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Arbeitgeber vor Ort sprechen über die Geschäftsentwicklung / Der Stellenmarkt bleibt angespannt

Eine Umfrage zum Thema Kurzarbeit zeigt: Für die Unternehmen der Bergstadt bleibt die Verringerung der Arbeitszeit ein wichtiges Instrument in der Corona-Krise. Im Falle von J.G. Weisser könnte diese Maßnahme sogar intensiviert werden.

St. Georgen. Vor Kurzem wurde die Wirtschaft wie auf Knopfdruck heruntergefahren. Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen: Wie haben die Unternehmen in St. Georgen diese Durststrecke überstanden? Und – nicht zuletzt im Interesse der Arbeitnehmer – wie sollen die Geschäfte in den kommenden Monaten weitergehen? Der Schwarzwälder Bote hat bei einigen Unternehmen nachgefragt.

J.G. Weisser erwägt Personalmaßnahmen

Die Firma J.G. Weisser reiht sich in die Unternehmen ein, die ihre Geschäfte neu sortieren müssen. Bei dem Maschinenbauunternehmen ist das operative Geschäft angesichts internationaler Reise- und Lieferbeschränkungen immer noch eingeschränkt.

Bedingt durch die Pandemie sei es nicht möglich gewesen, "Maschinenaufträge auszuliefern oder auch Montagen und Serviceleistungen bei unseren Kunden vor Ort auszuführen", teilt die Geschäftsleitung des Unternehmens mit.

Infolge der Restriktionen stauen sich die Aufträge in der Produktion. Diese angesammelten Aufträge werde man nun abarbeiten und zeitverzögert ausliefern, so die Geschäftsführung.

Derzeit zeige sich eine "leicht ansteigende Anfragetätigkeit aus China". Das Maschinenbauunternehmen weist darauf hin, dass diesbezüglich dringend Besuche bei chinesischen Kunden stattfinden sollten. Diese seien aber wiederum aufgrund von Reisebeschränkungen erschwert.

Nach wie vor besteht bei der Firma J.G.Weisser daher Kurzarbeit. Das Unternehmen erklärt, dass diese bis zum Jahresende vorgesehen sei und darüber hinaus "auch intensiviert werden wird".

Zu den kommenden Monaten sagt die Geschäftsleitung: "Aus heutiger Sicht gehen wir davon aus, dass das nächste Geschäftsjahr nicht schlechter ausfallen wird als dieses laufende Geschäftsjahr, da einige Projekte und Auftragsvergaben lediglich zeitlich verschoben wurden."

Auch den Automobilzulieferer A. Maier beschäftigt das aktuelle sowie das kommende Geschäftsjahr. Der Hersteller technischer Komponenten rechnet für 2020 mit 30 Prozent weniger Umsatz. Erst voraussichtlich im Frühjahr 2021, so die Einschätzung des Geschäftsführers Thomas Ostkamp, könnten die Umsätze wieder auf das Niveau von Anfang 2020 steigen.

Bisher könne das Unternehmen den Schaden durch "möglichst viel Kurzarbeit" abfangen. Die Mitarbeiter seien jetzt immer wieder einmal in dieser Maßnahme, im Mai sogar zeitweise bei fast 100 Prozent, sagt Geschäftsführer Ostkamp.

Die Kurzarbeit sei notwendig, um die Produktion der jeweils aktuellen Situation im Markt anzupassen. Der überwiegende Teil der Mitarbeiter trage diese Maßnahme gut mit. Für den Sommer rechnet das Unternehmen mit einer Verbesserung der Situation. Für die Monate Juni und Juli, so die jetzige Einschätzung Ostkamps, gehe A. Maier von etwa 40 Prozent Kurzarbeit aus.

Schwächelt die Branche, knicken die Zulieferer ein

Ob es Entlassungen gebe, so Ostkamp, hänge davon ab, wie schnell sich die Automobilbranche wieder erhole. "Wenn die aktuelle Situation mit den jetzt bekannten Umsatzeinbrüchen von 50 bis 60 Prozent länger andauern würde, müssten wir auch über das Thema Entlassungen nachdenken", sagt er. A. Maier, das im Zuge eines Insolvenzplans an einen Investor verkauft wurde, teilt auch mit, dass das Insolvenzverfahren zwischenzeitlich "mehr oder weniger abgeschlossen" sei. Unter anderem würden nun die ersten Quotenzahlungen erfolgen. Die "letzte Sanierungsmaßnahme", den Umzug der Verwaltung nach Peterzell, plane man noch für dieses Jahr. Die Verzögerung sei Corona geschuldet.

Im Juni keine Besserung für Mitarbeiter

Auch EBM-Papst ist noch nicht im gewöhnlichen Geschäftsbetrieb. Noch müsse das Unternehmen weiter auf Sicht fahren, lautet die Einschätzung des Pressesprechers Hauke Hannig. "Der Blick auf die Aufträge zeigt uns, dass sich die Situation noch nicht stabilisiert hat", teilt der Sprecher mit.

Was die Produktion in Deutschland angehe, sei man bis auf den Bereich Automotive in Herbolzheim gut ausgelastet. Industriewerke, darunter auch das Werk in Hagenmoos, verfügen weiterhin über Aufträge. Entsprechend beschränke sich das Thema Kurzarbeit in der Produktion nur auf den Standort in Herbolzheim.

Von der Kurzarbeit ebenfalls betroffen sind aber nach wie vor die deutschen Verwaltungsbereiche. Da sich in St. Georgen die Hauptverwaltung des Unternehmens befindet, betrifft diese Maßnahme gleich rund 500 Beschäftigte. Die mehreren Hundert Mitarbeiter am Standort seien im Schnitt zu 30 Prozent in Kurzarbeit, sagt Hannig.

Wie es mit der Verringerung der regelmäßigen Arbeitszeit beim Ventilatoren- und Motorenhersteller weitergeht, sei derzeit noch nicht absehbar. Man plane von Monat zu Monat. Für Juni könne man der Belegschaft in St. Georgen noch keine positiven Nachrichten überbringen. Entlassungen seien indes "kein Thema", sagt der Unternehmenssprecher.

Einen "seriösen Ausblick" für die Geschäftsentwicklung der nächsten Monate zu geben, sei schwierig. "Wir versuchen, wo es möglich ist, sukzessive in die ›alte Normalität‹ zurückzukehren."

Normalität, das bedeutet, dass seit einigen Wochen die Werke des Herstellers in China bereits wieder zu 100 Prozent laufen. Die Lieferkette – auch in anderen Ländern – stabilisiere sich sukzessive, so Hannig.

Noch Anfang Mai brachte der Ausfall eines tunesischen Lieferanten den Ventilatoren- und Motorenhersteller "ins Schwitzen". Grund war der dortige Lockdown und die damit verbundene Schließung der Produktion und der Lieferwege. Mittlerweile sehen sich die deutschen Werke allerdings wieder mit den entsprechenden Bauteilen versorgt.