Der Sachverständige Thomas Gritsch berichtet über Strahlenbelastung und mögliche Standorte für den Funkmast. Foto: Schwarzwälder Bote

Mobilfunkmast: Anträge von Telekom, Telefonica oder O2 lassen sich nicht verhindern / Gutachter erläutert

Die Ortschaftsräte Erdmannsweiler und Neuhausen sowie der Gemeinderat entschieden in einer gemeinsamen Sitzung über den Standort eines Mobilfunkmastes der Deutschen Telekom.

Königsfeld. Die Intensität der Untersuchung durch die Gemeinde sei beispiellos, so Bürgermeister Fritz Link. Man habe sofort die Bevölkerung informiert und vom Abschluss eines Pachtvertrags abgeraten. Auch habe die Gemeinde für einen fünfstelligen Betrag den öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen Thomas Gritsch mit der Untersuchung beauftragt. Der sei kein durch die Interessen der Wirtschaft beeinflussbarer Gutachter.

Wille von Bundes- und Kommunalpolitik sei eine flächendeckende Funkversorgung. Der hätten sich die drei deutschen Mobilfunkbetreiber Telekom, Telefonica und O 2 gegenüber der Bundesnetzagentur verpflichtet. in absehbarer Zeit sei damit zu rechnen, dass auch Telefonica und O 2 Anträge stellen.

Ziel war ein Standort für alle drei Anbieter, der die deutschen Grenz- und die strengeren Vorsorgewerte Österreichs und der Schweiz einhält. Beim Runden Tisch seien alle eingebrachten Bedenken gutachterlich untersucht worden.

Sachverständiger zeigt technische Details auf

Link betonte, dass die Gemeinde keinen Rechtsanspruch auf Berücksichtigung ihrer Wünsche hat. Generell Mobilfunkanlagen auszuschließen sei unmöglich. Bei Masten unter zehn Metern müsse die Gemeinde nicht einmal gehört werden. Es ging um einen Kompromiss, der die Wünsche von Telekom und Anwohnern berücksichtigt. Er sei dankbar, dass sich Grundstückseigentümer bereit fanden, eine Lösung zu ermöglichen.

Gritsch beschrieb technische Details. Ein Funkmast könne nicht beliebig platziert werden, da er Teil eines Netzes sei und jeder nur eine bestimmte Anzahl von Nutzern und Gesprächen übernehmen könne. Die Technik habe sich weiterentwickelt, die Sendeleistung sei gestiegen, der abgedeckte Radius einer Antenne habe abgenommen.

Die Belastung des Handynutzers sei umso niedriger, je näher der Funkmast liege. Nutzer hätten das ein Stück weit selbst in der Hand, da die Türme die Abstrahlung je nach Nutzung herunterregeln. Man dürfe auch private Strahlenquellen nicht vergessen. Aufgrund größerer Nähe zum Körper lägen zum Beispiel Handys oft über den Grenzwerten.

Die Abstrahlung von Funkmasten erfolge ähnlich Leuchttürmen keulenartig, hauptsächlich in horizontaler Richtung. Direkt unter dem Turm gebe es so gut wie keine Strahlung. Auch falle deren Intensität mit der Entfernung schnell ab. Antennen auf Häusern seien maximal 15 Meter hoch, damit steige die Belastung am Boden, das Strahlenmaximum liege näher am Mast. Ganz schlecht seien Häuser auf gleicher Höhe mit der Antenne. Trotzdem führe jeder Standort außerhalb der Wohnbebauung zu einer Minimierung der Belastung.

Gritsch beschrieb die untersuchten Standorte. Die Telekom hatte zwei Standorte in den jeweiligen Ortsmitten von Erdmannsweiler und Neuhausen vorgeschlagen. Für die Gemeinde kamen drei im Außenbereich in Betracht. Der Runde Tisch stimmte für den, der mittig zwischen Erdmannsweiler und Neuhausen liegt. Selbst im schlechtesten Fall, mit der Belegung durch drei Anbieter und Maximalauslastung läge dort die Funkbelastung unter den Grenz- und Vorsorgewerten. In der Realität sei sie sicher noch niedriger, da schon Bäume oder Wände die Signale abschwächten, so Gritsch.

Ein Gast fragte nach der künftigen Einhaltung der Grenzwerte und regelmäßiger Kontrolle. Harald Königsberger hoffte, dass die Abmachung kein Papiertiger werde. Die Untersuchung sei nur eine Momentaufnahme, so Gritsch. Die Technik entwickle sich weiter. Es gebe Kontrollmessungen. Auch solle die Gemeinde bei wesentlichen Änderungen informiert werden. Aktuelle Grenzwerte seien über die EMF-Datenbank der Bundesnetzagentur einsehbar. Die Kommune dürfe keine Rechtsberatung leisten, so Link zu einer Frage. Andere Anmerkungen betrafen gesundheitliche Folgen und negative Erfahrungen anderer Gemeinden mit der Telekom. Risiken könne man nicht ausschließen, aber nicht auf der Grundlage von Vermutungen entscheiden, so Link. Es habe keine flächendeckende Erhebung in anderen Gemeinden gegeben.

Verbesserungen für Burgberg nicht in Sicht

Achim Leibach aus Erdmannsweiler fragte hinsichtlich der Strahlung nach dem Gefälle zum Teilort vom Mast aus. Das ist laut Gritsch berücksichtigt. Er bestätigte die Vermutung Franziska Hornscheidts, dass der Mast die Leistung je nach Nutzung herunterfährt.

Thomas Fiehn merkte an, dass in Burgberg derzeit teilweise gar kein Empfang ist und fragte, ob man in ein paar Jahren eine Diskussion für einen weiteren Funkmast habe. Das sei nicht auszuschließen, so Link. Der derzeit diskutierte Mast verbessere die Situation Burgbergs nicht. 2008 habe die Gemeinde einen Platz im Gemeindewald vorgeschlagen, der sei aber wegen des Protests der Bevölkerung verworfen worden. Laut Burgbergs Ortsvorsteher Frank Schwarzwälder gab es schon Unfälle, bei denen Hilfe nicht verständigt werden konnte. Das sei ein klassischer Standort für WLan-Hotspots, so Gritsch.

Gunter Schwarz fragte nach der Belastung von Kindergärten und Grundschule in Erdmannsweiler und Neuhausen. Der Grenzwert werde in Erdmannsweiler nur zu 3,6 Prozent, in Neuhausen zu vier Prozent ausgenutzt, so Link. Selbst bei drei Betreibern halte man die Vorsorgewerte ein.

Jan-Jürgen Kachler sah es als wichtig, dass jeder durch sein Verhalten etwas für oder gegen Strahlungsintensität tun kann. Laut Hornscheidt bringt es weit mehr, nachts WLan, Handy und Funktelefon abzuschalten. Wie man mit dem Handy umgehe sei die eigene Entscheidung, wo ein Mast hinkomme nicht, so Schwarz. Konsequenz der Digitalgesellschaft sei die Zunahme der Strahlenbelastung. Langzeituntersuchungen gebe es nicht. Ein Nichtentschluss der Gemeinde sei aber ein Supergau und das Ende des Dorffriedens.

"Nichts ist ohne Auswirkungen", so Bernd Möller. Oft entwickelten sich Dinge anders als geplant. Er verstehe die Ängste, nichts zu tun sei aber falsch. Man könne sich gegen gewisse Entwicklungen nicht sperren.

Einstimmig fiel die Entscheidung für den Standort beim Ortschaftsrat Erdmannsweiler aus. Auf Neuhauser Seite gab es nur eine Gegenstimme. Der Gemeinderat stimmte geschlossen für den Standort mittig zwischen den Teilorten.