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Zum Schutz vor Corona gibt es keinen direkten Kontakt zwischen Schüler und Lehrer / Video-Anrufe und Kommunikation über das Web bieten ungeahnte Vorteile

In der Jugendmusikschule (JMS) findet der Unterricht derzeit nur noch digital statt. Das gebietet die Situation. Schüler und Lehrer ziehen hierbei eine positive Bilanz und entdecken ungeahnte Vorteile.

St. Georgen. Aus dem Zimmer von Lukas Dorer dringen volle Saxofonlaute. Auf seinem Notenständer liegen die üblichen Unterrichts-Utensilien und auch ein Gesicht schaut ihm hierbei entgegen – über das Tablet auf dem Notenpult gibt ihm sein Lehrer Tom Timmler musikalische Unterstützung.

So gestaltet sich der digitale Unterricht. Auch Gitarrenlehrer Michael Kimmel muss dabei feststellen: Zu Hause sitzen die Kinder auf ihrem Stuhl ganz anders als bei ihm in der Unterrichtsstunde. Zeit, ein paar Korrekturen anzubringen. Die Höhe des Gitarrenstuhls muss zu Hause im Kinderzimmer richtig eingestellt werden. Das habe er vor den Video-Anrufen, vor Ort in der JMS, einfach nicht beobachten können.

Doch dann gibt es da noch eine Handhabung, die nicht alle Eltern auf Anhieb teilen: Für ausgefallenen Unterricht zieht die Musikschule nach wie vor ihr Entgelt ein – denn nicht für jede Unterrichtsform kommt eine Video-Lektion in Frage.

Das Team der JMS bittet um Verständnis. Laut Sabine Posch, die dem Leitungsteam der Schule angehört, warte man derzeit selbst auf zugesagte Landesmittel, um die Situation finanziell gut durchzustehen. Seien diese abschließend bewilligt, würde man zum späteren Zeitpunkt eine gerechte, anteilige Gebührenrückerstattung an die Familien vornehmen. Derzeit habe die Schule keine Rücklagen, auch sei man ein Verein und kein gewinnorientiertes Unternehmen.

Dass Online-Unterricht funktioniert, beweisen Klavierlehrerin Annette Schulz und ihre 44 Schüler. 43 von ihnen nehmen den digitalen Unterricht in Anspruch – eine "sagenhafte Quote", befindet Sabine Posch. Doch wie sieht ein solcher Unterricht aus?

Wo Klangqualität etwas in den Hintergrund gerät, bleibt Platz für technische Basisarbeit, Notenlehre und Rhythmusübungen. Der Fernunterricht erfordert Konzentration auf Lehrer- und Schülerseite und den Schülern wird verstärkt Selbstverantwortung abverlangt.

Ein Aspekt, an den man ebenfalls nicht sofort denkt, ist der, der Begegnung. Die Eindämmung von Corona führt zu einer ausgeprägten Kontaktreduzierung. Die Unterrichtsstunde, der Kontakt zwischen zwei Menschen, bekommt hier einen besonderen Stellenwert.

Sabine Posch steht hinter dem alternativen Unterricht: "Die Kinder jetzt bis Ostern in Ruhe zu lassen, wäre der falsche Weg." Die musikalische Fortbildung müsse weiterlaufen. "Weiterüben und drei Wochen schaut keiner so genau hin" – das sei keine gute Idee, da es einen starken Unterschied zum wöchentlichen Unterricht mit dem Lehrer darstelle.

Für möglichst viele Schüler solle der Unterricht weiterbestehen. Für manche ginge das nicht, zum Beispiel für die kleinsten oder auch für bestimmten Gruppenunterricht.

Beim Musizieren in der Gruppe mache die Internet-Telefonie dem Timing ein Strich durch die Rechnung. Auch Ambitionen bei Jugend musiziert müssen daher teilweise zurückstecken.