Manfred Manger und Pauline Füg geben Tipps, wie man sich auf der Bühne präsentieren kann. Foto: Manger/Jarawan

Manfred Manger und Pauline Füg leiten Poetry-Slam-Workshops. Kinder und Jugendliche

St. Georgen - Texte schreiben, um sie auf der Bühne vorzutragen: War Poetry-Slam früher eine Subkultur, ist es inzwischen ein bekanntes Format. Zwei Workshops für Kinder und Jugendliche finden auch im Rahmen der ersten Literaturtage in St. Georgen statt.

Die Literaturtage in der Bergstadt feiern Premiere – und neben Lesungen und Bücher-Abenden stehen auch Poetry-Slam-Workshops auf dem Programm. Kinder und Jugendliche können sich dabei kreativ austoben und ihr literarisches Talent ausleben. Zur Seite stehen den Teilnehmern dabei Manfred Manger und Pauline Füg.

"Das Schöne an Poetry-Slam ist, dass man mit diesem Format sehr viele Jugendliche erreichen kann", erklärt Manger. Er selbst ist 2002 als Lyriker an die Öffentlichkeit gegangen. "Ich habe damals angefangen, mich auch mit der Vortragsweise von Gedichten zu beschäftigen, und bin so auf die Form Poetry-Slam gestoßen", erinnert er sich.

Manger arbeitet seit 28 Jahren als Erzieher und Therapeut mit Kindern und Jugendlichen – und sagt, dass die Workshop-Teilnehmer es jedes Mal schaffen, ihn mit ihren Beiträgen aufs Neue zu überraschen und zu begeistern. "Jeder Mensch hat etwas zu sagen. Manche machen es mit Malerei, andere mit Musik. Wir machen es mit der Sprache", sagt Manger.

Pauline Füg ist studierte Psychologin. "Poetry-Slam ist für mich wie eine Sucht. Ich habe als Schülerin angefangen und kann gar nicht mehr aufhören", sagt sie. Auch Füg unterstützt seit Jahren junge Menschen dabei, Texte zu schreiben und sie auf der Bühne vorzutragen.

Lust und Spaß reichen aus

In St. Georgen bieten die beiden Coaches zwei Workshops für Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren an. "Die Teilnehmer müssen nur Lust und Spaß mitbringen. Und die Affinität zum Schreiben", erklärt Manger. Denn bei Poetry-Slam gehe es nicht um Talentförderung. "Vielmehr steht der innere Bezug im Fokus. Ich denke etwas, ich fühle etwas und will diesen Gedanken und Gefühlen mit Hilfe der Sprache Ausdruck verleihen", schildert er. Auch Füg betont: "Poetry-Slam ist keine Talentschmiede, es ist ein tolles Experimentierfeld für die Persönlichkeitsentwicklung."

Was erwartet die Teilnehmer in der Bergstadt? "Jeder Poetry-Slam-Workshop beginnt mit Kennenlern- und Lockerungsübungen, dann kommt der Schreibteil. Schritt für Schritt nähern wir uns dann dem eigenen Text", erklärt Manger. "Wir geben den Jugendlichen das Handwerkzeug. Zwei Tage bauen aufeinander auf, und bei der Abschlussveranstaltung präsentieren die Teilnehmer dann die Ergebnisse", fügt seine Kollegin hinzu.

In Deutschland finden mittlerweile große Poetry-Slam-Meisterschaften statt, bei denen die Teilnehmer um Titel kämpfen. Bei den Workshops spielt der Wettkampf-Gedanke dagegen keine Rolle. "Wichtig ist es, durch Texte den Zugang zur eigenen Kreativität zu finden", erklärt Füg.

Die Themen sind dabei existenziell: Es dreht sich oft um Leben und Tod. Vieles hängt mit der ersten Liebe, mit der Pubertät zusammen, mit den Versuchen, ein selbstständiges Leben zu führen." Auch soziale Themen seien präsent, ergänzt Füg. Sie betont: "Wir zwingen nie jemanden, auf die Bühne zu gehen. Am Ende jedes Workshops schwappt das jedoch so oft über, dass die meisten dann wirklich auftreten."

Füg gebe sich immer Mühe, den Teilnehmern das Lampenfieber zu nehmen. Und Manger fügt hinzu: "Die Themen Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein stehen bei Poetry-Slam ganz stark im Fokus. Wenn die Teilnehmer nach ihrem Auftritt von der Bühne kommen, sehe ich, dass viel geschehen ist. Dann weiß ich immer, dass dieses Kind beim nächsten Referat in der Schule ganz anders auftreten wird."

Die Literaturtage beginnen am Dienstag, 16. Oktober, mit einer Experimental-Lesung in der Stadtbibliothek, jeweils um 9.30 und 10.30 Uhr. Kreatives Schreiben und Text-Performance Poetry-Slam stehen dort am Freitag, 19. Oktober, 15 bis 19 Uhr, sowie am Samstag, 20. Oktober, 11 bis 15 Uhr, auf dem Programm. Einen Poetry-Slam für U20-Jährige gibt es am Samstag, 20. Oktober, um 18.30 Uhr in der Mensa der Robert-Gerwig-Schule. Der Einlass ist um 18 Uhr, der Eintritt frei. Darüber hinaus sind ein Lesefest und diverse Autorenlesungen geplant. Weitere Informationen gibt es unter www.st-georgen.de.