Tobias Beißwenger und seine Frau Michaela Konzelmann (links) werden von Tobias Klapik und Christine Kinces offiziell aus dem Kreis der Taborkirche verabschiedet. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Pastor Tobias Beißwenger in Bergstadt verabschiedet / Michaela Konzelmann bleibt an der Schule

St. Georgen. Am 29. Juli wird Pastor Tobias Beißwenger in der Erlöserkirche Reutlingen in sein neues Amt als Superintendent des Reutlinger Distrikts eingeführt. Am Sonntag wurde er in einem feierlichen Gottesdienst in der neu gestalteten Taborkirche aus seinem bisherigen Amt in St. Georgen verabschiedet.

"Ich habe großen Respekt vor dieser Berufung und der damit verbundenen Fülle neuer Aufgaben", erklärte der gebürtige Ludwigsburger im Gespräch mit unserer Zeitung. Die gute Nachricht für die Schüler des Thomas-Strittmatter-Gymnasiums: Seine Frau Michaela Konzelmann bleibt der Schule erhalten, die Familie will in der Bergstadt bleiben. "Da mit dem Amt des Superintendenten ohnehin sehr viel Fahrzeit und lange Wege verbunden sind, kam ich mit unserem Bischof nach langen Gesprächen überein, dass der Wohnsitz eigentlich zweitrangig ist", erzählte er strahlend. Um jedoch einem Nachfolger, den er wohl spätestens binnen Jahresfrist in der Bergstadt sieht, einen Platz bereit zu stellen, will die Familie ein Haus kaufen. Zugleich freue er sich aber darauf, die Evangelisch-methodistische Kirche (EMK) von einer anderen Seite kennenzulernen. "Ich will gerne dazu beitragen und Anstöße vermitteln, dass die Kirche für unsere heutige Gesellschaft relevant ist."

Aus seiner jetzigen Gemeindearbeit kann er hierzu einige Erfahrungen einbringen. Das in St. Georgen gegründete Café Bohnenheld sei aus dem Bemühen erwachsen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Was zugleich aber bedeutet, dass sein Nachfolger in große Fußstapfen treten wird.

Eröffnet und beschlossen wurde der Gottesdienst von Reinhard Ziegler (Violine) und Frank Scheuerle (Laute, Gitarre) sowie dem Verabschiedeten selbst. Es seien schon besondere Gefühle, die ihn beherrschten, letztmals nach neun Jahren Wirkens als Pastor einen Gottesdienst zu begleiten, gab Beißwenger unumwunden zu. Es bewege ihn, was Gott in dieser Zeit bewirkt habe. Er habe sehr viele Gründe, dankbar zu sein. Peter Kinces, der die Moderation übernahm, sprach vom Leben, das Veränderung bedeute.

"Es fiel mir nicht leicht, die Predigt vorzubereiten", gestand der scheidende Pastor, doch dann sei sein Blick auf Matthäus 5,13 gefallen: "Ihr seid das Salz der Erde", daher habe jeder Gottesdienstbesucher symbolisch einen Salzstein erhalten. Salz der Erde sein zeige sich, wenn man von Gott beschenkt werde, so sein erster Punkt. Salz sei man auch dann, wenn man den Unterschied ausmache. Man werde an Menschen immer wieder schuldig, oft auch unbewusst. "Natürlich können wir nicht die Welt retten, aber da, wo viele kleine Schritte unternehmen, da bewegt sich etwas", deutete er das Engagement der Bergstadt und der Gemeinde in Sachen Nachhaltigkeit und Fair Trade an. Salz sei man auch, wenn bei unterschiedlichen Ansichten in Gemeinden Bewegung entstehe. Bewegung erzeugt Reibung, das ist oft gut. Erst wenn es quietscht, dann muss man das nicht aussitzen, sondern in die Werkstatt gehen und dran arbeiten, machte der passionierte Rennradfahrer klar. Und viertens müsse Salz aus dem Streuer heraus, weil es nur dann seine würzende Wirkung erreicht. Auch Jesus habe seine Jünger ausgesandt. Einer der Wege in die Welt sei das Café Bohnenheld.

Nun hofft nicht nur die Gemeinde auf eine kurze Vakanz. Die EMK habe keinen eklatanten Mangel an Pastoren. In der Zwischenzeit bietet Pastor im Ruhestand Hans-Wilhelm Hermann eine pastorale Begleitung.