Auf den ehemaligen "Löwen" (großes Gebäude rechts) soll ein Funkmast. Foto: Vaas

Telekom und Nachbarin mit eigenen Interessen. Wie lässt sich Vorhaben noch verhindern?

St. Georgen-Peterzell - Ein knappes Dutzend besorgter Anlieger sitzt in einem Wohnzimmer im Wiesengrund in Peterzell beisammen. Auf dem ehemaligen "Löwen" soll ein Telekommunikationsmast installiert werden. Die Runde kann durchs Fenster fast auf gleicher Ebene die vorgesehene Stelle keine 50 Meter entfernt sehen. Wie lässt sich auf den letzten Drücker das Vorhaben noch verhindern?

Die Telekom hat die Stadt im Januar über das genehmigungsfreie Vorhaben informiert. Erst Monate später erfahren die Anlieger durch Zufall davon. Es ist Mai, als der Ortschaftsrat das Thema behandelt. Bereits am 15. Mai erteilt die Bundesnetzagentur die Betriebserlaubnis. Bürgermeister Michael Rieger setzt sich mit der Telekom in Verbindung und bietet den Faulturm der Kläranlage als alternativen Standort an. Der "Löwen" sei der optimale Standort, um das Funkloch in Peterzell zu schließen, lautet die ablehnende Antwort.

Darauf hin suchen die Anlieger das Gespräch mit der Hausbesitzerin. Doch die verweist auf vertragliche Verpflichtungen und spricht von einer extrem hohen Konventionalstrafe, die ihr drohe, wenn sie aussteige. Es bildet sich eine Interessengemeinschaft, die in Peterzell Protest-Postkarten an alle Haushalte verteilt und legt Unterschriftenlisten in den Geschäften aus. Von den 1000 Karten kommen bis Mitte der Woche 160 zurück. Die Listen sollen am morgigen Samstag ausgewertet werden.

Die Runde diskutiert über weitere Schritte und hat Stephanie Richter aus Erdmannsweiler eingeladen. Die Buchhändlerin engagiert sich ehrenamtlich bei "Diagnose Funk" und leistet im breiten Bereich Aufklärungsarbeit in Schulen. Unter ihrer Federführung ist es gelungen, eine bereits auf einem Wohnhaus montierte Antennenanlage wieder zu entfernen. Nach ihren eigenen Messungen ist der Löwen-Bereich bereits ein "Bermudadreieck". Sie spricht von völlig überzogenen zulässige Höchstwerten und die von einer solchen Anlage ausgehenden gesundheitliche Gefährdung. Ein Schweizer Rückversicherer habe solche Anlagen als höchstes Risiko eingestuft. Einem direkten Anlieger rät sie zur Klage. "Nur als Bürgerinitiative haben Sie eine echte Chance", sagt sie aus Erfahrung.

Die verlorene Zeit wurmt alle Betroffenen. Täglich kann der Mast montiert werden. Die Möglichkeiten der Stadt sind sehr begrenzt. Ein Weg wäre, einen neuen Teilflächennutzungsplan aufzustellen und eine Veränderungssperre zu verhängen. Dann müssen wie bei der Windkraftnutzung aber alternative Positiv-Standorte ausgewiesen werden. Kosten von 50.000 Euro stehen in Raum. "Es geht auch billiger", versichert dagegen Stephanie Richter.

Wenn alle Stricke reißen, hat sie schließlich noch einen umsetzbaren Vorschlag: "Die letzte Möglichkeit ist, durch Fachleute sein Gebäude abschirmen zu lassen." Dabei müsse aber jeder darauf achten, dass er auch wirkliche Experten einschaltet, weil sehr viele Scharlatane unterwegs seien.

Möglicherweise müssen die Betroffenen für geeignete Gegenmaßnahmen tief in die eigene Tasche greifen, nur weil eine Nachbarin Miete kassieren will, lautet der allgemeine Tenor in der Runde.