In St. Georgen liegt der Bahnhof auf 806 Metern über dem Meeresspiegel – er ist damit der höchstgelegene Haltepunkt der Schwarzwaldbahn. Foto: Klossek

Nicht immer ist der Schnee schuld. Situation in Offenburg wirkt sich bis in Bergstadt aus.

St. Georgen - Die Deutsche Bahn wird für ihre Zugverspätungen gern aufs Korn genommen. Jüngst kam es wieder zu Ausfällen am Bahnhof der Bergstadt. Eine Nachfrage zeigt: Die Pünktlichkeit ist auch abhängig von der Richtung.

Die Deutsche Bahn (DB) wirbt im Fernsehen für unkompliziertes Reisen – ohne Staus geht es von A nach B, obendrein noch umweltfreundlich. Dass es aber auch im Zugverkehr zu Problemen kommen kann, zeigte erneut der Ausfall am vergangenen Mittwoch.

Knapp zwei Stunden war der Zugverkehr eingestellt, die Reisenden mussten auf Shuttlebusse zurückgreifen. Der Ausfall, der durch einen Baum in der Oberleitung ausgelöst wurde, betraf eigentlich nur die Strecke zwischen St. Georgen und Triberg, für den ein Busnotverkehr eingerichtet wurde. Jedoch berichten auch Reisende, die in Richtung Villingen fuhren, von Einschränkungen.

Vorwurf: Ausfall zu spät kommuniziert

Denn die standen an diesem Nachmittag vor der Wahl: Abwarten oder auf den regulären Busverkehr umsteigen, der jeweils eine halbe Stunde vor den Zügen abfährt. Wie ein Leser gegenüber dem Schwarzwälder Boten erzählt, entschied er sich sicherheitshalber für den Bus – und benötigte daher für seine Fahrt nach Villingen, die der Zug in acht Minuten zurücklegt, mehr als eine halbe Stunde.

Im Nachhinein besonders ärgerlich: Die betroffenen Züge wendeten laut DB im St. Georgener Bahnhof. Dass der Zugverkehr in Richtung Villingen so aufrechterhalten wurde, sei aber erst kurz vor geplanter Abfahrt bekannt gegeben worden. "Meiner Meinung nach wurde der Ausfall zu spät kommuniziert", schlussfolgert der Betroffene.

Klar ist: In den Höhenlagen hat die Deutsche Bahn vor allem in den Wintermonaten mit der Witterung zu kämpfen. Die Stadt St. Georgen, die mit 806 Metern über dem Meeresspiegel den höchstgelegenen Bahnhof der Schwarzwaldbahn vorzuweisen hat, bildet dabei keine Ausnahme. "In einem normalen Winter ist in der Regel an einem Tag eine winterbedingte Störung im Bereich der Schwarzwaldbahn zu vermelden, in manchen Jahren auch an zwei Tagen", erklärt eine Sprecherin auf Nachfrage.

In Villingen steht eine Schneeschleuder bereit

Darüber hinaus gebe es immer wieder Extremfälle wie Anfang vergangenen Jahres, als das Sturmtief Burglind den Zugverkehr lahmlegte. Zwei Tage lang kam es zu massiven Ausfällen, selbst danach fuhren die Züge im Schwarzwald erst einmal nur eingleisig. "Die DB Regio ist immer bemüht, einen adäquaten Busnotverkehr auf die Beine zu stellen", heißt es vonseiten des Unternehmens. "Dafür muss dann auch die Straße frei von Bäumen oder vom Schnee geräumt sein."

Damit dies unter anderem im Bereich St. Georgen gewährleistet ist, habe die Bahn am Standort Villingen einen Schneepflug und eine Schneeschleuder mit einer Diesellokomotive den gesamten Winter in Bereitschaft. "Auch wurden in den vergangenen Jahren die Bäume gefällt, die zu nah am Gleis stehen", so die Sprecherin weiter. Allerdings: Je nach Schnee- und Gebirgsverhältnissen könne auch ein Baum auf das Gleis fallen, obwohl er mehr als 20 Meter von der Strecke entfernt steht.

Der jüngste Ausfall wirft derweil eine grundsätzliche Frage auf. Wie sehr können sich die Zugreisenden aus St. Georgen darauf verlassen, problemlos und pünktlich in Richtung Offenburg beziehungsweise Singen zu kommen? Genaue Zahlen zur Zuverlässigkeit werden bei der DB nicht im Hinblick auf einzelne Bahnhöfe, sondern die Gesamtstrecke geführt. Die Pünktlichkeit der Schwarzwaldbahn schwankt in der Statistik des Unternehmens, die die vergangenen zehn Wochen aufführt, zwischen knapp 96 und 85 Prozent.

Morgens halten sich Verspätungen in Grenzen

"Im Rückblick auf das Fahrplanjahr 2018 können wir feststellen, dass die Pünktlichkeit richtungsabhängig ist", erklärt die Pressesprecherin hierzu. Der Grund ist allerdings nicht die Witterung. Laut dem Unternehmen wird vor allem in den Abendstunden, also zwischen 17 und 18 Uhr, in Offenburg auf verspätete Fernverkehrszüge aus Richtung Norden gewartet. "Die Folge ist dann auch eine leicht spätere Ankunft der Schwarzwaldbahnzüge in St. Georgen", so die Sprecherin.

Eine Beobachtung, die auch unser Leser bestätigt: Während der Zugverkehr in den Morgenstunden von Villingen nach St. Georgen meist problemlos funktioniert, kommt es vor allem abends in Richtung Singen regelmäßig zu Verspätungen.

Für die DB ist das Vorgehen angesichts der Stundentaktung der Schwarzwaldbahn zweckmäßig, wie weiter ausgeführt wird: "Das macht Sinn, da die Reisenden nach Hause beziehungsweise an ihr Ziel wollen und wir diese nicht bis zu 55 Minuten in Offenburg warten lassen möchten."

Sorglos und pünktlich von A nach B – ganz so einfach ist es für die St. Georgener Zugreisenden also nicht. Die Liste der Gründe für mögliche Verspätungen ist lang. Neben dem Fernverkehr, Schneefall oder umgestürzten Bäumen kann es auch durch Polizeikontrollen zu Verzögerungen kommen. Immerhin gibt es einen kleinen Trost: Ab 60 Minuten Verspätung am Zielbahnhof erhalten Reisende eine Entschädigung von 25 Prozent, ab 120 Minuten ist es die Hälfte des gezahlten Fahrpreises.