Foto: Grässlin GmbH

Neuausrichtung des Traditionsunternehmens geht weiter. Restliche Produktion siedelt nach Mexiko um.

St. Georgen - Die Firma Grässlin geht durch wirtschaftlich schwierige Zeiten, möchte aber nächstes Jahr wieder in die Gewinnzone kommen. Der Weg dorthin sorgt vorerst für einen weiteren Stellenabbau in St. Georgen.

Am Dienstag informierte die Geschäftsführung zuerst in Einzelgesprächen die 20 Mitarbeiter, denen gekündigt wird, und im Anschluss in einer Betriebsversammlung die Belegschaft über die anstehenden Veränderungen bei dem St. Georgener Traditionsunterhemen. "Die Mitarbeiter sind natürlich nicht begeistert", gibt Unternehmenssprecherin Dorothea Fichter-Fechner die Stimmung bei den Beschäftigten wieder.

Grund für die Stellenstreichung ist die Ausgliederung der im Werk verbliebenen Produktion ins Schwesternwerk nach Ciudad Juárez in Mexiko. Dorthin hatte die Grässlin GmbH bereits im vergangenen Jahr wesentliche Bestandteile der Produktion umgesiedelt und ihren Standort in Peterzell verkauft. Nun werden bis Mitte des Jahres die verbliebene Motorenfertigung sowie noch bestehende kleinere Bereiche der Spritzerei und des Werkzeugbaus nach Mexiko folgen. "Es macht keinen Sinn, den kleinen Produktionsstandort hier zu halten", meint Fichter-Fechner. Das Werk in Mexiko sei "sehr groß und sehr modern". Die Auslagerung der Produktion dorthin sorge daher für mehr Effizienz.

Auslagerung der Produktion für Unternehmen günstiger

Lediglich die Serienfertigung der jüngsten Produktfamilie, der digitalen Verteilerzeitschaltuhren talento smart, wird weiterhin in Deutschland bleiben, jedoch in Zukunft bei einem Fachzulieferer aus der Region liegen, teilt das Unternehmen mit. "Hier muss Entwicklung noch ziemlich nah dran sein", deutet Fichter-Fechner an, dass in diesem Bereich noch neue Produkte entwickelt werden und die Nähe zu Produktion und Fertigung deshalb sinnvoll ist. Jedoch sei es günstiger für das Unternehmen, auch diesen Produktionsbereich fremd zu vergeben, als weiterhin unter dem eigenen Dach in St. Georgen zu halten.

Mit der Auflösung der Produktion in St. Georgen verfolgt die Geschäftsleitung einen "über Monate ausgearbeiteten Restrukturierungsplan konsequent weiter und setzt auf die Entwicklung und Vermarktung innovativer Produktlösungen in den Geschäftsfeldern Zeitschalttechnik und Lichtsteuerung am Standort St. Georgen", heißt es von Seiten des Unternehmens.

"Die Entscheidung, die Produktion ganz einzustellen, fiel uns nicht leicht. Jedoch müssen wir die Kosteneffizienz und die Produktivität weiter steigern, um in Zukunft wachsen zu können. Dieses Ziel können wir nur erreichen, indem sämtliche Aktivitäten auf die Entwicklung und Vermarktung ausgerichtet werden", so Paulina Kowalkowska, Geschäftsführerin der Grässlin GmbH.

Weiter heißt es, die Firma baue auf das "außerordentliche Entwicklungspotenzial" des in St. Georgen verbleibenden Teams und plane, dieses zu erweitern. Derzeit würden fünf Mitarbeiter für den Standort in St. Georgen in den Bereichen Vertrieb, Marketing und Entwicklung gesucht.

Die Geschäftsleitung habe in der Mitarbeiterversammlung am Dienstag "ganz klar gemacht", dass Grässlin am Standort St. Georgen festhalte, "dass es auf jeden Fall weitergeht hier", betont die Unternehmenssprecherin. "Wir sind auf einem guten Weg. Wir haben neue Produkte auf den Markt gebracht. Die verbleibenden Mitarbeiter werden auch in Zukunft gebraucht." Und weiter meint Fichter-Fechner: "Das soll die unterste Grenze sein. Jetzt soll das Unternehmen wieder wachsen."

"Durch die Einstellung der Produktion am Standort in St. Georgen werden wir uns ab sofort ganz auf unsere Kernkompetenz konzentrieren können. Was heißt, dass wir die Entwicklung und Vermarktung innovativer, digitaler Zeitschalttechnik und Lichtsteuerung nach den neuesten technischen Standards wie bluetooth TM Technologie und Cloud-basierende Lösungen weiter vorantreiben", argumentiert Julian de la Cuesta, Director der Grässlin GmbH. "Ich bin überzeugt, die Restrukturierung ist der richtige Weg, um Grässlin in die richtigen Bahnen zu lenken. Die Produkte, die wir derzeit entwickeln und die in den nächsten zwei Jahren die Marktreife erreichen, entsprechen genau den Anforderungen unserer Kunden. Mit dieser Innovationsstärke wird Grässlin seine Konkurrenzfähigkeit erhalten und wieder in die Gewinnzone aufrücken", so Julian de la Cuesta.

"Wir hatten 2018 einen Umsatz von 14 Millionen Euro, für dieses Jahr ist ein Umsatz von 15 Millionen Euro geplant. Ab 2020 soll der Umsatz jährlich um einen zweistelligen Betrag wachsen", gibt Unternehmenssprecherin Fichter-Fechner einen Einblick in die Geschäftsziele.