Laternenfeste in Corona-Zeiten - da ist Kreativität gefragt. (Symbolfoto) Foto: Johanna Muehlbauer/ Shutterstock

Seit Wochen basteln die Kindergärten fleißig an Laternen für den Umzug. Und nun steigen die Corona-Zahlen pünktlich zu St. Martin rapide an. Manchen Kindergärten macht das einen Strich durch die Rechnung. Die Mehrheit dagegen wird kreativ.

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Oberndorf - In Kindergärten hat das St Martins-Fest seinen festen Platz im Kalender. Bunte Laternen werden gebastelt, es geht raus auf Wanderschaft, die Kinder singen Lieder und dann gibt es für Groß und Klein Glühwein und Punsch in geselliger Runde. So ist das zumindest normalerweise. Doch von Normalität ist auch dieses Jahr weit entfernt. Die Corona-Fallzahlen steigen wieder stark. Manchen Betreuungsstätten ist es da zu heikel, mit den Kindern unter die Menschen zu gehen.

Lichterfest ersetzt den Umzug

Im katholischen Kindergarten Edith Stein in Balingen war ein Laternen-Umzug geplant, der nun ausfallen muss, wie Leiterin Verena Renner mit Bedauern mitteilt. "Wir haben uns dagegen entschieden, weil die Corona-Fallzahlen gerade wieder stark steigen. Deswegen haben auch die Elternabende mit je nur einem Elternteil stattgefunden. Das haben wir klar kommuniziert und da waren die Eltern auch verständnisvoll."

Ersatzweise gibt es ein kleines Lichterfest. "Da hängen wir Lichterketten auf und die Kinder nehmen ihre Laternen mit in den Kindergarten. Dann singen wir in den Gruppen zusammen Martinslieder, lesen die Martinslegende und essen gemeinsam." Das habe der Kindergarten vergangenes Jahr auch schon so gemacht. Und was den Umzug angeht: "Wir hoffen sehr auf das nächste Jahr."

Beim städtischen Kindertagesstätte Haydnstraße in Balingen gibt es einen Umzug mit 2G-Regel. "Alle Erwachsenen, die mitgehen, sind geimpft oder genesen", erklärt Leiterin Sabine Duft. "Wir laufen vom Kindi zum Seniorenheim. Da können die Leute auf die Balkone herauskommen." Mit diesem Sicherheitsabstand sei die Ansteckungsgefahr gering. "Es ist natürlich nicht so wie früher mit nettem Beisammensein, Punsch und Gebäck. Aber wir, ebenso wie die Eltern und Kinder, freuen uns, dass wir überhaupt wieder irgendetwas machen können. Und wir wollen den Senioren eine Freude machen."

Durch Turnhalle und Garten anstatt durch Wald und Straßen

Um eine Alternative bemüht sich der Berta-Huss-Kindergarten in Freudenstadt. "Es gibt keinen Laternenlauf", sagt Leiterin Birgitta Wößner. "Wir feiern nur intern. Wir haben Laternen gebastelt. Damit laufen die Kinder an St. Martin durch unsere Turnhalle und den Garten. Es ist natürlich schon eine Enttäuschung, dass es nicht wie sonst ist, aber da können wir nichts machen", erklärt sie. "Angesichts der aktuellen Corona-Zahlen ist es auf diese Weise einfach sicherer."

Der Kindergarten Schatzkiste in Freudenstadt hat den Vorteil, klein zu sein. Kindergartenleiterin Oxana Patzer sagt: "Wir machen einen kleinen Laternenlauf, nur mit den Kindern. Weil wir nur eine Gruppe haben, reichen drei Personen plus Praktikanten, die auf die Kinder aufpassen." Dieses Konzept aus dem Vorjahr habe sich bewährt. "Von den Eltern gibt es viel Zuspruch, auch wenn sie nicht dabei sein dürfen. Sie loben, dass wir den Lauf nicht ausfallen lassen und den Kindern diese Freude bereiten. Sie haben so fleißig Laternen gebastelt und üben schon seit Tagen die Lieder."

Der echte St. Martin besucht die Kleinen

Auf Nummer sicher geht die Kindertagesstätte Markus in Villingen-Schwenningen: Sie hat den "echten" St. Martin bestellt, wie Kindergartenleiterin Sylvia Kubicek verrät. Große Kinderaugen seien garantiert, wenn der römische Soldat aus der Legende auf dem Pferd auf den großen Platz vor dem Gemeindesaal reite. Letztes Jahr habe der Kindergarten das Fest auch so gefeiert. 

"Wir haben uns gedacht, dass es dieses Jahr mit Corona nicht einfacher wird. Deswegen haben wir gesagt, wir machen es noch einmal genauso, weil wir dann wenigstens sicher wissen, dass wir es so planen und umsetzen können." Mit den Eltern zusammen gebe es leider kein Fest. "Wir teilen die Kinder zur Sicherheit auch in kleinere Gruppen auf, bevor es losgeht."

Ohne Eltern ist es noch abenteuerlicher

Einen Umzug im kleinen Format gibt es beim Kindergarten Bahnhofstraße in Calw. "Sonst war der Umzug immer größer und mit Eltern", erinnert sich Kindergartenchefin Heike Schlegel. "Letztes Jahr haben wir wegen Corona auch schon einen kleinen Umzug gemacht und es gab im Kindergarten Pizza, Musik und Lichter. Die Kinder fanden das abenteuerlich, ohne Mama und Papa im Kindergarten zu sein, wenn es dunkel ist. Für sie war es so noch schöner, weil wir uns ganz auf sie konzentrieren konnten."

Die gleiche Erfahrung hat der Kindergarten Charlottenhöhe in Rottweil gemacht. Für die Kinder ist es laut Leiterin Sarah Link spannender, abends ohne die Eltern in den Gruppen zu sein. "Alle städtischen Kindergärten in Rottweil feiern intern. Bei uns gibt es Saitenwürstchen, und dann laufen wir mit den Laternen eine kleine Runde." Die Eltern seien nicht dabei und es gebe keine Punsch- und Glühweinausgabe. "Dennoch freuen sich in dieser Situation alle, dass wir überhaupt etwas machen können."