Guido Eichenlaub Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag von Fachleuten bei der Gesundheitswoche / Betroffene erhalten viele Tipps

St. Georgen (hü) Im Rahmen der Gesundheitswoche sprach Hörgeräteakustikermeister Guido Eichenlaub über Schwerhörigkeit, Ergotherapeut Peter Paescke über Gedächtnisschwäche.

Eichenlaub ging vor allem auf Altersschwerhörigkeit ein, von der typischerweise beide Ohren symmetrisch betroffen sind, mit Schäden an den Haarsinneszellen. Hohe Töne gehen dabei nach und nach verloren. Ergebnis ist, dass man zwar hört, aber schlechter versteht.

Patienten klagten manchmal über Gleichgewichtsprobleme, so Eichenlaub. Das Organ sei im selben Gehäuse untergebracht. Wenn das eine geschädigt sei, sei meistens das andere auch in Mitleidenschaft gezogen. Gründe für Hörverlust sind etwa genetische Veranlagung, Ernährung, Zuckerkrankheit, Durchblutungsstörung, das Ohr schädigende Medikamente, Bluthochdruck, Lärm und Stress.

Als Therapie gibt es derzeit nur Hörgeräte. Medikamentöse Möglichkeiten sind auf Nahrungsergänzungsmittel ausgerichtet, die das Fortschreiten des Hörverlust verzögern sollen. "In vielleicht zehn bis 15 Jahren" könnte es möglich sein, Haarsinneszellen nachwachsen zu lassen.

Folgen schlechten Hörens sind die Isolierung vom gesellschaftlichen Leben, Unsicherheit oder Verschlechterung von Lebensqualität und Wohlbefinden. Auch ist schlechtes Hören sehr anstrengend. "Wer taub ist, hat es viel schwerer als jemand, der blind ist."

Verstehen sei eine Leistung des Gehirns, deshalb plädiere er dafür, möglichst früh mit dem Hörgerät anzufangen, damit das Verstehen erhalten bleibe. 93 Prozent der Geräte sind hinter dem Ohr angebracht. Vorteil ist, dass dabei der Gehörgang offen bleibt. Ein Problem der Geräte im Ohr ist, dass Menschen ihre eigene Stimme beim Sprechen sehr dominant hören. Möglich sind auch Rauschen und Knacken, verursacht durch Reibung beziehungsweise Bewegung des Kieferknochens. Bei Menschen ohne Mittelohr oder Gehörgang kann ein Knochenleitungshörer implantiert werden.

Lautstärke regelt sich automatisch

In der Regel befindet sich im Hörgerät ein Computerchip, der den Schall analysiert, Sprache erkennt und sich entsprechend optimiert. Die Lautstärke regelt sich automatisch. Eine sehr wirksame Möglichkeit sind Multimikrofone, die sich zum Beispiel auf Töne von vorne ausrichten. Auch eine automatische Rückkopplungskontrolle ist enthalten. Wenn die Geräte beider Ohren zusammenarbeiten, verbessert sich das Richtungshören. Möglich sind auch drahtlose Verbindungen zu Telefon oder Fernseher.

Hörmessung und Beratung bieten Hörgeräteakustiker oder HNO-Ärzte. Krankenkassen erhöhten laut Eichenlaub den Festbetrag für Hörgeräte drastisch. So erhalte man hochwertige Geräte bereits ohne Eigenanteil. Geräte der Mittelklasse kosten bis zu 1000 Euro zusätzlich, Geräte mit Spitzentechnologie bis zu 2000 Euro mehr.

Beim Anpassen der Geräte werden diese vom Betroffenen eine Weile getragen und mehrmals eingestellt. Tinnitus verbessert sich in 60 Prozent der Fälle. Allerdings gebe es Kunden, die sagen, dieser verstärke sich mit Hörgerät.

Ergotherapeut Peter Paeschke erläuterte, dass Gedächtnisstörungen bei Informationsaufnahme, -speicherung oder -abruf auftreten. Dies sei oft auch eine Frage der Konzentration. Gerade bei Multitasking bleibe immer etwas auf der Strecke.

Bei Problemen sei es sinnvoll, das Umfeld zu informieren. Helfen könnten Notizen, Wiederholen von Gesprächen oder Reduzieren von Geräuschen. Eventuell sei es sinnvoll, Pausen einzulegen und Informationen mit Emotionen zu verbinden.

Im Alltag könne man sich den Ablauf des Einkaufs vorstellen, um eine Einkaufsliste anzulegen. Bei verlegten Dingen sollte man eine Ereigniskette bilden und Gegenstände an markanten Plätzen ablegen. Hilfreich seien auch Fotos, Kalender oder Handy.

Regelmäßige Bewegung fördere die Durchblutung des Gehirns. Wichtig seien auch ausgewogene Ernährung, ausreichend Flüssigkeit und mit Menschen in Kontakt bleiben, Angebote wahrnehmen, sich mit neuen Dingen konfrontieren oder reisen, um andere Eindrücke zu sammeln. Paeschke riet auch zu Trainingsprogrammen aus Büchern oder Computersoftware.