Der Verein Global Forest lädt am Samstag zur Ausstellungseröffnung ein.Fotos: Hübner Foto: Schwarzwälder Bote

Vernissage: Pariser Künstler sieht St. Georgen als "de-lokalisiertes Museum" an

Wie hat der Untergang der Phonoindustrie St. Georgen beeinflusst? Das ist eine der Fragen, mit denen sich der Künstler Veit Stratmann beschäftigt. Für seine Ausstellung, die ab diesem Wochenende zu sehen ist, hat er die Bergstadt analysiert.

St. Georgen. In den Räumen des gemeinnützigen Vereins Global Forest in der Friedrichstraße 5a präsentiert der Künstler Veit Stratmann am kommenden Samstag, 22. August, Auszüge aus seinem Werkkorpus mit dem Namen Impossible Tasks.

Wie der Vorsitzende Oliver Wolf erklärt, ist der in Paris lebende Stratmann im Rahmen des vereinseigenen, sogenannten Artist-in-Residence-Programms in St. Georgen. In regelmäßigen Abständen lassen sich für einige Zeit Künstler in der Bergstadt nieder, um ein Projekt umzusetzen und es zum Abschluss ihrer Zeit in St. Georgen zu präsentieren. Im Zuge dessen ist Stratmann seit mehreren Wochen dabei, seine Werkreihe um Eindrücke aus St. Georgen zu erweitern.

Stratmanns Werkserie beschäftigt sich "mit geografischen Orten, die durch das Zusammenwirken geschichtlicher, wirtschaftlicher, sozialer und geologischer Bedingungen aus dem politischen und sozialen Raum gefallen sind".

Viele Firmen und doch viel Freiraum

Sie begann vor einigen Jahren mit einer Einladung nach L’Aquila in Italien, das von einem Erdbeben erschüttert worden war. Diesbezüglich sprach er von einer Stadt, die ihm wie "in der Zeit gefroren" erschien. Daraus entstand eine lange Text- und Bildarbeit, die zu Besuchen in Addis Abeba, Glasgow und einem Atommülllager in Soulain-Dhuis im französischen Departement Aube führte.

Die Arbeit interessierte Wolf so sehr, dass er Stratmann nach St. Georgen einlud, wo es auch in der Wirtschafts- und Industriegeschichte ein Dilemma gebe, wie er es ausdrückt. Damit spielt er auf den Umbruch an, den der Niedergang der Phono- und Uhrenindustrie einleitete.

Dabei habe sich gezeigt, dass diese "starke Unterbrechung" gar nicht so stark gewesen sei, sich kein Abgrund aufgetan habe, sondern sich langsam wieder Firmen entwickelt hätten, so Wolf. Entstanden sei aber auch viel Freiraum mit vielen leeren Schaufenstern.

Raum rund um den Marktplatz erstaunt ihn

Stratmann sieht auch mit Blick auf Kunstwerke, beispielsweise im ehemaligen Autohaus an der Bundesstraße, eine "seltsame Mischung aus privatem und öffentlichem Raum". St. Georgen sei eine Art de-lokalisiertes Museum.

Erstaunt habe ihn auch der offene, von den früheren Gebäuden hinterlassene Raum rund um den Marktplatz. Die rote Pflasterung erinnerte ihn an den Buckingham-Palast, die anzeige, dass dort keine Autos fahren dürften. Die rote Pflasterung markiere deutlich, dass es sich um einen anderen Raum handle, der trotzdem öffentlich sei.

Im Rahmen der Recherchen führten Stratmann und Wolf auch lange Gespräche mit Ehrenamtlichen des Heimatmuseums Schwarzes Tor. Daraus, und aus Spaziergängen durch verschiedene Stadtgebiete, entstanden bereits "seitenweise Notizen" und einige Fotos.

Ein zweiter Besuch wird nicht ausgeschlossen

Zur Ausstellungseröffnung am Samstag, 22. August, soll es ein Künstlergespräch geben, in dem Stratmann seine bisherigen Eindrücke St. Georgens vermittelt. Was genau aber aus den Beobachtungen entsteht, das weiß er im Moment noch nicht zu sagen.

Er nehme die Eindrücke mit, gehe damit schwanger, erklärt Wolf. Es könne auch sein, dass er in ein paar Monaten noch einmal in St. Georgen vorbeischaue, so Stratmann.

Die Ausstellung ist erstmals am Samstag, 22. August, von 15 bis 19 Uhr zu sehen und ist danach regulär von Sonntag, 23. August, bis Sonntag, 6. September, geöffnet. Veit Stratmann möchte im Rahmen der Vernissage neben einer Videopräsentation auch Auszüge aus der bisherigen Werkserie präsentieren, die ebenfalls in Form von Texten und Fotos vorliegen.