Martin Lehmann installiert in der Bergstadt Router der Initiative Freifunk. Die Aufkleber an Gebäuden wie hier an der Tourist-Info in St. Georgen weisen den Nutzer darauf hin, wo freies W-Lan verfügbar ist. Foto: Klossek Foto: Schwarzwälder Bote

Digital: IT-Experte baut in seiner Freizeit das mobile Netzwerk in der Bergstadt aus / Bundesweite Initiative

Seit September arbeitet Martin Lehmann daran, das mobile Netz in St. Georgen auszubauen. Das Projekt läuft gut, schon 100 Knotenpunkte wurden in der Bergstadt installiert. Anfangs gab es allerdings auch gravierende Probleme – die nicht technischer Natur waren.

St. Georgen. Mit nur wenigen Klicks kostenloses Internet am mobilen Endgerät, wo auch immer man in St. Georgen gerade unterwegs ist – so soll die ideale Zukunft aussehen, wenn es nach Martin Lehmann geht. Der gelernte IT-Spezialist hat sich den mobilen Ausbau in der Bergstadt auf die Fahne geschrieben.

Lehmann ist in seiner Freizeit Freifunk-Aktivist. Hinter Freifunk verbirgt sich eine nicht kommerzielle, bundesweite Initiative, die nach eigenen Angaben für freie Kommunikation in digitalen Datennetzen steht. Die Idee ist simpel: Privatpersonen und Gewerbetreibende kaufen bei Freifunk einen Router, beispielsweise, um ihren Kunden freies W-Lan anbieten zu können. Die kleinsten Modelle, die in der Anschaffung einmalig 25 Euro kosten, haben dabei eine Reichweite von etwa Hundert Metern.

Verbindung untereinander

An Standorten wie dem Marktplatz in St. Georgen entsteht so aufgrund der Dichte von Geschäften ein flächendeckendes W-Lan-Netz – denn die Router verbinden nicht nur die privaten Nutzer ganz ohne Anmeldung mit dem Internet, sie verbinden sich auch untereinander. "Das ist ein sehr robustes System", erklärt Lehmann. Wenn beispielsweise ein "Knoten", also ein Router von Freifunk, ausfällt, suche das System den nächstbesten Weg ins Internet. "Das ist eigentlich unkaputtbar", so der Experte.

Dass sich auch Privatleute für Freifunk interessieren, zeigt indes ein Beispiel in Stockburg: Dort haben sich laut Lehmann drei Landwirte zusammengeschlossen. Durch private Haushalte könnte sich so auch die schlechte mobile Versorgung verbessern.

Öffentlich zugängliche Systeme werfen indes immer die Frage nach der Sicherheit auf. Was also passiert mit den Daten der Nutzer? Wie Lehmann ausführt, habe Freifunk zwei Ziele: Einerseits wolle man den Anschluss anonymisieren, andererseits den Nutzer. Daher würden keinerlei personenbezogene Daten gesammelt, da auch keine Anmeldung für das Netzwerk nötig ist. Lediglich eine anonyme Nutzungsstatistik über die letzten 24 Stunden – also wie viele Nutzer sich wann im Netz aufgehalten haben – gäbe es. Diese werde nach 24 Stunden wieder gelöscht. "Niemand weiß mehr, wer wo wann war", resümiert er. Darüber hinaus verschlüsseln laut Lehmann die Programme heutzutage automatisch ihre Daten – auch um Eingriffe Dritter in die Privatsphäre, die das selbe Netz nutzen, müsse man sich daher keine Gedanken machen.

Lehmann ist gebürtiger St. Georgener, die Initiative Freifunk unterstützt er auch, weil er "ein bisschen mehr Leben" in die Stadt bringen will, wie er erklärt. Anfang Juni habe man die Hundertermarke geknackt, Mitte Juni waren bereits 110 "Knoten" Teil des St. Georgener Netzes.

Weitere Helfer gesucht

Lehmann selbst gehören die fünf großen Hauptverteiler, die das Grundgerüst für die mobile Datenversorgung bilden. Die ehemaligen Funkmasten wurden mit entsprechend neuer Technik ausgestattet. Sie sind unter anderem auf dem Technologiezentrum und dem Rathaus aufgestellt. "Die Basis ist also ein historisch gewachsenes Netzwerk", erklärt Lehmann.

Seit September 2017 ist das Netzwerk öffentlich zugänglich. Anfangs gab es dabei vor allem große Probleme mit Jugendlichen, wie Lehmann erklärt. Denn die fanden schnell heraus, dass seit Kurzem an wenigen ausgewählten Plätzen kostenloses Internet zur Verfügung steht. Es seien dadurch Treffpunkte entstanden, die Lärm- und Müllprobleme mit sich brachten. "Ich habe mich dann mit der Installation weiterer Router beeilt und gehofft, dass sich das Problem von alleine löst."

Lehmann ist von der Initiative überzeugt – und hofft angesichts der wachsenden Arbeit auch auf weitere Hilfe. Interessierte können sich entweder einen Router anschaffen, um das Netzwerk so zu erweitern, Geld spenden für die Anschaffung weiterer Router für andere Standorte oder selbst Aktivist werden. "Es wäre natürlich super, wenn noch jemand als Aktivist mitwirkt", meint Lehmann. Hierzu müsse man allerdings technische Vorkenntnisse haben.

Bis sich weitere Unterstützer finden, baut Lehmann in seiner Freizeit weiter alleine die Router in der Bergstadt auf. "Pro Woche zehn Stück ist eine Zahl, die derzeit realistisch ist", sagt er über sein Arbeitspensum. Vor allem in Richtung Klosterweiher sehe es derzeit noch etwas mau aus.

Allerdings: Der Ausbau ist nicht unendlich. Bei 250 "Knoten" werde man wohl einen Punkt erreichen, an dem sich nur noch wenig tut, so Lehmanns Prognose. "Dann sind die meisten Gewerbe mit im Boot", sagt er. Den Traum vom flächendeckenden Netz werde man also wohl durch Freifunk nie erreichen, schätzt Lehmann: "Dazu bräuchten wir in St. Georgen etwa 1000 Router."

Weitere Informationen: Firma Martec-BBS, E-Mail support@martec-bbs.de