem Gitarristen und einem Perkussionsteam, das zusätzliche Farbe in den Ensembleklang brachte. Egal, ob es sich um den Soundtrack von „Jurassic Park“ oder die geschmeidige Suite mit Motiven aus „Forrest Gump“ handelte, die Kapelle schuf vielschichtige, mitunter subtile Tonbilder, deren visuelle Entsprechungen über die großen Leinwände neben der Bühne flimmerten, beispielsweise Sequenzen aus dem vielleicht erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten, „König der Löwen“. Das Orchester brachte seinerseits Bilder vor das geistige Auge, etwa die sich anbahnende Stampede der Gnuherde oder den Tanz Simbas mit Erdmännchen und Warzenschwein – Hakuna Matata!

Elsa döst unter der Schirmakazie

Fazit: Die Zuhörer konnten sich an diesem Abend darauf verlassen, dass es nie musikalisch flach wurde - als die Filmmusik von „Born Free“ erklang, meinten sie das sonnentrockene Gras der afrikanischen Savanne, in der Löwin Elsa unter einer Schirmakazie döst, zu riechen, und sie hoben mit „Superman“ ab, als der Soundtrack des Films erklang. Hollywood glitzerte – auch auf der rauen Alb. Bravo!