Das Phonomuseum in St. Georgen steht vor einem Umbruch. Erste Ideen für die Zukunft liegen vor. Foto: Moser

Umbruchstimmung im Deutschen Phonomuseum: Die Ehrenamtlichen des Arbeitskreises wollen sich langsam zurückziehen; gleichzeitig soll das Museum attraktiver gemacht werden. Ideen für das Phonomuseum der Zukunft wurden nun dem Gemeinderat präsentiert.

St. Georgen - Mehr als 300 Exponate rund um die Geschichte der Phonoindustrie lassen selbige im Deutschen Phonomuseum in St. Georgen lebendig werden. Das Museum gehört, wie Markus Esterle, Leiter des städtischen Amts für Ordnung, Bildung und Soziales, in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats betonte, zu den bedeutendsten technikgeschichtlichen Museen in ganz Baden-Württemberg.

Konzeptstudie mit rund 30 Stellschrauben

Doch das Museum steht vor einem Umbruch – wie dieser aussehen könnte, präsentierten Kunstwissenschaftler Frank Lang und Grafiker Andreas Burwig den Gemeinderäten am Mittwochabend. Die beiden haben in Kooperation mit dem Arbeitskreis Phonomuseum und der Stadtverwaltung eine Konzeptstudie zur künftigen Entwicklung des Phonomuseums erarbeitet. Rund 30 mögliche Stellschrauben – manche kleiner, andere größer – haben sie dabei identifiziert.

Zwischen 3000 und 4000 Besucher kommen jährlich ins Phonomuseum, um sich die Exponate anzusehen oder an einer der Führungen teilzunehmen – ein Wert, der Lang zufolge etwa im Schnitt der Region liegt und damit gut sei. "Klar ist aber auch: Das Museum lebt von den Führungen", die der Arbeitskreis Phonomuseum regelmäßig anbietet. Und die Mitglieder ebendieses Arbeitskreises haben angekündigt, "dass sich Ehrenamtliche so langsam zurückziehen möchten", wie es in der Sitzungsunterlage für den Gemeinderat heißt.

Fachwissen soll dokumentiert und erlebbar gemacht werden

Im Zuge der Konzeptstudie ist deshalb die Dokumentation und der Erhalt dieses Fachwissens eines der großen Handlungsfelder – damit die Besucher auch in Zukunft noch Zugriff auf die spannenden Erzählungen und Hintergründe der Zeitzeugen haben. Geplant ist, dieses Expertenwissen über kleine Medienstationen sichtbar zu machen, sodass zu den wichtigsten Exponaten des Museums vertiefende Informationen in Form von Bildern, Texten und Videos abrufbar sind.

Zusätzlich soll das Phonomuseum inhaltlich leicht neu aufgestellt werden. Denn potenzielle Besucher des Museums seien nicht nur an der Technikgeschichte, auf der momentan der Fokus liegt, interessiert. Auch kulturgeschichtliche Themen, die im Zusammenhang mit der Phonoindustrie stehen, sollte das Museum aufgreifen, finden Burwig und Lang. Das soll das Phonomuseum für eine breitere Zielgruppe interessant machen.

"Wir holen die Stars ins Museum"

"Aber wie krieg ich’s interessant?", stellte Lang die Frage, die während der Arbeit an der Konzeptstudie aufkam. Die Antwort: mit Musik. "Wir holen die Stars ins Museum", schilderte Lang die Idee. Die Rede ist von Musik-Weltstars, die als überlebensgroße Aufsteller im Phonomuseum platziert werden sollen. "Denn ohne die Phonoindustrie gäbe es gar keine Weltstars", betonte Lang im Gemeinderat. Einen Prototyp für die Stars im Museum gibt es schon: Opernsänger Enrico Caruso, den ersten Schallplattenmillionär. Insgesamt stellen Lang und Burwig sich fünf Stationen vor. Wer dort zu sehen sein soll, steht noch nicht fest.

Alle Ideen aus der Konzeptstudie konnten den Gemeinderäten nicht präsentiert werden – eines war Burwig und Lang aber noch wichtig zu erwähnen: die Beleuchtungssituation, eine große Schwierigkeit des Museums. So sind beispielsweise die Vitrinen im hinteren Bereich kaum bis gar nicht beleuchtet, was sich im Zuge der Umsetzung der Konzeptstudie ändern soll.

50 000 Euro im Haushaltsplanentwurf

Insgesamt seien nur kleinere Korrekturen geplant, fasste Lang zusammen. "Wir wollen nicht alles rausschmeißen und wieder neu anordnen." Stattdessen sollen behutsame, nach und nach durchgeführte Veränderungen dafür sorgen, dass sich das Museum in die richtige Richtung entwickelt.

Das Thema wird den Gemeinderat bei den in Kürze anstehenden Haushaltsverhandlungen noch einmal beschäftigen. Denn für die Umsetzung der Maßnahmen sind im Haushaltsplan 2022 Mittel in Höhe von 50 000 Euro vorgesehen.

Info: Öffnungszeiten

Für einen Monat schließt das Deutsche Phonomuseum im November seine Türen. Das teilt die Stadtverwaltung mit. Bis 31. Oktober kann das Museum noch besucht werden. Dann beginnt die rund vierwöchige Herbstpause. Ab Dezember ist das Museum dann wieder mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen für Gruppen sind auch in der Herbstpause nach Anmeldung möglich. Interessierte melden sich beim Kulturamt der Stadt unter Telefon 07724/8 72 30. Dieses ist montags bis freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 16 Uhr erreichbar.