Akrobatische Elemente mit Fire Tools sind Teile der Show. Chandra muss hierfür körperlich fit und konzentriert sein. Foto: Günther

Porträt: Chandra Winterhalter begeistert mit 14 Jahren als Feuerkünstlerin / Jedes Jahr eine neue Show

Die 14-jährige Chandra Winterhalter hat ein faszinierendes und zugleich ein gefährliches Hobby: Sie tanzt mit dem Feuer. Mit ihren Shows ist die St. Georgenerin inzwischen weit über die Grenzen der Region bekannt. Respekt musste sie sich als junge Künstlerin hart erkämpfen.

St. Georgen. Kleine Flammen ragen in den dunklen Himmel, die brennenden Fächer bewegen sich im Takt der Musik. Erst auf den zweiten Blick bemerkt man den zierlichen Körper, der unglaubliche akrobatische Figuren macht. Eine Drehung, eine Pause, ein Sprung.

Fans reisen der jungen Feuerkünstlerin sogar hinterher

Ihre Shows nimmt Chandra Witchfire aus St. Georgen gern auf – für ihre Fans, die die Auftritte im Netz verfolgen. Manche, das weiß die Feuerkünstlerin, reisen ihr sogar hinterher.

Chandra Witchfire, die im realen Leben Chandra Winterhalter heißt, ist erst 14 Jahre alt. Seit sie acht ist, tanzt sie mit dem Feuer – und begeistert die Zuschauer in Deutschland, Österreich, in den Niederlanden und in der Schweiz.

Sie weiß: Es gibt nicht viele, die sich in diesem Alter trauen, etwas Ähnliches zu machen. Größenwahnsinnig ist sie deswegen noch lange nicht geworden.

"Die Schule geht trotzdem vor", macht Chandra klar. Für sie heißt es deshalb: Vormittags Mathe und Englisch lernen, nachmittags für die Aufführungen üben – und zwar so lange, bis alles sitzt. Am Anfang tanzt sie ohne Feuer, dann wird nach und nach immer eine Flamme angemacht. "So übe ich dann, bis ich mich nicht mehr treffe", sagt Chandra. Irgendwann kennt sie die Musik gut. Sie weiß, wann die Drehung kommt, wann der Stop und der Spagat.

Jedes Jahr bereitet sie eine neue Performance vor. "Es ist immer eine Herausforderung, die Musik, die Choreografie und das Feuer so miteinander zu verbinden, dass die Zuschauer fasziniert sind", sagt die 14-Jährige.

Regelmäßig ist sie auf Mittelaltermärkten und Black Metal Events unterwegs, aber auch auf Stadtfesten, Weihnachtsfeiern, Hochzeiten oder Firmenjubiläen. Jeder Auftritt ist ein Spiel mit dem Feuer, akrobatische Elemente gehören dazu, die Bewegungen sind zum Teil extrem. Chandra muss körperlich fit sein und konzentriert arbeiten.

Scheinbar spielend dreht sie ihre brennenden Hula Hoops, Stäbe und Fächer. Spielzeug heißt diese Ausrüstung im Jargon der Feuerkünstler.

Dass dieses Spielzeug auch gefährlich sein kann, weiß Chandra gut. Die Sicherheit ist für sie ein wichtiger Aspekt. Statt Benzin nimmt die St. Georgenerin für ihre Shows ein spezielles Sicherheits-Fluid. Es gehe darum, das Risiko für sie und für ihre Zuschauer zu minimieren – aber auch darum, eine umweltfreundlichere Alternative zu benutzen.

Ihre Show macht Chandra komplett alleine, viele Helfer unterstützen sie aber hinter den Kulissen. Eine Löschtheke, ein Absperrseil, zwei Feuerlöscher und ein Brandschutzrucksack sind bei jedem Auftritt immer mit an Bord. "Es ist ein gefährliches und auch ein sehr teures Hobby", gibt die 14-Jährige zu.

Ihr Spielzeug – die sogenannten Fire Tools – lässt sie in England und Bulgarien maßschneidern und bauen. Auch bei der Kleidung ist das Thema Sicherheit wichtig: Chandra trägt nur Baumwolle oder Leder.

"Angst darf man vor dem Feuer keine haben, aber Respekt", betont sie. Bis jetzt, sagt Chandra, habe sie Glück gehabt. Konzentration spielt eine große Rolle – in jedem einzigen Moment der 20- bis 30-minütigen Show.

Dass sie als junge Künstlerin in der Szene akzeptiert wird, das musste sie sich Stück für Stück hart erkämpfen. "Ich möchte meinen eigenen Weg gehen", sagt Chandra. Inspirieren lässt sie sich von der Musik. "Viele Figuren kommen mir einfach in den Kopf, und dann probiere ich die Sachen aus", verrät sie.

Es ist wichtig, viel zu experimentieren, denn Chandra spielt nicht nur mit dem Feuer, sondern auch mit ihrem Publikum. Es gab auch schon Momente, da stand sie auf der Bühne vor Überwältigung in Tränen, erinnert sie sich.

Das Lampenfieber gehört für sie bei jeder Show dazu. "Bei den Vorbereitungen hat man schon ein Kribbeln im Bauch. Ich bin immer ein bisschen aufgeregt. Aber ich freue mich auch, mein Talent zu zeigen", meint sie. Ist ein Fehler passiert, ist sie innerlich am Kochen. Doch die große Kunst ist, so weiterzumachen, dass das Publikum nichts mitbekommt.

"Das kann man üben. Mit der Zeit lernt man, damit klarzukommen und trotz Aufregung ruhig zu bleiben, um die Show auch selbst zu genießen", sagt Chandra.

Abschalten kann sie etwa beim obligatorischen Stretching vor dem Auftritt. "Dann wird der Kopf frei." Und nach der Show? "Nachher habe ich viel Kraft und fühle mich noch fitter als davor", verrät sie.

War es am Anfang noch schwer, an die Aufträge zu kommen, ist die 14-Jährige jetzt manchmal gezwungen, abzusagen. Denn die Nachfrage ist groß, der Feuershow-Markt boomt, und Chandras Tour-Kalender ist voll. "Ich glaube, die Menschen finden die Gefahr, die vom Feuer ausgeht, faszinierend. Und viele sind beeindruckt, dass ich noch so jung bin und das Feuer beherrsche", sagt sie.

Im Winter beneidet sie manchmal das Publikum, das mit Mütze und Schal warm eingepackt ist, sagt Chandra schmunzelnd. Denn sie selbst hat nur wenig Kleidung an und tritt immer barfuß auf – auch im Tiefschnee. "Ich finde aber, im Hochsommer ist es schwieriger, weil es bei der Hitze durchs Feuer noch heißer wird."

Chandras Zukunftsvision: "Ich will mit meinen Shows weiterhin die Begeisterung wecken, ich will die Menschen mitreißen, ihre Augen zum Glänzen bringen." Und sie will sich jedes Jahr ein bisschen steigern.

Bis jetzt noch nicht in der Heimatstadt aufgetreten

"Ich wünsche mir, auch hier in St. Georgen akzeptiert zu werden", sagt die Feuerkünstlerin. Denn bis jetzt ist sie noch nie in der Heimatstadt aufgetreten. Fernsehshows dagegen braucht sie nicht, ist sich Chandra sicher. Mal beim Cirque du Soleil oder beim Künstlerwettbewerb in Monaco mitzumachen – das sei hingegen schon eine ganz andere Sache. Vielleicht wird dieser Traum der jungen St. Georgenerin zur Wirklichkeit. An Mut und Kreativität mangelt es ihr auf jeden Fall nicht.