Sammlungsleiterin Hannah Eckstein (Mitte) erläutert den Anwesenden die zeitgenössische Kunst in den Räumen der ehemaligen Schreinerei Finkbeiner in der Friedrichstraße. Foto: Paskal Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Kunstrundgang mit neuer Sammlungsleiterin Hannah Eckstein / Erklärungen helfen beim Verstehen

Jeden Monat gibt es einen Rundgang durch die Ausstellungen der Sammlung Grässlin. Bei ungemütlichem Novemberwetter hatten sich Kunstschaffende und -interessierte hierfür eingefunden. Dabei gab es einiges zu entdecken.

St. Georgen. Sammlungsleiterin Hannah Eckstein ist seit Februar für fast alles zuständig, was mit der Sammlung zu tun hat. Sie ist 1987 in Mönchengladbach geboren und hat den Bachelor of Arts für Kulturmanagement in Istanbul abgeschlossen. Schon dort faszinierte Eckstein die Kunst. Daher erlangte sie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf den Master für Kunstgeschichte. Sie möchte nicht nur Interessierte von auswärts durch die Ausstellungsräume führen, auch St. Georgener Bürger sind stets willkommen. Eckstein zeigte sich daher erfreut, dass einige Einheimische am Rundgang teilnahmen.

Vor dem Rundgang können sich die Teilnehmer im Restaurant Kippys beim Frühstück stärken. Anschließend wird im Museum nebenan gestartet. Dort werden im Kunstraum im Moment Werke des österreichischen Künstlers Heimo Zobernig gezeigt. Auffällig sind drei große Werke, die mit Acrylfarben hergestellt sind. Je nach Lichteinfall und durch Bewegung des Betrachters ändern sich die Farben. "Der Künstler hat sich mit der Farbtheorie befasst und sich damit auseinander gesetzt", so Eckstein.

Die Anwesenden erfahren auch, wie Anna und Dieter Grässlin mit ihren Kindern zur Sammlerfamilie geworden sind. Etliche Konkurse großer ansässiger Firmen führten zu Leerständen in Schaufenstern und Gebäuden. Diese wollten die Sammler mit Werken versehen und für alle zugänglich machen.

Den Eingangsbereich im Rathaus bereichern Kunstwerke von Cosima von Bonin. Darunter ist ein Kanarienvogel auf einer Fahne an der Wand zu sehen, unweit davon hängt dessen gemalter Käfig mit Gittern.

Im Sitzungssaal sind von Bonins Werke zum Konsumverhalten thematisiert. Blickfang ist das "Kotzende Küken" in der Ecke. Es sieht von Ferne freundlich aus, je näher der Betrachter darauf zutritt, umso lethargischer erscheint es. In den Fenstern des Hotels Kammerer sind Vasen von Tobias Rehberger zu sehen, die der Sammlerfamilie zugeordnet sind.

Schwarzwald ist Leitthema

Im Garten der Villa Grässlin in der Klosterbergstraße steht Rehbergers Garage und daneben liegen in Leuchtfarben die "Sitzwuste". Die von Klaus Ringwald gefertigte Bronzebüste mit Dieter Grässlin betrachtet vor dem großen Fenster die Besucher im Innern.

Dort sind in der Privatsammlung großflächige Malereien von Stefan Müller an den Wänden. Ein ehemaliges Fabrikgebäude in der Bahnhofstraße beherbergt Werke von Martin Kippenberger, Günther Förg sowie Albert Oehlen. Gleich nebenan im "Schwarzen Tor" ist neben weiteren Werken von Kippenberger ein Originalmanuskript von Joseph Beuys mit dessen Unterschrift ausgestellt. Die Sammlung Grässlin kooperiert mit dem Projekt "Global Forest". Daher machten sich die Teilnehmer nach dem zweieinhalbstündigen Rundgang auf den Weg in die Räume der ehemaligen Schreinerei Finkbeiner in der Friedrichstraße.

Bereits seit Juli ist dort zeitgenössische Kunst zu sehen, die als Leitthema den Schwarzwald hat. Der künstlerische Leiter Sascha Brosamer führte durch die Räume und erklärte die ausgestellten Werke. Von ihm sind Zimmerpalmen in Glasvitrinen zu sehen, die abgedeckt sind mit einem Grammophon. Das hell leuchtende Wandbild stammt von Lisa Ballmann. Brosamer verwies auf bedeutende Erfinder und Unternehmen in St. Georgen, die Neues erdacht und verwirklicht haben. Technologie und Kunst können sich somit auf Augenhöhe begegnen.

Weitere Informationen: Die nächste Führung findet am Freitag, 1. Dezember, von 19 bis 21Uhr im Rahmen der Aktion "Nach der 1000 Lichter" statt.