Lehrerin Michaela Conzelmann (vorne in der Mitte sitzend) ist bei der Preisverleihung in Göttingen dabei und zeigt sich sehr beeindruckt von der Veranstaltung. Foto: Zeitzeichen

Gymnasium bei Verleihung von Nachhaltigkeitsauszeichnung dabei.  "Chat der Welten" gewinnt nicht.

St. Georgen - Mit dem Projekt "Chat der Welten" war eine Klasse des Thomas-Strittmatter-Gymnasiums (TSG) für den lokalen deutschen Nachhaltigkeitspreis "ZeitzeicheN" nominiert. Lehrerin Michaela Conzelmann war in Göttingen bei der Preisverleihung.

Vor gut einem Jahr hat Michaela Conzelmann zusammen mit der Bildungsreferentin für globales Lernen Johanna Menzinger aus Freiburg das Projekt "Chat der Welten" im evangelischen Religionsunterricht einer siebten Klasse am TSG gestartet. "Das Ziel war nicht nur über Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit zu reden, sondern das Thema erlebbar zu machen", sagt Conzelmann im Gespräch mit unserer Zeitung. Zu diesem Zweck stand die Klasse in engem Kontakt mit Schülern aus der kolumbianischen Metropole Medellin.

Mit "Chat der Welten" hatte sich Conzelmann beim lokalen deutschen Nachhaltigkeitspreis "ZeitzeicheN" beworben. Über 150 Projekte hätten sich für den Preis Beworben. Die Bergstädter wurden, zusammen mit drei weiteren Projekten, in der Kategorie Internationale Partnerschaften für den Preis nominiert. Die Preisvergabe fand am vergangenen Mittwoch in Göttingen statt.

"Zwar konnten wir in unserer Kategorie nicht gewinnen – Vor Ort zu sein war aber ein sehr eindrückliches Erlebnis. Menschen zu begegnen, die so viele tolle und zukunftsweisende Projekte initiiert haben, hat bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen", sagt Conzelmann.

Den Preis gewonnen hatte das Fürther Gemeinwohlunternehmen Farcap für sein Fashionlabel Azadi. Produziert wird die Kleidung des erst 2015 gegründeten Modelabels von jungen Frauen in Dehli, die als frühere Opfer von Zwangsprostitution nun in einer selbst gegründeten Schneiderei ausgebildet und unter fairen Arbeitsbedingungen beschäftigt werden. "Das hat nochmals ganz andere Dimensionen als unser Projekt", sagt Conzelmann anerkennend.

Kern des bergstädter Projekts war der stetige Austausch mit den kolumbianischen Altersgenossen. Neben Live-Video-Chats via Skype wurden zahlreiche Emails und Briefe zwischen St. Georgen und Medellin hin- und hergeschickt, in denen sich die Schüler nicht nur kennen lernten, sondern sich über Aspekte des Themas austauschen. Dabei erfuhren die deutschen Schüler viel über beispielsweise Kinderarbeit, Drogenkonsum und Umweltzerstörung in Kolumbien. Im Austausch entstanden nicht nur zahlreiche Projekte, sondern auch Freundschaften, die bei gegenseitigen Besuchen auch persönlich gepflegt wurden.

Demnächst bestehe dazu, so Conzelmann, erneut die Gelegenheit. Fünf Schüler und ein Lehrer aus Medellin werden ab dem 18. Dezember zu Gast in der Bergstadt sein. Die Gruppe werde in den Familien der Siebt- und Achtklässler des TSG untergebracht. Gerade dieser persönliche Austausch habe bei den Schülern und deren Familien bleibenden Eindruck hinterlassen, sagt Conzelmann.

"Die Reaktionen auf das Projekt haben mich regelrecht berührt. Viele haben sich für den Austausch und die intensive Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit bedankt. Eine Mutter hat mir beispielsweise berichtet, ihr Kind sei durch das Projekt weltoffen geworden und interessiere sich seit dem auch über die Schule hinaus für das Thema", erzählt die Evangelisch-Lehrerin.

Conzelmann sei absolut überzeugt von dem Projekt und werde es deshalb mit einer neuen Klasse auf jeden Fall weiterführen. Unterstützt wird sie dabei auch von der Bundesregierung, die das Projekt finanziell unterstützt.