Souverän mit Akkordeon, Tuba oder Gitarre: Fidelius Waldvogel in Aktion ist immer ein Erlebnis. Wer übrigens genau hinschaut, entdeckt am Traktor sogar noch das uralte (damals eigenständige) Kennzeichen für Neustadt im Schwarzwald. Fotos: Kommert Foto: Schwarzwälder Bote

Mundart-Kabarett: Fidelius Waldvogel landet mit seinem urigen Gespann in Brigach

Martin Wangler ist im Südwesten der Republik ein bekannter Schauspieler ("Die Fallers") und gelernter Zimmermann. Mit seinem Schlepper "Königstiger" und seinem "Stubbewägeli" ist er auf Tour – und gastierte auch in Brigach.

St. Georgen-Brigach. Nun, eigentlich ist es Martin Wanglers  "Alter Ego" Fidelius Waldvogel, das auf Wanderschaft durch den Schwarzwald ist. Und es ist nicht einfach eine normale Tour. "Nächste Ausfahrt Heimat" heißt es beim "Fideli".

Seit wenigen Tagen ist der Schauspieler unterwegs – und schon landete er bei Hansjörg und Beate Heinzmann auf dem Hirzbauernhof mit seiner eigenen Bühne an. Gezogen von seinem urigen Eicher "Königstiger", der "schnurrt wiä ä Kätzle" stellte er die Bühne, die er selbst umgestaltet hat aus einem alten Forstwagen, an der Einfahrt zum Hofgelände auf. Rund 400 Besucher fanden Platz, etliche kamen kurzentschlossen. Für reichlich Speis und Trank hatte Tochter Katrin Volk, sonst eher bekannt als Wirtin auf dem Stöcklewald, mit zahlreichen Helfern gesorgt.

Er sei mit dem Eicher auf einem "internationalen Schleppertreffen" gewesen, habe er bei einer Polizeikontrolle angegeben, seither benutze er das Wort Schlepper kaum noch, er sage jetzt Bulldog, "nachdem ich einen halben Tag nach Strich und Faden verhört wurde", erzählte er schlitzohrig.

Und dann entfachte der Fidelius mit seinem großen Schlapphut ein Feuerwerk mit Geschichten und Liedern rund um das Thema Heimat: "Heimat ist da, wo man verstanden wird, au wemmer nint sait." Und da er sein ganzes Programm im heimatlichen Dialekt präsentiert, warnte er die "Hochdütschen", "de weitere Verlauf vom Obed isch fiir eich zwecklos". Denn der Breitnauer spricht nicht einfach "modernes Alemannisch", er spricht richtig tiefes Alemannisch ohne Rücksicht auf Verluste. Ganz wenige, aber dafür heftige Ausdrücke übersetzte er ihnen natürlich, wie beispielsweise das Wort mit vielen Bedeutungen – Schelle oder schelle. Aber da vergisst sogar der "gelernte Schwarzwälder" im Publikum die eine oder andere Bedeutung.

Er mache die Tour auch deshalb, weil er ja gerade etwas Zeit habe, behauptete er – Silo, Heu und Öhmd seien endlich versorgt. Bis auf einen Nachbarn seien alle soweit, "der schaffts aber immer, z’schbäd dra zum sii", wusste er. Ihm habe er ein Lied gewidmet mit dem Titel "Mir hätts ins Rueder gseicht", übersetzt vielleicht "Mir hat es in die fertig getrockneten Heu-Bahnen geregnet, (bevor ich sie zu Ballen pressen konnte)". Denn "zum presse mues des Hei oder Ehmd furztrocke sii."

Seine Grundnahrung sei Speck – und wie man den schneidet machte er direkt vor. Kein Schinkenspeck aus polnischen Schweinen, der als "Schwarzwälder Schinken" in feinen Scheiben im Supermarkt verkauft wird, sondern der Speck aus der etwas stärkeren Sau, die viel Fett hat und richtig schmeckt. Ein Holzbrett ("un kai Deller") und ein richtiges Messer seien Pflicht. Dann muss zunächst die Schwarte weg, die dann richtig fettfrei gemacht wird - und das Fett wird dann "gveschberd". Dann muss der Speck hauchfein geschnitten werden, nur dann schmecke er. "Des isch kai Schmusie aus Löwezahn und Brennessel", bedeutete er den Besuchern.

Er kann aber nicht nur witzig – Fidelius Waldvogel kann auch ernst und nachdenklich und gar ein wenig politisch. "Es ist unsere heilige Christenpflicht, den Heimatlosen eine Heimat zu geben, auch wenn es manchmal nur auf Zeit ist", verteidigt er die derzeitige Flüchtlingspolitik. Denn diesen Menschen wurde die eigentliche Heimat manchmal auf brutalste Weise genommen – und der Fideli liebt die Heimat. Die billige Milch, die so manchen Bauern kaputt macht, verurteilte er ebenso.

Der Inhalt seines Auftritts könnte ganze Bücher füllen - denn trotz (oder gerade wegen) seines Dialekts ist der Fidelius gnadenlos witzig, spritzig, einfallsreich und nachdenklich. Eine seiner letzten Stationen ist in Gutach am Landgasthof Engel am 9. August, dazwischen entfernt er sich weitgehend aus der Umgebung.