Die Hästräger müssen zuerst die Legionellen bekämpfen, um ins Rathaus zu kommen. Fotos: Vaas Foto: Schwarzwälder Bote

Rathaussturm: Narren müssen einige Hindernisse überwinden / In Schulen gibt es keinen Widerstand

Die Narren sind an der Macht. Erwartungsgemäß wurden sie in den Schulen bereits heiß ersehnt. Das Ausheben bedeutete zuerst Party und dann Ferien bis einschließlich Aschermittwoch. Schwer wurde es dagegen, das Rathaus als letzte Bastion zu stürmen. Die Burgbesatzung hatte zur Verteidigung gar Legionellen.

St. Georgen. Alle Zünfte waren vertreten, als der Rathaussturm zur ungewohnten Zeit bereits eine halbe Stunde nach Mittag begann. Die Guggenmusik Bergstadtfetzer legte lautstark los. Die Närrische Bürgerwehr aus Peterzell schoss aus vollem Rohr. Allein die Rathaustür blieb verschlossen.

Geheimwaffe stammt aus der Hallenbadsanierung

Ein Mann im gelben Virenschutzanzug schaute zum Fenster raus und versicherte in Reimform, er sei der Bürgermeister Rieger: "Ihr dürft mich Michael nennen". Als erhebliche Zweifel laut wurden, räumte er ein, der Stadtkämmer Stephan Fix zu sein. Da er aber nicht von den Narren gewählt werde, müsse er auf diese keine Rücksicht nehmen. Bei ihm zähle nur Leistung. Deshalb seien einige Aufgaben zu bewältigen. Er ging auf das Legionellen-Problem nach der Hallenbadsanierung ein. Ein paar davon seien bis ins Rathaus vorgedrungen. Diese müssten jetzt die Narren überwinden.

Hästräger der Narrenzunft und der Brigachhexen mussten mit Wasserspritzpistolen Treffsicherheit beweisen. Bürgerwehrler sollten Wasserproben kosten. Dabei wurden sie als Weicheier verspotteten, weil sie nicht alle Schnäpse vertilgten. Dies übernahmen zahlreiche Freiwillige. Ein Wassertransport mit Schöpfern erwies sich für Hohwalddeufel und Wälderschnepf als unerwartet schwierig. Leichte Probleme hatten auch zwei Bergstadtfetzer beim Aufblasen von Schwimmhilfen und Wasserbällen.

Zunftmeisterin Alexandra Pies, in der über 50-jährigen Vereinsgeschichte erste Frau an der Spitze der Narrenzunft, erinnerte an den Jubiläumsumzug vor einem Jahr. Dabei habe ein Auswärtiger an eine Wand bei der Lorenzkirche uriniert. Der Pfarrer habe sich daraufhin beim Bürgermeister beschwert. Der Umzug mit 21 Gruppen werde aber dennoch nicht an die Bundesstraße verlegt, so die Zunftmeisterin. Michael Stockburger (Nesthexen) hielt die Forderung nach einem Alkoholverbot für überzogen. Er empfahl, alles in Maßen zu halten und auch bei solchen Forderungen nicht übers Ziel hinauszuschießen. Eine Konsequenz wird es am Montag geben, war am Rande zu erfahren: Es gibt mehr Toiletten.

Matthias Aberle (Bürgerwehr) schien die neue Küche in der Stadthalle etwas aufwendig, als wolle die Stadt hier Sterneköche einsetzen. Mario Ettwein (Bergstatdfetzer) sah bei der Sanierung der Klosterweihermauer im vergangenen Jahr keine Eile geboten: Die Badesaison ist im Juni noch weit. Thomas Burgbacher (Hohwalddeufel) zeigte sich froh über das Hallenbad.

Schließlich ließ Stephan Fix doch den großen Rathausschlüssel herab, den Mario Ettwein schnappte. Der Schlüssel diente dem Dirigenten der Bergstadtfetzer sogleich als neuer Taktstock, während zahlreiche Narren ins Rathaus stürmten, um sich dort zu stärken.