Sie geben einen Überblick, welche Aufgaben auf die Stadt St. Georgen zukommen: Manfred Scherer (von links), Joachim Kleiner, Michael Rieger und Hansjörg Staiger. Foto: Klossek Foto: Schwarzwälder Bote

Bilanz: Vergangenes Jahr von großen Bauprojekten geprägt / Sanierung des Zentrums ist Mammutaufgabe

Der Bürgermeister und seine Stellvertreter blicken anlässlich des Jahreswechsels auf die anstehenden Aufgaben der Kommune. Allen voran die Innenstadtsanierung dominiert die Ausführungen – und klare Worte fallen beim Thema Breitband.

St. Georgen. Die Fertigstellung des Hotels Federwerk, die zwei Neubauten an der Kreuzung Bahnhofstraße/B 33, die Ausdehnung des Glasfasernetzes: Im vergangenen Jahr ist viel in der Bergstadt vorangebracht worden – und noch viel mehr steht in den kommenden Jahren an.

Bürgermeister Michael Rieger lässt es sich am Donnerstag nicht nehmen, gemeinsam mit seinen Stellvertretern einen Rück- und Ausblick zu geben. "Mit Riesenschritten", so Manfred Scherer, bewege man sich nun in Richtung Innenstadtsanierung – ein Projekt, das bereits während des ersten Wahlkampfes von Rieger ein Thema war und immer dringender wird.

Finanzielle Belastung verteilt sich

"Die Innenstadt leidet an Altersschwäche", betont Rieger zu Beginn des Gesprächs. Es gebe schöne Ecken in St. Georgen, die Stadtmitte sei aber nicht mehr attraktiv. Von Anfang an sei klar gewesen, dass die Sanierung viel Geld kosten wird: "Wir sprechen hier von einem Volumen von etwa 30 Millionen Euro, eher etwas mehr." Dennoch dürfe man nicht vergessen, dass sich die Maßnahmen in etwa auf einen Zeitraum von acht Jahren verteilen. Zu je einem Drittel rechne man derzeit bei der Finanzierung mit Eigen- und Fremdkapital sowie Zuschüssen.

Die Sorgen, die teilweise auch von Gemeinderäten geäußert wurden, so das Stadtoberhaupt, sehe er als berechtigt an. "Es geht hier schon um die Liquidität", sagt Rieger. "Die Sicherheit kann niemand geben." Doch das gelte auch für Privatpersonen, die etwa ein Haus bauen. "Der Respekt vor dem Projekt ist wichtig, ich will aber die Angst nehmen", erklärt er.

Hansjörg Staiger betont in diesem Zusammenhang, St. Georgen sei mittlerweile ein "Hochtechnologiestandort", die Unternehmen leisteten tagein tagaus einen Beitrag zur Entwicklung der Kommune. "Die Stadt ist nun gefordert, nachzuziehen", unterstreicht er. "Wir investieren in die Sache, die Werterhaltung."

Viel Historisches gibt es nicht mehr zu retten

Man dürfe seine Wurzeln nicht vergessen, müsse dennoch einsehen: Viel Historisches, das es zu erhalten gelte, suche man vergebens. Auch deshalb war für ihn der Abriss des Gebäudes Schulstraße 2 bis 4 notwendig. "Die Sichtachse ist nun wesentlich schöner", sagt er.

Eine Meinung, die auch der Bürgermeister und die zwei weiteren Stellvertreter teilen – wenngleich allen bewusst ist, dass die Entscheidung nicht nur auf Gegenliebe stößt. "Vielleicht sind die St. Georgener bei diesem Thema einfach etwas sensibler, das muss man bedenken", so Joachim Kleiner im Hinblick auf die frühere städtebauliche Entwicklung.

Ein weiterer Vorbote der Sanierung ist der Rückbau des Gebäudes "Am Markt 1", für den bereits im Haushalt 2019 Mittel eingestellt sind. Der eigentliche Startschuss soll dann mit der Sanierung des "Roten Löwen" fallen.

Die Entscheidung über eine mögliche Aufnahme des Gebäudes in ein Förderprogramm wird noch in der ersten Jahreshälfte erwartet. "Momentan wird ermittelt, was es konkret kostet", sagt Rieger über die Sanierung. Wenn es optimal laufe, rechne er mit einem Projektstart im Herbst dieses Jahres, es könne aber auch auf das Frühjahr 2020 herauslaufen.

Ein weiteres Thema für die Zukunft ist die Anbindung St. Georgens an den Ringzug. Rieger sieht dies als "enorm wichtige Ergänzung" – einerseits, um den Standort noch attraktiver zu machen, andererseits, um Menschen zum Umstieg vom Auto auf den Zug zu bewegen. "Die Schwarzwaldbahn reicht nicht aus", erklärt er. Und stellte klar: Man müsse Alternativen zum Auto bieten, statt zu warten, bis hierfür ein Bedarf entstehe. "Wir lassen da nicht locker."

Dass der Bedarf mitunter erst klar wird, wenn eine Maßnahme bereits angelaufen ist, illustriert Manfred Scherer darüber hinaus am Beispiel des Wohnbauprojekts "Schönblick". Bereits die Lorenzhöhe habe gezeigt, dass es in der Bergstadt "etwas anders laufe". Man müsse erst bauen, dann komme die Nachfrage. Dennoch zeigten die Projekte, dass man in der Bergstadt investiere. "Der Standort hat enorme Zukunftsperspektiven", schließt sich Rieger den Worten seines Stellvertreters an.

Um zukunftsfähig zu bleiben, ist derweil auch Glasfaser unerlässlich. Dass die Bergstadt wie auch andere ländliche Kommunen hier selbst in die Tasche greifen müsse, findet Rieger "unmöglich". "Für eine staatliche Aufgabe müssen jetzt die Kommunen blechen", sagt er. Zahlreiche Funklöcher – für den Bürgermeister ist das nicht mehr zeitgemäß, die Gründung des Zweckverbandes "das einzig Richtige".