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Beschränkungen, Auflagen und Ungewissheit über zukünftige Regeln lähmen das Geschäft in der Bergstadt / Linienverkehr kann als Stütze dienen

Wenn in den Haushalten das Geld knapp wird, bleibt weniger Spielraum für Urlaub und Reisen. Das spüren auch die St. Georgener Unternehmen aus der Branche. Verluste im siebenstelligen Bereich werden beziffert.

S t. Georgen. Die derzeitigen Demonstrationen von Busunternehmen und die Forderungen, wieder fahren zu dürfen, zeigen, wie groß die Auswirkungen auf die Tourismusbranche sind. Auch in St. Georgen sind mehrere Unternehmen betroffen.

2019 sei ein gutes Jahr gewesen, 2020 habe das Unternehmen eine super Auftragslage verzeichnet, so Sylvia Fischer, die zusammen mit ihrem Bruder Harry Fischer die Geschäfte von Autoreisen Fischer führt. Aber dann sei seit Mitte März der Busreiseverkehr komplett zum Erliegen gekommen und das, wofür man den ganzen Winter gearbeitet habe, mit einem Schlag dahin gewesen. Betroffen sei auch der Anmietverkehr. So etwas wie jetzt habe es in der 60-jährigen Unternehmensgeschichte noch nie gegeben.

Wanderreisen weniger gefährdet

Ausgefallen sind vor allem Katalog-Programmfahrten nach Österreich, mit Ausflügen von Vereinen, Schülern oder Klassenfahrten. Stornierungen bis in den Herbst hinein betreffen vor allem Seniorengruppen und Jahrgangstreffen.

Wenn hoffentlich ab 15. Juni Reisen wieder möglich sind, hofft Fischer, "dass das ein oder andere wieder stattfindet". Es gebe viele, die wieder fort wollen. Die Buchungslage bei Wanderreisen nach Tirol sei noch gut, für August wurde noch nicht viel abgesagt. Es gehe aber auch um Abstands- und Hygieneregeln. Wenn nur 25 statt 50 Personen im Bus mitfahren dürfen, verursache das enorme Mehrkosten.

Glücklicherweise ist das Unternehmen auch im Linienverkehr tätig. Bei Taxis, Mietwagen und Krankenfahrten ist alles nur "ein wenig eingeschränkter". Ein Pluspunkt sei, dass es sich um ein Familienunternehmen handle. Verluste beliefen sich auf einen sehr beachtlichen Betrag, den man auch nicht wiederkriege, so Fischer. Aber existenzbedrohend sei die Lage nicht. Nur drei Busse seien abgemeldet. Man habe niemanden entlassen müssen und Kurzarbeit sei nicht nötig. Aushilfen hätten weniger Arbeit, aber für die Festangestellten laufe alles normal.

Noch deutlicher zu spüren bekommt das Reisebüro Bühler die Situation, wie Peter Finke, einer der drei Geschäftsführer, erläutert. Das Unternehmen ist nur im Tourismus und bei Geschäftsreisen tätig. Schon im Februar waren die Buchungszahlen schlecht, für März, April und Mai lagen sie bei null. Bis Juli sei viel storniert. Die Verluste beziffert Finke auf einen hohen siebenstelligen Betrag.

Trotzdem sei das Unternehmen nicht gefährdet und derzeitige Probleme lösbar. Man habe Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, und wenn sich die Lage in zwei bis drei Monaten normalisiere, bekomme man wieder etwas Boden unter die Füße.

Als Reiseziele sieht Finke "sicher Österreich", aber auch Griechenland, die spanischen Inseln oder Dänemark. Es gebe eine größere Nachfrage nach innerdeutschen Zielen. Bühler sei vorbereitet, ebenso die Hotels. Es stelle sich aber noch die Frage, welches Unternehmen gegebenenfalls fliege.

Büromitarbeiter sind alle in Kurzarbeit

Eigentlich waren die Auftragsbücher für März, April und Mai voll, erzählt auch Uwe Fichter, Geschäftsführer des gleichnamigen Reiseservice aus Langenschiltach.

Während Pfingsten wären normalerweise mehrere Busse nach Spanien unterwegs. Aber nun stehen fünf davon still. Für den August seien nicht alle Buchungen abgesagt, aber manch einer nehme doch Stornokosten in Kauf. Vom Boom bei innerdeutschen Reisen sei nicht viel zu bemerken, da der Unternehmensschwerpunkt Spanien ist. Aber man werde auch etwas für Deutschland machen, ist sich Fichter sicher.

Die Büromitarbeiter seien komplett in Kurzarbeit, die Fahrer teilweise. Die Fahrzeuge seien zum größten Teil finanziert, nur ein Kreditgeber habe Entgegenkommen signalisiert. Bei den Versicherungen gelten die Fahrzeuge derzeit als stillgelegt. Ebenso schnell reagiert hätten die Finanzämter, lobt Fichter.

Das Allerschlimmste sei aber, dass man derzeit in der Luft hänge und nicht wisse, was komme. Auch was Leistungen des Landes Baden-Württemberg angeht, sei noch vieles unklar. Zwar solle es 40 Millionen Euro für den Tourismus und 170 Millionen für den ÖPNV geben, aber wie die verteilt würden, wisse niemand.

Immerhin konnte sich das Unternehmen auf Linien- und Schienenersatzverkehr stützen. In absehbarer Zeit werde man da etwas für die Gesellschaft Südbaden Bus machen. Firmen ohne Linienverkehr könnten die Krise möglicherweise nicht durchstehen, meint Fichter. Um auf die Notlage hinzuweisen, hat die Firma an ihren Garagen und an den Bussen Plakate aufgehängt, die vom Bundesverband Omnibus für Protestaktionen angefertigt worden sind.