Tobias Vogel postet seine Comics unter dem Namen "Krieg und Freitag". Foto: Schwarzwälder Bote

Literaturtage: Tobias Vogel alias "Krieg und Freitag" präsentiert seine Strichmännchen-Zeichnungen

Tobias Vogel ist zu Gast bei den St. Georgener Literaturtagen. Unter dem Namen "Krieg und Freitag" postet er fast täglich lustige und nachdenkliche Strichmännchen-Zeichnungen. 2019 bekam er dafür den Grimme Online Award.

St. Georgen. "Ich hab’ ein relativ normales Leben geführt, ein Nullachtfünfzehn-Leben. Es fühlte sich nicht vollständig an", erinnert sich Tobias Vogel an die Zeit vor zweieinhalb Jahren. Vogel ist 37 Jahre alt, lebt in Hamburg und arbeitet als Sachbearbeiter bei einer Versicherung. "Ich brauchte ein Hobby." Er ging in einen Buchladen, entdeckte ein Buch zum Zeichnen lernen und begann, seine Strichmännchen aufs Papier zu bringen.

"Ich bin nicht mit dem größten Talent gesegnet", gibt Vogel selbstironisch zu. Doch die Strichmännchen – Vogel sagt "Strichpersonen" – reichen, um zu zeichnen, was er zum Ausdruck bringen möchte. "Ich hab die Zeichnungen damals sofort meiner Frau gezeigt. Sie fand’s lustig."

Und nicht nur sie: Vogel begann die Comics unter dem Namen "Krieg und Freitag" auf diversen Plattformen der sozialen Medien hochzuladen. Nach einem Monat hatte er 1000 Follower. Inzwischen sind es rund 30 000 bei Facebook, 40 000 bei Twitter und 55 700 bei Instagram. Seit diesem Jahr ist er auch Preisträger des Grimme Online Awards. "Ich bin froh und dankbar", sagt Vogel.

Von Beginn an griffen die Bilder Alltagssituationen auf, mal lustig, mal nachdenklich, mal traurig. "Ich find’s gut, wenn man den Mut dazu hat, auch traurigere Themen anzusprechen. Manchmal bin ich aber auch total albern." Nicht alles, worüber er zeichnet, sei von der eigenen Biografie beeinflusst. Er lasse bewusst im Dunkeln, welche Themen und Beobachtungen mit ihm zu tun haben. "Ich mache keinen Hehl daraus, dass vieles einfach ausgedacht ist."

Dennoch gehe es häufig darum, die eigenen Erlebnisse und Lebenswirklichkeiten zu verarbeiten. Er orientiere sich da an amerikanischen Cartoonisten und Comedians. "In Deutschland nehme ich stark wahr, dass man Angst hat, private Gefühle und Themen auszubreiten. Mir ist das nicht unangenehm."

Es habe sich im Grunde alles geändert: Vorher das ganz normale Leben und jetzt Lesungen, Auftritte, die mediale Berichterstattung. Die kreative Arbeit sei inzwischen ein ziemlich starker und immer größer werdender Teil seines Leben. Aktuell kann Vogel mit "Krieg und Freitag" seinen Lebensunterhalt verdienen und sich vorstellen, sich irgendwann vollständig und ausschließlich darauf zu konzentrieren.

Vogel postet täglich eine neue Zeichnung – insgesamt 800 seit Beginn des Projekts. Nebenbei vertreibt er auch Merchandising: Tassen, Turnbeutel und Fußmatten mit seinen Strichpersonen darauf. Im November erscheint sein erstes Buch, ein "Best-of" des bisherigen Schaffens. Momentan richtet er sich ein Atelier ein, um zukünftig von dort aus zu arbeiten.

Am Donnerstag, 7. November, ist Vogel zu Gast bei den St. Georgener Literaturtagen. Sein Auftritt ist als "Lesungen" angekündigt. Ihm ist bewusst, dass dieser Begriff im Zusammenhang mit einem Comiczeichner komisch wirken kann.

"Cartoonisten machen relativ oft Lesungen", erzählt er. Er projiziert die Zeichnungen auf eine Leinwand und liest die Sprechblase vor: "Das funktioniert überraschend gut." Nebenbei gebe es noch einen improvisierten Part, da erzähle er "frei von der Leber weg". Dann improvisiere er, was er selbst lustig fände. "Manchmal klappts, manchmal nicht", sagt Vogel und lacht. Er ist sich sicher: "Ich funktioniere gut auf der Bühne."

Im Rahmen der St. Georgener Literaturtage tritt Tobias Vogel alias "Krieg und Freitag" am Donnerstag, 7. November, um 19 Uhr in der Stadtbibliothek auf. Der Eintritt ist frei.