Quellen und Brunnen versorgen in Bergstadt Mensch sowie Vieh / 86 Meter tiefer Stollen an der Galetsch

Von Dieter Vaas

St. Georgen. Die Bergstadt erlebte 2011 einen extrem trockenen Spätsommer und Herbst. Manche Quellen waren nahe daran zu versiegen. Aber nur die Eigenwasserversorgung mancher Häuser im Außenbereich war gefährdet.

Von August bis Anfang Dezember gab es im vergangenen Jahr keine nennenswerten Niederschläge. Viele Quellen im Außenbereich konnten Mensch und Tier nicht mehr ausreichend versorgen.

Daher rückte öfter die Feuerwehr aus und half – von der Bevölkerung weitgehend unbemerkt – mit Wasserversorgungsfahrten aus. Diese erfolgen bei den Bergstädtern mit einem Tanklöschfahrzeug. Dieses verfügt über einen Wassertank, der 5000 Liter fassen kann. Um für solche Einsätze, aber auch für Katastrophenfälle, jederzeit gerüstet zu sein, dürfen Wassertanks der Feuerwehrfahrzeuge grundsätzlich nur mit reinem Trinkwasser befüllt werden.

Durch Löschteiche fließen kleine Bäche

Im Schwarzwald war es früher üblich, einen Bauernhof nahe fließendem Gewässer zu bauen oder gar direkt auf eine Quelle zu setzen. Die Brigach entspringt genau genommen im Keller des Hirzbauernhofs und speist den kleinen Teich des Anwesens. Durch zahlreiche Löschteiche rund um die Stadt fließen kleine Bäche.

In der Galetsch befindet sich einer der wohl aufwendigsten Brunnen: Ein in den Sandstein gehauener Schacht führt 86 Meter tief in den Berg hinein. Das Wohngebiet hat seinen Namen von einem Bauernhof, der vor über 30 Jahren abgerissen wurde. Zuletzt gehörte dieser der Familie Andreas Bühler.

Paul und Helmtrud Bühler (Namensgleichheit rein zufällig) kauften in diesem Bereich 1976 einen Bauplatz. Auf dem Grundstück lag auch eine Brunnenstube, die von einem Stollen gespeist wurde. Mit dem Hausbau ließen die Bühlers diesen freilegen. Später wurde er bis auf einen kleinen engen Zugang verschlossen. Seither ist er nur noch vom Haus aus zugänglich.

Im Buch "Historischer Stadtführer" berichtet Artur Maier über "Die Quellen im Stadtgebiet". In der Landesbibliothek Stuttgart befindet sich das Schreiben eines Unbekannten aus dem Jahr 1796. Dieses weist auf fünf Rohrbrunnen (gespeist über Deichelleitungen) im Klosterareal hin.

Zur Bewässerung der Klosterfelder

Hauptquelle für die Wasserversorgung des Klosters und des Dorfes war nach einem Plan von 1835 des Geometers Wehrle die Türkeiquelle an der Schramberger Straße. Der nächste stadteinwärts gelegene Brunnen ist das "Joosenbrünnele" gegenüber Eisenwaren Henninger. Eine weitere Quelle befand sich oberhalb dem "Ochsen". Der "Bärenbrunnen" wurde entweder vom "Türkeibrunnen" oder "Joosenbrünnele" gespeist.

Eine Quelle befand sich mitten im Ort auf dem sogenannten Wasen mit einem Rohrbrunnen am alten Gasthaus "Adler", das auch über ein Brauhaus verfügte. Unterhalb des jetzigen Geschäftshauses Heizmann und Draschar ist auf einem alten Plan ein "Bärenbehälter" eingezeichnet, der 1997 abgebrochen wurde. Eine sehr starke Quelle befindet sich im ehemaligen "Bärenwirts Garten".

In der Gewerbehallestraße gab es in 1,40 Meter Tiefe eine Sandsteinrinne zur Bewässerung der Klosterfelder und Gärten. Der über eine Deichelleitung gespeiste Klosterbrunnen stand beim Torwartshaus an der heutigen Schulstraße. Auf der Südseite des heutigen Rathauses lag die große "Rosswette" (Pferdetränke), die als Löschteich, diente. Das Wasser kam von der Türkeiquelle.

Auf dem heutigen Betriebsgelände von ebm-papst gibt es einen begehbaren Quellstollen, der durch Zufall wieder entdeckt wurde. Dessen Wasser sammelt das Unternehmen mittlerweile in einem rund 220 Kubikmeter fassenden Löschwasserbassin.

Die frühere Gastherberge des Klosters, der "Rote Löwen", besaß eine eigene Quelle. Eine Deichelleitung führte bis zum heutigen Gasthaus "Hils", wo zwei Viehtränken standen. Unterhalb der Lorenzkirche und am Sandbühl entspringen zwar zwei weitere Quellen. Deren Wasserqualität war aber so schlecht, dass nicht einmal das Vieh davon trinken wollte.

In der Sommerauer Straße 10 und 22 flossen Brünnlein. Quellen gab es bei der früheren "Fürstenbergstube" sowie beim "Badischen Hof" (Dualkantine). Im "Kaffeezinken" sind Quellen in den Gärten Luisenstraße 31b und Johann-Sebastian-Bach-Straße 39. Durch das Sandstein-Konglomerat gibt es zudem viele Wasseraustritte (Sickerungen), berichtet Artur Maier im "Historischen Stadtführer".