Foto: Kusian Foto: Schwarzwälder Bote

Ein Stück Lebensraum "beseitigt" / Stadt plantErsatzmaßnahme

Die Nisthöhlen von Efeu-Seidenbienen wurden an der Kindertagesstätte Schatzinsel zerstört, weil auf dem betroffenen Gelände ein Kletterspielgerät aufgestellt wurde. Da sei etwas "total schiefgelaufen", bedauert Peter Schlenker, Abteilungsleiter Hochbau im Rathaus.

St. Georgen. "Das tut allen leid und wollte keiner", schaut Schlenker zurück auf die Ereignisse der vergangenen Wochen, bei der der Naturschutz letztlich das Nachsehen hatte.

Aber von Anfang an: Bereits im September vergangenen Jahres hatte sich die Leitung der evangelischen Kita an Karin Kusian gewendet. Kusian ist Mitglied im Imkerverein St. Georgen und hatte selbst ihre drei Kinder in der "Schatzinsel" und war somit den Erzieherinnen dort bekannt als Bienenfachfrau. Wie sich Kusian erinnert, wollte der Kindergarten damals abklären, ob eine Gefahr für die Kinder durch die Wildbienen bestehe, die auf einem etwa 25 Quadratmeter großen Sandgelände an der Kita hin- und herflögen. Genau in diesem Bereich sollten die neuen Kletterspielgeräte aufgestellt werden.

Kusian gab Fotos der Tiere an den Kreisvorsitzenden der Imker, Bernd Möller, und den Wildbienenexperten Paul Westrich weiter. Von dieser Seite wurde die Wildbiene bei der "Schatzinsel" als Efeu-Seidenbiene identifiziert.

Kusian konnte Befürchtungen der Kita ausräumen. Wildbienen seien allgemein "sehr friedfertig". Stechen würden sie eigentlich nur, wenn man sie in die Hand nehme und drücke. Bei einer Ortsbesichtigung ermittelte Kusian rund 35 der Seidenbienen, die auf dem Sandgelände offensichtlich ihre Brutröhren angelegt hatten. Im Gespräch mit der Kindergartenleitung habe sie auch auf den Schutzstatus der Bienen hingewiesen. Ein weiteres Gespräch habe sie mit einem Vertreter der evangelischen Kirche in Villingen geführt.

Doch offensichtlich haperte es letztlich an der schnellen Weiterleitung der Information. Wie Schlenker erklärt, sei er erst Anfang April vom Kindergarten über die Situation informiert worden, als der Sand bereits abgetragen war, um dort die Spielgeräte aufzustellen.

"Wir nahmen daraufhin sofort Kontakt mit der Naturschutzbehörde beim Landratsamt auf", erklärt Schlenker, um zu erfahren, ob noch irgend was für die Bienen gemacht werden könne. Doch die Antwort von Seiten der unteren Naturschutzbehörde sei eindeutig gewesen. Hierfür sei es zu spät.

Wie vom Landratsamt zu erfahren ist, sei der Stadt St. Georgen empfohlen worden, nach Abschluss der Gartengestaltung des Kindergartens ein sandig-erdiges Ersatzhabitat an geeigneter Stelle zu schaffen. "Wir gehen davon aus, dass dieses Ersatzbiotop angelegt wird und der Efeu-Seidenbiene in St. Georgen weiterhin Nistmöglichkeiten und Efeupflanzen als Nahrungsquelle zur Verfügung stehen", so Kristina Diffring, Pressesprecherin der Kreisbehörde. Sinnvoll in solchen oder ähnlichen Fällen sei es aber, frühzeitig mit dem Landratsamt Kontakt aufzunehmen, um die geeigneten Maßnahmen direkt mit den Fachleuten abzustimmen.

Diffring merkt an, dass es sich bei der Efeu-Seidenbiene um eine Art handle, die als nicht vom Aussterben bedroht gelte. Sie sei eine wärmeliebende Wildbienenart, die sich klimabedingt derzeit in Mitteleuropa ausbreite.

Schlenker betont, dass die Sache unglücklich gelaufen sei. Der Kindergarten sei natürlich auch an Naturschutz und solchen Themen interessiert und habe beispielsweise auch ein Insektenhotel vor Ort. Im Laufe des Jahres werde sich voraussichtlich herauskristallisieren, wo die Ersatzmaßnahme vorgenommen werde.

Mittlerweile ist der abgetragene Sand wieder auf das Gelände mit den neuen Spielgeräten zurückgebracht worden. Und wer weiß, vielleicht siedelt sich die Efeu-Seidenbiene wieder dort an.

Die Stadtverwaltung möchte aus dem Vorfall lernen und laut Schlenker künftig genauer darauf achten, wenn bei Spielplatzkontrollen der Austausch von Sandflächen ansteht.