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Ehemaliges AHG-Gelände: Besitzer gibt Einblicke

Seit knapp einem Jahr ist das ehemalige AHG-Gelände verwaist. Die Baywa AG, Besitzer des Areals, erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung, warum das Grundstück verkauft statt vermietet werden soll und welche wichtige Rolle bei all dem Bürgermeister Michael Rieger spielt.

St. Georgen. Lange war das Ende der AHG in St. Georgen schon im Gespräch, die endgültige Entscheidung überraschte allerdings sowohl die Kunden als auch die Stadtverwaltung. Nachdem im September vergangenen Jahres in zahlreichen Haushalten der Bergstadt die Telefone klingelten, um den Kunden die sofortige Schließung des AHG-Autohauses mitzuteilen, war es bis zuletzt still geworden um das Gelände an der B 33. Übergangsweise wird es derzeit von der Sammlung Grässlin als Ausstellungsraum genutzt. Die Frage, die sich allerdings stellt: Ist es nur eine kurze Übergangslösung oder wird das Areal längere Zeit brachliegen?

Im Hintergrundgespräch mit unserer Zeitung gibt sich die Baywa, in dessen Besitz sich das Areal befindet, optimistisch: Am Hauptsitz in München macht man sich keinerlei Sorgen um die Zukunft des St. Georgener Areals. Im Gegenteil – die Zeitspanne von zehn Monaten bewertet Frank Hildebrand, Leiter des Asset-Management bei Baywa, als völlig normal. "Das ist aus meiner Sicht eine kurze Zeit." In vergleichbaren Fällen käme es durchaus vor, dass ein Grundstück mehrere Jahre verwaist ist.

"Wir sind mit dem Prozess also gar nicht so unzufrieden", so Hildebrand weiter. Man sei in der glücklichen Lage, dass man ein gutes Verhältnis zur Stadtverwaltung habe und sich diese – allen voran der Bürgermeister – proaktiv einbringe. "Wir haben häufiger den Fall, dass die Städte blockieren, sie immer nur wissen, das und das wollen sie nicht. Aber was sie wollen, wissen sie nicht." In St. Georgen sei das Gegenteil der Fall, Bürgermeister Michael Rieger habe bei der Nachfolge für die AHG keine "unrealistischen Vorstellungen". "Das ganze macht es uns leicht, gemeinsam mit der Gemeinde nach einem Käufer zu suchen", bilanziert Hildebrand.

Denn für die Baywa steht auch fest: Sie möchten das Gelände im besten Fall lieber verkaufen als vermieten. Dieser Umstand ist vor allem auf die Vorgeschichte zurückzuführen. Der Konzern hat das Areal vor mehr als zehn Jahren im Zuge der Übernahme des Autohauses des Autohauses Bäsch mitsamt der dazugehörigen Tankstelle erworben. "Die Bäsch GmbH hat ihren Geschäftsbetrieb an die AHG GmbH verkauft, die zu dieser Zeit ein Tochterunternehmen der Baywa AG war", erklärt Hildebrand die Zusammenhänge.

Während das Tochterunternehmen die Autohaus-Räumlichkeiten nutzte, wurde die Tankstelle vermietet. "Wir haben zwar aufgrund der Vielzahl unserer Standorte eine Vielzahl von Mietverträgen, aber das ist nicht unser Kerngeschäft", räumt er weiter ein. "Wir wollen daher zu einem Abschluss kommen und das Gelände einer entsprechenden Nutzung zuführen."

Die Baywa geht davon aus, dass ein Käufer das alte Autohaus abbrechen wird. Mit der Tankstelle, die zwischenzeitlich auch den Verpächter wechselte, bestehen derweil langfristige Mietverträge. "Der geht im Falle des Verkaufes an den Erwerber über", sagt Hildebrand. Zwar könne man rein theoretisch aus diesen Verträgen aussteigen, das sei aber mit einem finanziellen Aufwand verbunden. Daher: "Die Tankstelle sollte bleiben."

Sowohl die frühere Nutzung als auch Vorfälle auf Baustellen an derselben Kreuzung werfen indes auch die Frage nach Altlasten auf. "Die Tankstelle ist 1998 umfassend saniert worden, und die Firma Shell hat dieses Thema sehr ernst genommen", sagt er. Auch im Bereich des Autohauses seien keine Verunreinigungen festgestellt worden. Laut der Baywa besteht diesbezüglich kein Grund zur Sorge.

Der Optimismus des Konzerns zeigt sich auch daran, dass man laut Hildebrand eher auf Klasse statt Masse setzt. Bislang habe man das Areal nicht aktiv beworben und konzentriere sich auf wenige Angebote. "Für einen Verkäufer ist es natürlich schon geschickter, wenn man mehrere Interessenten hat", räumt er ein. "Aber das ist nicht unsere Art."

In die Entwicklung eines Nutzungskonzeptes stecken Investoren Zeit und Geld, entsprechend hoch sei das Interesse. Hinzu komme, dass man die Gemeinde bei parallel geführten Gesprächen zusätzlich belaste, da das Rathaus für die Interessenten als Anlaufpunkt diene.

Gibt es also bereits potenzielle Käufer für das rund 6000 Quadratmeter große Areal? "Wir stehen schon in Gesprächen mit einem sehr konkreten Interessenten, ein Projektentwickler aus der Region, der gerade dabei ist, ein Nutzungskonzept zu entwickeln", verrät Hildebrand. "Da rechnen wir schon mit Ergebnissen noch in diesem Jahr."

Die Baywa AG mit Sitz in München ist auf der ganzen Welt in verschiedenen Bereichen tätig. Der Fokus liegt auf den Segmenten Agrar, Energie und Bau sowie Innovation und Digitalisierung. Das Unternehmen entwickelt laut seinem Profil "führende Lösungen und werthaltige Projekte für die Grundbedürfnisse Ernährung, Energie und Bau". Baywa ist laut eigener Aussage der größte Agrarhändler Deutschlands. Auf internationaler Ebene zählt es darüber hinaus zu den führenden Händlern für landwirtschaftliche Rohstoffe.