Lutz Lorbeer (von links), Simone Lorbeer, Claudia Prächt und Ute Stohrer freuen sich über die Eröffnung des Café Laurus. Kurz vor dem großen Tag sind die Schaufenster noch mit Folie verklebt. Foto: Klossek

Einzelhandel: Lutz Lorbeer eröffnet in Brigach ein Café / Mauerfall kostet ihn in der DDR den Job

Von Nadine Klossek

Im Sommer ist er Bademeister, im Winter steht er am Dobel-Skilift und seit Neuestem ist er Betreiber des "Café Laurus" in Brigach – Lutz Lorbeer hat einen ungewöhnlichen Lebenslauf. Dass man sich beruflich anpassen und flexibel bleiben muss, hat er auf die harte Tour gelernt.

St. Georgen-Brigach. Es ist eine ungewohnte Umgebung für Lutz Lorbeer. Eigentlich findet man den Chemnitzer zwischen lachenden Kindern und spritzenden Wasserfontänen im Waldsportbad in Triberg. Doch heute ist er im verschneiten Brigach unterwegs, genauer gesagt in den kleinen Räumlichkeiten des Café Laurus, trägt Arbeitskleidung und werkelt an der Inneneinrichtung.

Schwimmmeister und Café-Betreiber – wie passt das zusammen? Lorbeer zuckt mit den Schultern. Für ihn ist das nichts Ungewöhnliches, er hat schon so einige berufliche Stationen in seinem Leben durchlaufen. Äußerliche Umstände zwangen ihn immer wieder zum Umdenken.

So wie der Mauerfall 1989. Denn ursprünglich kommt Lorbeer aus Chemnitz, zu DDR-Zeiten noch Karl-Marx-Stadt genannt. Er machte eine Ausbildung zum Maschinenbauer, legte den Industriemeister Textil ab – und war einer der großen Verlierer der Wende. Denn durch den Untergang eines ganzen Industriezweigs verlor auch er seinen Job. "Wir haben ja fast nur für die Sowjetunion produziert", erinnert er sich. Kurzerhand machte er aus der Not eine Tugend. Bereits mit 14 Jahren hatte er beim Wasserrettungsdienst gearbeitet, an Wettkämpfen teilgenommen und war jahrelang als Rettungsschwimmer tätig. So wurde aus einem Hobby sein neuer Beruf, als er den Facharbeiter für Bädertechnik und später den Meister für Bäderbetriebe ablegte.

Im Jahr 2002 kam Lorbeer in den Schwarzwald – durch einen erneuten beruflichen Rückschlag, wie er erzählt. In Sachsen wurden damals kurz zuvor zahlreiche Bäder zusammengelegt. "Ich war am kürzesten dabei, für mich gab’s keine Zukunft", erzählt er. Wieder keinen Job, wieder auf Anfang.

Im Waldsportbad wird zu dieser Zeit ein Schwimmmeister gesucht, Lorbeer gefällt die Gegend. Von Ostdeutschland geht es daraufhin in den Südwesten. Künftig ist er in Triberg Herr über das Schwimmbecken. Vergleicht er seine derzeitige Arbeit mit der Rettungsschwimmer-Zeit in der DDR sieht er vor allem einen großen Unterschied: Heute sind die Regeln etwas dehnbarer als früher. "Der Wachdienst war klarer strukturiert und ganz genau geregelt."

Und was macht ein Schwimmmeister im Winter, wenn das Freibad geschlossen ist? "Da stehe ich am Dobel-Skilift in Schönwald", sagt Lorbeer. Wenn kein Schnee liegt, habe er Zeit, Urlaub zu nehmen oder Überstunden aus den Sommermonaten abzubauen.

Darüber hinaus ist auch während der Wintermonate das Bistro beim Schwimmbad eingeschränkt geöffnet, das er mit seiner Frau betreibt. Doch solange das Bad geschlossen ist, verirren sich laut Lorbeer nicht sehr viele Leute dorthin. "Es ist einfach weit weg vom Schuss", sagt er. Das soll beim Café Laurus anders werden. Die Räumlichkeiten sind zwar kleiner als die in Triberg – das Gebäude in der Mattenstraße liegt aber relativ zentral. Künftig will man deshalb dort an sechs Tagen in der Woche Kaffee, Gebäck und kleine Gerichte anbieten, darunter auch laktose- und glutenfreie Produkte. Seit Dezember wurde in dem kleinen Café in Brigach gewerkelt, am Samstag feierten sie Eröffnung. Trotz des neuen Projekts wird Lorbeer weiterhin im Schwimmbad und am Skilift zu finden sein – die Leitung übernimmt Lorbeers Frau Simone.